Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 637 Privatbesitz 1649

Beschreibung

Epitaph für Franz von Ditfurth und seine Familie. Holz. Das nur in Resten erhaltene Epitaph stammt aus der 1874 abgebrochenen Nicolaikirche in Altenhagen.1) Das jetzt separat mit einem modernen Rahmen versehene Ölgemälde, das ursprünglich den Mittelteil bildete, zeigt in der Mitte den Gekreuzigten, im Hintergrund die Stadtsilhouette Jerusalems. Unter dem Kruzifix knien links Franz von Ditfurth, hinter ihm drei Söhne. Der Sohn ganz links ist durch ein Kreuz als verstorben gekennzeichnet. Am rechten Bildrand kniet die Ehefrau, links von ihr drei Töchter, vor ihr zwei im Kleinkindalter verstorbene Töchter in weißen Kleidchen. Die Inschrift A ist in der rechten unteren Ecke in Gelb auf hellbraunem Grund aufgemalt.

Ferner sind zwei hölzerne hochrechteckige Rahmenteile des Epitaphs vorhanden, die sich ursprünglich links und rechts des Gemäldes befanden. Jedes der Rahmenteile zeigt 16 aufgemalte Vollwappen in zwei Kolumnen mit je acht Wappen untereinander. Unter jedem Wappen ist in hellbrauner Farbe eine Beischrift aufgemalt. Die Stücke sind stark beschädigt, so dass das Wappenbild und die Beischriften zum Teil nicht mehr erkennbar sind. Die Ahnenprobe des Ehemanns, ursprünglich auf der heraldisch rechten Seite angebracht, zeigt die Wappen mit den Beischriften B1, die Ahnenprobe der Ehefrau, ursprünglich auf der heraldisch linken Seite, zeigt die Wappen mit den Beischriften B2. Eine biographische Inschrift war bereits Ende des 19. Jahrhunderts nicht mehr vorhanden.2)

Maße: H.: 92,5 cm (A, ohne Rahmen), 115,5 cm (B); B.: 77,3 cm (A, ohne Rahmen), 22 cm (B); Bu.: 0,9 cm (A), 1,1 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    S. N. 1649

  2. B1

    [D(IE)] V(ON) DIT[FURTH]  [ - - - ]E[ - - - ] 
    [ . ] MUNCHAUSEN  D(IE) V(ON) RE[DE]RN 
    [V(ON)] SCHVNEBARNER  D(IE) V(ON) [ - - - ] 
    [ . . ] LANGEN  D(IE) [V(ON) - - - ] 
    [V(ON) WAR]T[ENSLEB]EN  D(IE) V(ON) SO[ . . . ]Na) 
    [ . . ] ROTTORP  D(IE) V(ON) H[ . SS . . H . RST] 
    [ - - - E . EN]  [ - - - ] 
    [ - - - ]  [ - - - ] 

  3. B2

    [ . ] V(OM) BRINC[K]  D(IE) V(ON) ST[EDING] 
    [ - - - ]  [ - - - ]ENB[R]V[ . . ] 
    D(IE) [ . WEC - - - ]  [ - - - ] 
    D[IE] KNIG[ - - - ]  [ . ] V(ON) O[ . . ]N[ - - - ] 
    D(IE) V(ON) [ - - - ]  [ - - - ] 
    [ - - - ]NH[ - - - ]  [ - - - ] 
    [ - - - ]  [ - - - ] 
    [ - - - ]  [ - - - ] 

Wappen:
Ditfurth3)Bardeleben11)vom Brinck19)Steding27)
Münchhausen4)Reeden12)Exterde20)Kerssenbrock28)
Schuneberner5)Friesenhausen13)Wechler21)Dincklage29)
Langen6)?14)Knigge22)Oeynhausen30)
Wartensleben7)?15)?23)?31)
Rottorp8)Haselhorst16)Iggenhausen?24)Kanne?32)
Wegeleben9)Ilten17)Bothmer25)Wale33)
Klencke10)Mandelsloh18)Friesenhausen26)Amelunxen34)

