Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 660 Bad Nenndorf, Godehardi-Kirche 1647–1662

Beschreibung

Epitaph für Otto Klott (Clodius) und seine Ehefrau Margaretha Backhaus. Stein. Das Epitaph in Ädikulaform ist außen in die Nordwand des Turms eingemauert. In der Nische des Hauptgeschosses, die von Pfeilern und seitlichem Rollwerk mit Engelsköpfen gerahmt ist, unter einem Rundbogen die Darstellung der sechs Mitglieder der Familie. Sie knien unter einem Kruzifix mit dem Titulus A. In den Bogenzwickeln zwei Vollwappen. Im heraldisch linken Wappen die Inschrift B. Am Unterhang umgeben von Rollwerk eine querovale Kartusche mit der in elf Zeilen verlaufenden Inschrift C; die Buchstabenhöhe ist in den unteren fünf Zeilen etwas geringer. Als Bekrönung ein geschweifter Aufsatz mit einem Engelskopf im Relief. Inschrift A ist eingehauen, Inschrift B erhaben ausgehauen, C erhaben in vertieftem Feld.

Maße: H.: ca. 270 cm; B.: ca. 115 cm; Bu.: ca. 1,5 cm (A, B), 2,2 cm (C).

Schriftart(en): Kapitalis (A, B), Kapitalis mit Versalien (C).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/2]

  1. A

    I(ESUS) . N(AZARENUS) . R(EX) . I(UDAEORUM) .1)

  2. B

    M(ARGARETHA) B(ACHAUS)

  3. C

    A(NN)O 1576a) DEN 15 IANUARY ISTb) / DER ERNUESTER FURNEMER VNDT / WOLGEACHTER OTTO KLOTT LANDT/GRAFFL(ICH) HESZISCH(ER) VNDT SCHAUMBURSZ(ER) WOLBE/STALTER OBERFURSTER · GEBORN · VND A(NN)O 16< . . > / DEN < - - - > IN GOTT ENTSCHLAFFEN AETAT(IS) < . . > IAHR < . . > / A(NN)O 1587 DEN 14 MAY IST DIE VIEL EHR VND TUGENT/REICHE FRAWE MARGARETHA BACHAUS IN DIESE / WELT GEBOREN VND A(NN)O 16< . . > DEN < - - - > IN GOT / ENTSLAFFEN IHRES ALTERS < . . > IAHR < . . > / HABEN GEZEUT 3 SOH(NE) 1 TOH(TER) ·

Wappen:
Klott,2) Backhaus3)

Kommentar

Die Kapitalis ist mit breiter Strichstärke ausgeführt, vor allem die senkrechten Schäfte und der Schrägschaft des N. Rundes U mit rechtem Schaft. Der linke Schrägschaft des Y ist gebogen. Beim K sind beide Schrägschäfte geschwungen. Z in HESZISCH(ER) und SCHAUMBURSZ(ER) in Form einer spitzen 3, in GEZEUT einstöckiges Z mit Mittelbalken. Der Schaft der 1 unten gegabelt.

Otto Klott wurde der Leichenpredigt zufolge im Jahr 1566 in Harburg geboren (vermutlich ist das Geburtsjahr auf dem Epitaph falsch angegeben). Sein Taufpate war Herzog Otto II. von Braunschweig-Harburg, dessen Sohn er nach Ungarn in den Türkenkrieg begleitete. Danach trat Otto Klott in den Dienst des Claus von Münchhausen (zu ihm Nr. 350) und anschließend in den des Grafen Ernst von Holstein-Schaumburg, der ihn zum Oberförster in Nenndorf ernannte.4) Auch unter den Nachfolgern des Grafen Ernst und selbst noch unter Landgräfin Amalie Elisabeth von Hessen-Kassel und Landgraf Wilhelm VI. von Hessen-Kassel übte er dieses Amt aus;5) auf dem Titelblatt der gedruckten Leichenpredigt wird er als Oberförster des Amtes Rodenberg bezeichnet.

Otto Klott heiratete in erster Ehe Catharina Steinmann, die Tochter des Barsinghausener (Region Hannover) Predigers Heinrich Steinmann. Nachdem sie nach siebenjähriger Ehe verstarb,6) heiratete Klott vermutlich 1612 Margaretha Backhaus, die Tochter des Hohnhorster Pastors Cordt Backhaus (vgl. Nr. 524).7) Aus der Ehe gingen, wie auch auf dem Epitaph festgehalten, drei Söhne und eine Tochter hervor; einer der Söhne verstarb bereits im Kindesalter.8) Der Sohn Julius Clodius (1621–1680) wurde unter Philipp von Schaumburg-Lippe Kammerrat.9)

Otto Klott starb am 27. Juni 1662 im Alter von 97 Jahren in Nenndorf und wurde dort am 4. Juli bestattet.10) Margaretha Backhaus war damals noch am Leben.11)

Das Epitaph, auf dem der Platz für die Sterbedaten frei gelassen wurde, ist demnach vor 1662 entstanden. Als terminus post quem kann aufgrund von Klotts Amtsbezeichnung als LANDT/ GRAFFL(ICH) HESZISCH(ER) VNDT SCHAUMBURSZ(ER) WOLBE/STALTER OBERFURSTER das Jahr 1647 gelten, als die Teilung der Grafschaft Schaumburg in einen lippischen und einen hessischen Teil vollzogen wurde. Da Klott auch damals schon sehr betagt war, ist nicht ausgeschlossen, dass er das Epitaph noch vor 1650 anfertigen ließ; in der Leichenpredigt wird hervorgehoben, dass er bey gesunden Tagen […] für sich und die Seinigen sein Begräbniß verfertigen12) ließ.

Textkritischer Apparat

  1. 1576] wohl versehentlich statt 1566 (s. Kommentar).
  2. IANUARY IST] JANUARS D(OMI)NI Tebbe.

Anmerkungen

  1. Io 19,19.
  2. Wappen Klott (liegender Ast, aus dem ein Stengel mit drei Blüten hervorwächst).
  3. Wappen Backhaus (von Pflanze umwundener, schräggestellter Stab, oben und unten begleitet von je einer Blüte).
  4. Leichenpredigt für Otto Klott, S. 50–57.
  5. Leichenpredigt für Otto Klott, S. 57–59.
  6. Leichenpredigt für Otto Klott, S. 55.
  7. Hermann Bokelmann spricht davon, dass die Ehe bis ins 50. Jahr gewährt habe (Leichenpredigt für Otto Klott, S. 56).
  8. Leichenpredigt für Otto Klott, S. 56f.
  9. Adam Stammer, Agnoteta Spiritualis [Leichenpredigt für Julius Clodius], Rinteln 1680 (SUB Göttingen, Sign. 4 Conc. fun. 50 (9)), Titelblatt u. S. 62.
  10. Leichenpredigt für Otto Klott, Titelblatt.
  11. Vgl. Leichenpredigt für Otto Klott, S. 3.
  12. Leichenpredigt für Otto Klott, S. 61.

Nachweise

  1. Tebbe, Epitaphien, Nr. 11, S. 185f. (C).

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 660 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0066005.