Inschriftenkatalog: Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 11 Obernkirchen, Stiftskirche St. Marien 2. D. 14. Jh.

Beschreibung

Zierstein. Der querrechteckige Stein ist über der östlichen Tür an der Nordseite der Kirche eingemauert. In der Mitte des Steins ist ein Scheibenkreuz erhaben herausgearbeitet. Die eingehauene Inschrift A läuft um den Rand der Scheibe um. Im inneren Kreis in den vier durch das Kreuz abgeteilten Feldern jeweils Dreipassmaßwerk. Links neben dem Kreuz ist in den Stein ein einzelner Buchstabe (Inschrift B) in Kontur eingehauen.

Maße: H.: 39 cm; B.: 60 cm; Bu.: 3 cm (A), 12 cm (B).

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/1]

  1. A

    HOC · CONTRA · SIGNUM · NVLLUM · STET · PERICULV(M) ·1)

  2. B

    H

Übersetzung:

Gegen dieses Zeichen soll keine Gefahr bestehen bleiben. (A)

Versmaß: Rhythmischer iambischer Trimeter mit Binnenreim (A).

Kommentar

In der Inschrift liegt eine ausgeprägte gotische Majuskel vor; sowohl C als auch E und U mit Abschlussstrich. V und U treten nebeneinander auf, ebenso kapitales und rundes T sowie kapitales und unziales M. Unziales H, rundes N. Beim kapitalen M sind die Sporen an den oberen Schaftenden zu einer Art Deckbalken verbunden.

Der Stein ist auf die Mitte des 14. Jahrhunderts zu datieren. Zu dieser Zeit wurde die Stiftskirche von einer romanischen Basilika zu einer dreischiffigen Hallenkirche umgebaut (vgl. Nr. 8).2) Im Gegensatz zu der ebenfalls an der Nordwand der Kirche angebrachten Bauinschrift Nr. 8 von 1355, die in der „moderneren“ Form der gotischen Minuskel ausgeführt ist, wählte man für die etwa zur gleichen Zeit entstandene Inschrift des Scheibenkreuzes noch die Form der gotischen Majuskel.

Das Scheibenkreuz hat mit seiner apotropäischen Inschrift die Funktion eines Schutzzeichens. Der Text ist dem Bischof Heribert von Eichstätt († 1042) zugeschriebenen Hymnus Salve crux sancta entnommen, der in einer Reihe von mittelalterlichen Breviarien enthalten war und v. a. bei den Festen der Kreuzauffindung (3. Mai) und der Kreuzerhöhung (14. September) gesungen wurde.3)

Die Bedeutung der Inschrift B auf dem Quader bleibt ungewiss. Denkbar wäre, dass er die Initiale der von 1347 bis 1363 amtierenden Priorin Rixa Hake4) darstellt.

Anmerkungen

  1. Analecta hymnica 50, Nr. 223, S. 291f.
  2. Brosius, Stift Obernkirchen 1167–1565, S. 23.
  3. CAO 4, Nr. 8388.
  4. Brosius, Stift Obernkirchen 1167–1565, S. 207.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Grafschaft Schaumburg, S. 83 (A).

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 11 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0001102.