Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 639 Rodenberg (Grove), St. Jacobi 1650

Beschreibung

Zwei Gemälde. Öl auf Leinwand. Porträts des Pastors Julius Tegtmeier und seiner Ehefrau Maria Christina Dame. Die Gemälde gelangten 2008 aus Hannoveraner Familienbesitz in die Rodenberger Kirche.1) Eine Rodenberger Provenienz ist jedoch sehr wahrscheinlich. Das linke der beiden Gemälde zeigt den bärtigen Pastor im Hüftbild mit Talar und Halskrause, in seiner Linken ein geschlossenes Buch. Rechts neben seinem Kopf ist die Inschrift I in Gold auf dunklem Grund aufgemalt. Das Zeilenende der zweiten und dritten Zeile ist durch den Rahmen verdeckt. Das rechte Gemälde zeigt seine Ehefrau ebenfalls im Hüftbild. Sie trägt ein schwarzes Kleid mit weißem Kragen und weißen Manschetten, auf dem Kopf eine weiße Haube. In ihrer Linken hält sie Handschuhe, mit ihrer Rechten stützt sie sich auf ein auf einem Tisch liegendes geschlossenes Buch. Links von ihrem Kopf die ebenfalls in Gold auf dunklem Grund aufgemalte Inschrift II.

Maße: H.: 101 cm (I), 102 cm (II); B.: 67 cm (I), 68 cm (II); Bu.: 0,6–0,8 cm (I), 0,6 cm (II).

Schriftart(en): Humanistische Minuskel mit Kapitalisversalien (I), Fraktur (II).

  1. I

    Natus Anno 1597 3. Sept(embris) / Ad officium evocatus Bucceburgum 162[ . ] / Translatus Rodenbergam 16[ . . ]a) / Anno 1650

  2. II

    Gebohren 1615 / Geehliget 1635 / Anno 1650

Übersetzung:

Geboren im Jahr 1597 am 3. September. Nach Bückeburg in sein Amt berufen 162[?], versetzt nach Rodenberg 1638 [?]. Im Jahr 1650. (I)

Kommentar

Auch wenn auf den Porträts Eigennamen fehlen, kann es sich bei dem dargestellten Pastor nur um Julius Tegtmeier handeln, der von 1638 bis 1664 Pastor in Rodenberg war. Er war der Sohn Thomas Tegtmeiers aus Hess. Oldendorf (Lkr. Hameln-Pyrmont) und der Anna Vordemann, der Tochter des Hattendorfer Pastors Johannes Vordemann.2) Julius Tegtmeier immatrikulierte sich 1613 an der Universität Helmstedt.3) Zunächst war er Konrektor in Hess. Oldendorf; danach hatte er die zweite Pfarrstelle in Bückeburg inne. Von 1638 bis zu seinem Tod 1664 war er Pastor in Rodenberg. Seine Ehefrau Maria Christina, mit der er der Inschrift zufolge seit 1635 verheiratet war, war die Tochter Eberhard Dames und Clara Hansings aus Bückeburg.4) Maria Christina Dame war vermutlich Tegtmeiers zweite Ehefrau, denn ein bereits im Jahr 1632 geborener Sohn namens Johann Wilhelm Tegtmeier ist später als Pastor in Hohenrode nachgewiesen.5)

Textkritischer Apparat

  1. Wohl zu ergänzen zu 1638.

Anmerkungen

  1. Freundliche Mitteilung von Pastor Ralf Janßen.
  2. Paulus, Nachrichten, S. 184.
  3. Matrikel Helmstedt, Bd. 1, Abt. 1, S. 229, Nr. 133 (Eintrag vom 27. März 1613): Julius Degetmeier, Oldendorp.
  4. Paulus, Nachrichten, S. 184; vgl. Meyer, Pastoren, Bd. 1, S. 138 (das dort angegebene Geburtsdatum 25. März 1600 dürfte fehlerhaft sein); Roth, Auswertungen von Leichenpredigten, Bd. 5, Nr. 4474 (Leichenpredigt auf Julius Tegtmeiers Tochter Anna Clara Tegtmeier aus dem Jahr 1726).
  5. Er hatte an der Universität Rinteln studiert und war zeitweise Rektor in Rodenberg (Schormann, Rintelner Studenten, S. 126, Nr. 922; vgl. Meyer, Pastoren, Bd. 1, S. 526). Paulus (Nachrichten, S. 184 Anm.) referiert eine Überlieferung, wonach Tegtmeier mit einer Tochter des Nenndorfer Pastors Christian Bokelmann (vgl. zu ihm Nr. 513) verheiratet gewesen sei. Aus Paulus’ Formulierung sprechen Zweifel an dieser Behauptung, die aus chronologischen Gründen problematisch ist, da Bokelmann erst aus seiner zweiten Ehe, die er 1614 eingegangen war, Töchter hatte. Tatsächlich finden sich in der Leichenpredigt auf Bokelmann keine Hinweise auf eine Ehe einer seiner Töchter mit Tegtmeier. Vielmehr war Bokelmanns Sohn Hermann mit einer Anna Clara Tegtmeier verheiratet (Leichenpredigt für Christian Bokelmann, fol. A Iv).

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 639 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0063907.