Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 643 Lauenhagen, Maria-Magdalenen-Kirche 1. H. 17. Jh.

Beschreibung

Gemälde aus einem Altarretabel. Öl auf Leinwand. Das Gemälde zeigt das Letzte Abendmahl. In einem von Säulen gestützten Raum im Vordergrund ein Mann, der sich über einen Korb mit Wäsche beugt, neben ihm Hunde, die sich balgen. Auf einem Podest dahinter Jesus und die Jünger beim Abendmahl, deren Gemeinschaft durch einen Vorhang vom übrigen Raum abgetrennt ist. Im Bildhintergrund eine Empore, auf der ein hell und ein dunkel gekleideter Mann zu erkennen sind. Die Inschrift ist unterhalb des Bildes dreizeilig in Hellbraun auf schwarzem Grund aufgemalt. Bild und Inschrift sind stark restauriert. Die Seitenflügel des Altarretabels, dessen Mittelbild das Gemälde ursprünglich war, zeigten Jesus am Ölberg und die Auferstehung.1)

Das Bild ist jetzt in ein in jüngster Zeit neu angefertigtes dreiflügeliges Altarretabel eingefügt. Auf den Innenseiten der Flügel Inschriften aus jüngerer Zeit.2)

Maße: H.: 193,2 cm; B.: 164 cm; Bu.: 4,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis mit Minuskeln und Versal.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/2]

  1. WELCHER UnWÜRDIG VOn DIESEM BRODT ISSET / ODER VOn DEM KELCH DES HERREn TRInCKET DER / JST SCHULDIG An DEM LEIBE UnDT BLUTTa) DES HERRen · 1 · COR · 11 ·3)

Kommentar

Die Kapitalis, die aus hohen, schmalen Buchstaben besteht, ist von zahlreichen runden Elementen geprägt: rundes U mit rechtem Schaft, B mit eingerollten Bogenenden, die einander nicht berühren; ähnlich setzen Bogen und Cauda des R am Schaft an. Die beiden Schrägschäfte des K sind durchgebogen. Das unziale G besteht aus einem kleinen, etwa bis zur Mittellinie herabreichenden Bogen und einer unten ansetzenden Cauda, die bis zur Grundlinie herabreicht und an ihrem Ende nach links umgebogen ist. Beim Mittelteil des M stehen die beiden Schrägschäfte jeweils über den linken und rechten Schaft über; sie sind dort umgebogen. Beim verschränkten W sind die beiden mittleren Schrägschäfte oben umgebogen. Bei B, D und R stehen die Bogenenden oben und unten nach links über den Schaft über.

Einige Details der Darstellung orientieren sich an einem 1585 entstandenen Stich des Hendrik Goltzius nach einem Gemälde von Pieter Coecke (1527)4) (der Jünger ganz rechts, der das Kinn auf seine rechte Hand stützt; der Jünger ganz links, der, mit seiner Rechten gestikulierend, mit seinem Nachbarn spricht; der bärtige Jünger (dritter von links), der seine Wange auf die rechte Hand stützt; die sich balgenden Hunde).

Als Maler des Gemäldes wurde Hermann Moller (zu ihm Nr. 533) vermutet.5) Anhand des epigraphischen Befunds lässt sich diese Annahme jedoch in keiner Weise stützen. Die Personendarstellungen erlauben keine Aussage, weil sie stark durch Restaurierung überformt sind.

Textkritischer Apparat

  1. Zweites T kleiner unter das erste T gestellt.

Anmerkungen

  1. Bentrup, Kirchen in Schaumburg, S. 97 (vgl. eine vor 1945 entstandene Fotografie im NLD, Bildarchiv Foto Marburg, http://www.bildindex.de/document/obj20666120?medium=mi06806g05, zuletzt benutzt 5.5.2017). Eine Abbildung des früheren Altars auch bei Kölling, Aus der Geschichte des Kirchspiels Lauenhagen, S. 209.
  2. Sie geben die Einsetzungsworte nach evangelisch-lutherischem Wortlaut wieder. Die Schriftgestaltung orientiert sich an der Inschrift auf dem Gemälde.
  3. 1 Ko 11,27.
  4. Abgedruckt bei Oertel, Das protestantische Abendmahlsbild, S. 242; dieses Abendmahlsbild diente häufiger als Vorbild für Altargemälde im norddeutschen Raum (vgl. ebd., S. 232).
  5. Bentrup, Kirchen in Schaumburg, S. 97; Dehio, Kunstdenkmäler Bremen/Niedersachsen, S. 833; Bildarchiv Foto Marburg, http://www.bildindex.de/document/obj20666121?medium=mi06806g07, zuletzt benutzt am 5.5.2017.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 643 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0064304.