Kommentar

Franz von Ditfurth wurde am 12. Oktober 1590 in Stadthagen als Sohn des Hans von Ditfurth (Nr. 415) und der Anna Margarete von Bardeleben geboren. Nach dem Schulbesuch in Stadthagen und Möllenbeck immatrikulierte er sich 1604 an der Universität Marburg.35) 1606 ging er zurück in die Grafschaft Schaumburg, um das Gut Dankersen zu verwalten. Von 1607 bis 1609 war er Hofjunker bei Graf Hermann von Holstein-Schaumburg, um anschließend im Jülich-Klevischen Erbfolgestreit zu kämpfen. Von 1612 bis 1616 war er Hofmeister des Grafen Georg Hermann, des Bruders des Grafen Ernst von Holstein-Schaumburg. Später wurde er Hofmeister unter Graf Otto zur Lippe, den er auf verschiedenen Reisen begleitete. Als Anführer zweier von ihm im Auftrag Ernst von Mansfelds angeworbener Kompanien beteiligte er sich an der Schlacht am Weißen Berg 1621. 1622 wurde Franz von Ditfurth Drost der Ämter Sachsenhagen, Hagenburg, Bokeloh und Mesmerode. Er gab dieses Amt 1630 auf und übernahm das Gut Riepen, wurde aber nach dem Tod des Grafen Hermann 1634 erneut zum Drosten ernannt, nach dem Tod des Grafen Jobst Hermann 1635 zum Landdrosten mit der Aufsicht über alle Ämter der Grafschaft Schaumburg. Nach dem Aussterben der Grafen von Holstein-Schaumburg im Jahr 1640 blieb Franz von Ditfurth bis zu seinem Tod am 20. Februar 1654 Drost der an die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg gefallenen Ämter Bokeloh und Mesmerode.36) Franz von Ditfurth wurde am 13. April 1654 in Hagenburg begraben.37) Sein Grabdenkmal befindet sich jetzt auf dem Ditfurthschen Familienfriedhof beim Gut Dankersen.38) Das vorliegende hölzerne Epitaph wurde bereits zu seinen Lebzeiten bei einem Maler mit den Initialen S. N. (vgl. Inschrift A) in Auftrag gegeben. Franz von Ditfurth war seit 1636 mit dem Namen „der Rotbraune“ Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft.39)

Am 18. Mai 1628 heiratete Franz von Ditfurth Anna Margarethe vom Brinck, die Tochter des Dietrich vom Brinck (Nr. 557) und der Lucia Maria von Steding (Nr. 625). Sie war zunächst Stiftsdame in Fischbeck (Lkr. Hameln-Pyrmont) gewesen, war aber 1625 ausgetreten.40) Aus der Ehe gingen die Söhne Ernst Christian (1633–1654), Otto Arthur (um 1635–1695) und ein weiterer Sohn hervor, der 1640 als Kind ertrank (auf dem Epitaph ganz links dargestellt), sowie die Töchter Anna Lucie (1629–1691), Katharina Sophie (1630–1698), Eleonore (um 1634–nach 1698) und die beiden namentlich nicht bekannten Töchter, die auf dem Epitaph als im Kindesalter verstorben gekennzeichnet sind.41)

Anna Margarethe vom Brinck überlebte ihren Ehemann um 18 Jahre. Sie stiftete 1655 100 Taler für die Versorgung der Pfarrwitwe in Altenhagen; für den Fall, dass es keine Pfarrwitwe gab, sollten die Einkünfte aus der Stiftung für die Unterhaltung des Ditfurthschen Erbbegräbnisses in Altenhagen verwendet werden. Anna Margarete vom Brinck starb am 21. Februar 1672. Sie wurde am 30. Mai desselben Jahres in der Bückeburger Stadtkirche aufgebahrt und drei Tage später nach Hagenburg überführt.42)

Textkritischer Apparat

  1. Vermutlich Fehler des Malers. Laut der Leichenpredigt für Franz von Ditfurth, S. 60, stammte die Ururgroßmutter aus der Familie von Grone.

