Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 634 Bückeburg, Stadtkirche 1649

Beschreibung

Grabplatte für das Kind Sabina Julia Jehring. Stein. Die hochrechteckige Platte liegt außerhalb der Kirche und dient als Stufe zum Hintereingang der Sakristei. Die eingehauene Inschrift verläuft in einem vermutlich ursprünglich achteckigen, vertieften Innenfeld, als Worttrenner und Abkürzungszeichen Quadrangeln. Die Platte ist im oberen Drittel stark abgetreten. Dadurch sind die obersten fünf Zeilen bis auf wenige Buchstaben verloren gegangen; von der sechsten Zeile sind Teile erkennbar. Die Edition erfolgt für diesen Teil des Textes nach Michel, der sich auf eine nicht auffindbare Leichenpredigt beruft. In den oberen Ecken der Grabplatte in vertieften achteckigen Feldern zwei Vollwappen, deren Schildinhalt nicht mehr zu erkennen ist.

Inschrift ergänzt nach Michel.

Maße: H.: 168 cm; B.: 95,5 cm; Bu.: 2,1 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/1]

  1. [D(EO) O(PTIMO) M(AXIMO) / SACRUM / HEIC SITA] / S[ABINA JULIA JEHRING] / D(OMI)N(I) [CASPARI JEHRING EQUITUM MAGI=]/[S]TR[I] IN [E]X[E]R[C]ITU [S]U[E]CICO / ET / SOPHIAE MARIAE VOLCKMARS, / IUCUNDISSIMA OLIM SI PER FATA / LICUISSET FILIOLA . / QUAE VIX NATA XVI KAL(ENDAS) APRILIS1) / RURSUS EUOCATA . / XI. KAL(ENDAS) IAN(UARIAS)2) M. DC XLIIX. / AETAS IX MENS(ES) . DIES IV. / HUIC LE[PI]DISSIMO ORTUI PARENTES / MOESTISSIMI / HOC POSUERUNT MONUMENTUM / ANNO M. DC. XLIX. / VII. KAL(ENDAS) FEB(RUARIAS)3)

Übersetzung:

Dem besten und größten Gott geweiht. Hier ist begraben Sabina Julia Jehring. Wenn es das Schicksal zugelassen hätte, wäre sie dereinst das liebreizende Töchterlein des Herrn Caspar Jehring, Rittmeister des schwedischen Heeres, und der Sophia Maria Volckmar gewesen. Als sie am 16. Tag vor den Kalenden des April kaum geboren war, wurde sie schon wieder abberufen am elften Tag vor den Kalenden des Januar 1648. Ihr Alter betrug neun Monate und vier Tage. Dieser höchst erfreulichen Geburt setzten die tief traurigen Eltern dieses Denkmal im Jahr 1649 am siebten Tag vor den Kalenden des Februar.

Wappen:
Jehring4)Volckmar?5)

Kommentar

Die Kapitalis zeigt einen ausgeprägten Wechsel von Haar- und Schattenstrichen. Die Schäfte sind sehr breit ausgeführt. Strichsporen. Beim A steht der rechte Schrägschaft senkrecht. Rundes U. Die Cauda des R und der untere Schrägbalken des K sind geschwungen und reichen unter die Grundlinie. Die Schrift ähnelt in ihrer Form und Ausführung derjenigen auf der Grabplatte für Magdalena Holtzapfel (Nr. 619).

Sabina Julia Jehring wurde am 17. März 1648 als Tochter des Caspar Jehring, Rittmeister der schwedischen Besatzungstruppen von Bückeburg, geboren. Ihre Mutter Sophia Maria Volckmar war die Tochter des Bückeburger Kanzleidirektors Bartholomäus Volckmar, Doktor beider Rechte.6) Sabina Julia starb im Alter von neun Monaten. Bereits einen Monat nach ihrem Tod wurde die Grabplatte für sie angefertigt.

Anmerkungen

  1. 17. März.
  2. 22. Dezember.
  3. 26. Januar.
  4. Wappen Jehring (ein aus Dreiberg wachsender Hirsch; Helmzier: wachsender Hirsch); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 5, Abt. 4, S. 59 u. Tafel 68; hier nur die Helmzier erkennbar.
  5. Wappen Volckmar? (Helmzier: nicht identifizierbares Huftier).
  6. Michel, Grabsteine, in: Schaumburg-Lippische Heimat-Blätter 10 (1959), Nr. 3, ohne Seitenzählung, Grabstein 14. Zu Bartholomäus Volckmar vgl. NLA BU, Orig. F, Nr. 270 (nach Findbuch).

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Schaumburg-Lippe, S. 28.
  2. Michel, Grabsteine, in: Schaumburg-Lippische Heimat-Blätter 10 (1959), Nr. 3, ohne Seitenzählung, Grabstein 14.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 634 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0063405.