Inschriftenkatalog: Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 22 Obernkirchen, Stiftskirche St. Marien 1411

Beschreibung

Grabplatte für Ludwig vom Haus und seine Ehefrau Heilwig. Stein. Die hochrechteckige Platte war zum Zeitpunkt der Aufnahme im Sommer 2009 im nördlichen Seitenschiff der Kirche aufgerichtet. Zwischenzeitlich war sie an der Nordseite des Turms aufgestellt.1) Im Innenfeld ein gespaltener Wappenschild mit je einem in Ritzzeichnung ausgeführten Vollwappen in den beiden Feldern. Der Schildinhalt ist als Flachrelief gestaltet. Die zwischen Begrenzungslinien eingehauene Inschrift läuft um die Platte um. Die hochgestellten o der Jahreszahl sind oberhalb der Begrenzungslinie eingehauen. Eine Fotografie aus der Zeit der Kunstdenkmälerinventarisierung2) zeigt, dass die Kerbe der Buchstaben ursprünglich mit einer dunklen Masse verfüllt war.

Maße: H.: 213 cm; B.: 103,5–105 cm; Bu.: 6 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Katharina Kagerer) [1/1]

  1. Anno · d(omi)ni · mo · cocococo · xoi · / i(n) vigilia · b(ea)ti · petri · ad vincula3) O(bierunt)a) Lodewicvs · van de(m) · / hvs · et heylewichb) · / vxor · eius · qvorvm · dvo · corpora · hic · sepvlta

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1411 am Tag vor Petri Kettenfeier starben Ludwig vom Haus und seine Ehefrau Heilwig, deren beider Leiber hier bestattet sind.

Wappen:
Ewinghaus4)/Haus5)

Kommentar

Die Buchstaben entsprechen weitgehend dem üblichen Formenrepertoire der gotischen Minuskel. Das g ragt nicht in den Unterlängenbereich; am Schaft setzt ein waagrechter Zierstrich an. Schaft-r und Bogen-r treten nebeneinander auf. Der Versal A, die de-Ligatur und das s, dessen breiter Mittelteil waagrecht liegt, gleichen den entsprechenden Buchstaben auf der Grabplatte für den 1403 verstorbenen Wulbrand vom Haus (Nr. 21).

Ludwig war möglicherweise ein Bruder des Wulbrand vom Haus. Ludwigs und Heilwigs Sohn Brand vom Haus wurde ebenfalls in Obernkirchen bestattet (Nr. 23). Zur Grablege der Familie vom Haus im Stift Obernkirchen vgl. Nr. 21.

Textkritischer Apparat

  1. O(bierunt)] D Kdm.; D(ominus) Mahrenholtz, Tebbe.
  2. heylewich] heulwich Kdm.; hadewich Mahrenholtz, Tebbe.

Anmerkungen

  1. Kdm. Kreis Grafschaft Schaumburg, S. 87.
  2. Bildarchiv Foto Marburg, Bilddatei-Nr. 811.779 von Ludwig Bickell, vermutlich 1892 entstanden, http://www.bildindex.de/document/obj20770092?medium=fm811779, zuletzt benutzt am 5.5.2017.
  3. 31. Juli.
  4. Wappen Ewinghaus II (gespalten: 1. zwei Balken, 2. ein an die Spaltungslinie gelegter halber Adler; Helmzier: Hahn); vgl. Spießen, Wappenbuch, S. 49 u. Tafel 120; hier abweichend: 1. vier Turnierkrägen oder gezinnte Balken übereinander; Helmzier: Narrenkappe. Möglicherweise hatte Spießen nur eine undeutlich erkennbare Vorlage zur Verfügung. Mahrenholtz gibt an, es handle sich um das Wappen einer Familie von Emmichusen, was er mit Eimbeckhausen gleichsetzt (die Familie vom Haus war in Eimbeckhausen (Lkr. Hameln-Pyrmont) begütert). Dies scheint aber nicht überzeugend.
  5. Wappen Haus (gestümmelter Ast); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 66 u. Bd. 2, Tafel 160.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Grafschaft Schaumburg, S. 87.
  2. Mahrenholtz, Grabsteine, Nr. 12, S. 124 u. Abb. S. 123.
  3. Tebbe, Epitaphien, Nr. 94, S. 221 (nach Mahrenholtz).

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 22 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0002205.