Inschriftenkatalog: Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 13 Obernkirchen, Stiftskirche St. Marien 3. V. 14. Jh.

Beschreibung

Sakramentsnische. Holz, farbig gefasst, und schmiedeeisernes Gitter. Die im Chorraum eingemauerte Sakramentsnische besteht aus einem Mittelteil und zwei klappbaren Seitenflügeln. Die eigentliche Nische wird von einem mit Rosetten besetzten Gitter verschlossen. Darüber gotisches Maßwerk. Auf den Seitenflügeln halbplastische Schnitzfiguren. Die Figur des linken Seitenflügels war bereits Anfang des 20. Jahrhunderts verloren.1) Der rechte Flügel zeigt einen farbig gefassten Heiligen, der in der linken Hand ein Schriftband mit der aufgemalten Inschrift hält; Teile der Farbfassung des Schriftbands sind abgeplatzt. Die rechte Hand, die vermutlich auf die Sakramentsnische zeigte, ist verloren.

Maße: H.: 88,5 cm; B.: 55 cm (Mittelteil), 27,5 cm (Seitenflügel); Bu.: 0,8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal der gotischen Majuskel.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Katharina Kagerer) [1/2]

  1. Ecce veru[m - - - ]

Übersetzung:

Siehe den wahren [Leib Christi].

Kommentar

In älteren Ausstellungskatalogen wird das Objekt in die Zeit um 1330 bzw. 1340 eingeordnet.2) Auch Robert Suckale nimmt aufgrund baugeschichtlicher Erwägungen eine Entstehung „bald nach 1330“ an.3) Allerdings wäre ein so frühes Vorkommen der gotischen Minuskel eher ungewöhnlich. Auch stilkritische Merkmale4) lassen eher an eine Datierung ins dritte Viertel des 14. Jahrhunderts denken.

Der Text bildet eine Variation des Hymnus Ave verum corpus;5) dem Zeigegestus des Heiligen entsprechend wurde das Wort Ave durch Ecce ersetzt.

Anmerkungen

  1. Katalog Kunst und Kultur im Weserraum, Bd. 2, Kat. Nr. 47, S. 356. Eine Abbildung in Kdm. Kreis Grafschaft Schaumburg zeigt den Zustand um 1892 (Tafel 107,3). Suckale (Stift Obernkirchen, S. 23) mutmaßt, dass links Maria dargestellt war.
  2. Katalog Religiöse Kunst aus Hessen und Nassau, Textband, Nr. 39, S. 35 u. Tafelband I, Tafel 42b; Katalog Kunst und Kultur im Weserraum, Bd. 2, Kat. Nr. 47, S. 356 mit Diskussion eventueller Werkstattzusammenhänge.
  3. Suckale, Stift Obernkirchen, S. 23. Zur Baugeschichte der Obernkirchener Stiftskirche vgl. Nr. 8.
  4. Die Figur und ihre Gewandfalten sind bereits deutlich in der Breite entwickelt (vgl. Katalog Kunst und Kultur im Weserraum, Bd. 2, Kat. Nr. 47, S. 356); für wertvolle Hinweise danke ich Thomas Noll (Göttingen).
  5. Analecta hymnica 54, Nr. 167, S. 257.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Grafschaft Schaumburg, Tafel 107 (Abb.).
  2. Katalog Kunst und Kultur im Weserraum, Bd. 2, Kat. Nr. 47, S. 356.
  3. Suckale, Stift Obernkirchen, S. 23.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 13 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0001306.