Anmerkungen

  1. Von Ditfurth, Geschichte des Geschlechts von Ditfurth, Teil 2, S. 117 mit Anm. 55.
  2. Von Ditfurth, Geschichte des Geschlechts von Ditfurth, Teil 3, S. 103.
  3. Wappen Ditfurth (zwei Balken); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 40 u. Tafel 96.
  4. Wappen Münchhausen (Mönch); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 2,1, S. 274 u. Tafel 325.
  5. Wappen Schuneberner (Sparren, oben begleitet von Flammen; Helmzier: Flug).
  6. Wappen Langen (Tuchschere); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 2, S. 228 u. Tafel 278.
  7. Wappen Wartensleben (aus Wald hervorspringender Fuchs); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 128 u. Bd. 2, Tafel 328.
  8. Wappen Rottorp (drei halbe Kammräder 2:1); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 108 u. Bd. 2, Tafel 270.
  9. Wappen Wegeleben (Balken, der Schild durchzogen von einem Rautenkranz; Helmzier: 5 Pilgerstäbe); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 11, S. 64 u. Tafel 37; Helmzier hier abweichend: Säule mit Pfauenstoß, begleitet von Kleeblättern.
  10. Wappen Klencke (Kammrad); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 31 u. Tafel 77.
  11. Wappen Bardeleben (drei Beile 2:1); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 11, S. 5 u. Tafel 2.
  12. Wappen Reeden (Rad; Helmzier: drei Straußenfedern); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 103 u. Bd. 2, Tafel 255).
  13. Wappen Friesenhausen (drei sechsstrahlige Sterne 2:1); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 57 u. Tafel 133.
  14. Wappen ? (in zwölf Feldern geschacht; Helmzier: Flug).
  15. Wappen ? (Hahn; Helmzier: Schildfigur). Von Ditfurth, Geschichte des Geschlechts von Ditfurth, Teil 3, S. 335, identifiziert den Familiennamen als „Sölcken“.
  16. Wappen Haselhorst (drei Räder 2:1); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 65 u. Bd. 2, Tafel 158.
  17. Wappen Ilten (zwei Windhunde übereinander); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 9 u. Tafel 10.
  18. Wappen Mandelsloh (umwundenes Jagdhorn); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 85 u. Bd. 2, Tafel 206.
  19. Wappen vom Brinck (schwebender Dreiberg; Helmzier: Flug); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 10, S. 2 u. Tafel 2.
  20. Wappen Exterde (rechtsschräge Reihe von Rauten); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 50 u. Tafel 120; hier abweichend: linksgewendet.
  21. Wappen Wechler oder Wechelde (zwei Pfähle); vgl. Nr. 557.
  22. Wappen Knigge (geteilt: 1. wachsender Löwe, 2. viermal geteilt); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 10 u. Tafeln 11f.
  23. Wappen ? (drei senkrecht gestellte Reisigbündel (?) balkenweise gestellt; Helmzier: zwei schräggestellte Reisigbündel).
  24. Wappen Iggenhausen? (offener Flug); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 76 u. Bd. 2, Tafel 188.
  25. Wappen Bothmer (Boot); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 4 u. Tafel 4.
  26. S. oben Anm. 13.
  27. Wappen Steding (zwei Balken, aus deren oberem ein Löwe hervorwächst); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 121 u. Bd. 2, Tafel 305.
  28. Wappen Kerssenbrock (Schrägbalken, belegt mit drei Rosen); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 29 u. Tafel 73.
  29. Wappen Dincklage (im Schildhaupt drei Rosen balkenweise, darunter drei Andreaskreuze 2:1); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 40 u. Tafel 99.
  30. Wappen Oeynhausen (viersprossige Leiter); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 95 u. Bd. 2, Tafel 230.
  31. Wappen ? (Zipfelmütze mit Aufschlag, dreifach mit einem Band umwunden).
  32. Wappen Kanne? (Ochsenkopf; Helmzier: zwei Büffelhörner); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 27 u. Tafel 69.
  33. Wappen Wale (Helm mit offenem Flug); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 127 u. Bd. 2, Tafel 324.
  34. Wappen Amelunxen (zwei mit je vier Eisenhüten belegte Pfähle, Helmzier: acht Lanzen mit nachwehenden Wimpeln); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 4 u. Tafel 6.
  35. Matrikel Marburg, Teil 3, S. 167 (Eintrag vom 24. Oktober 1604).
  36. Von Ditfurth, Geschichte des Geschlechts von Ditfurth, Teil 3, S. 100–102; vgl. Leichenpredigt für Franz von Ditfurth, S. 58–75.
  37. Leichenpredigt für Franz von Ditfurth, Titelblatt.
  38. Das Grabdenkmal besteht aus einer hochrechteckigen Platte mit umlaufender Inschrift: 2. TIMOTH. AM 4 [ICH H]A[B]E EINEN / GVTEN KAMPF GEKEMPFET ICH HABE DEN LAVF VOLLENDET ICH HABE GLAVBEN / GEHALTEN HINFORT IST MIR BEIGE/LEGET DIE KRON DER GERECHTICHKEIT WELGE MIR DER HERE AN TEME-DAGE (2 Tim 4,7f.). Im Innenfeld der Platte ist Franz von Ditfurth in Rüstung dargestellt. Am oberen Rand des Innenfelds eine Kartusche mit der Inschrift MEMENTO MORI. In der heraldisch rechten oberen Ecke das Wappen Ditfurth mit der Beischrift VON · DITFORDT. In der heraldisch linken oberen Ecke das Wappen vom Brinck mit der Beischrift · D(IE) V(OM) · BRINCKE ·. Oberhalb der Platte ein Fries mit der Inschrift [PHLIP 1] CHRISTVS IST ME[IN] LEBEN STERBEN ISt MEIN GEWIN · (Phil 1,21). Als Bekrönung eine querovale, von einem Blattkranz gerahmte Kartusche mit der Inschrift: ANNO M. D. XC DEN XII. / OCTOBR(IS) IST DER HOCHEDLER / GESTRENGER VND MANVESTER FRANTZ / V(ON) DITFORDT GEWESENER RAHT VND DROS=/TE ZV SACHSENHAGEN HAGENBVRG VNDT / BOCKLO IN DIESE WELT GEBOREN ANNO / M. DC LIV. DEN XX FEB(RVARII) ZV NACHT VMB / XII VHR SELIG IN CHRISTO ENTSCHLAF=/FEN ALTERS. LXIII IAHR 2 MONAT. 14 / TAGE GOTT WOLLE IHM EINE FROLICHE / AVFFERSTEHVNG VERLEIHE(N).
  39. Der Fruchtbringenden Geselschaft Nahmen, Nr. 275.
  40. Von Ditfurth, Geschichte des Geschlechts von Ditfurth, Teil 3, S. 101 mit Anm. 33.
  41. Von Ditfurth, Geschichte des Geschlechts von Ditfurth, Teil 3, S. 116–126 mit näheren Angaben zu den Kindern.
  42. Von Ditfurth, Geschichte des Geschlechts von Ditfurth, Teil 3, S. 103f.

Nachweise

  1. Von Ditfurth, Geschichte des Geschlechts von Ditfurth, Teil 3, S. 103 (A) u. 335 (B1).

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 637 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0063706.