Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 619 Bückeburg, Jetenburger Kirche 1645

Beschreibung

Grabplatte für Magdalena Holtzapfel. Stein. Die hochrechteckige Platte ist vom Westeingang aus gesehen als achte Platte quer in den Fußboden des Mittelgangs eingelassen. Die zentriert angeordnete Inschrift ist in einem achteckigen vertieften Feld eingehauen. Sie weist eine rechteckige Kerbe auf, die bis vor kurzem mit einer dunklen Masse verfüllt war.1) Die Masse wurde inzwischen weitgehend entfernt, insbesondere aus den Schattenstrichen. In den Haarstrichen ist sie oft noch vorhanden, so dass die Schrift teilweise nur noch schwer lesbar ist, zumal der Stein anscheinend geschlämmt wurde. Die Buchstaben heben sich daher farblich nicht mehr vom Stein ab.

Maße: H.: 210 cm; B.: 110 cm; Bu.: 5,4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Katharina Kagerer) [1/1]

  1. HON[E]STISSIMA MATRONA / VIRIa) REVERENDI D(OMI)N(I) M(AGISTRI)b) IOHANNIS / MICHELBACHII CONCIONATORIS / AULICI ET SUPERINTEN/DENTISc) HOLSATO / SCHAUMBURGICId) / RELICTAe) VIDUA / MA[GD]ALENA HOLTZOPFELSf) / POST MU[LT]AS EXANTLATAS HVIV[S] / VITA[E] CAL[A]M[IT]ATES / [M]ORTE EV[O]CATAg) / TANDEM / SUB HOC LAPIDE, QUOD MORTALE / FUIT, INVENITh) REQUIEM / EXCESSIT / ANNO CHRISTI M DC XLVi) / AETATIS LXXVIII / MENSIS IULII DIE XXIVj) / LECTOR / AUEk) ET VALE

Übersetzung:

Die hochgeachtete Ehefrau des hochwürdigen Mannes, des Herrn Magisters Johannes Michelbach, des Hofpredigers und Superintendenten von Holstein-Schaumburg, die zurückgelassene Witwe Magdalena Holtzapfel wurde, nachdem sie viele Unglücksfälle des irdischen Lebens ertragen hatte, durch den Tod aus dem Leben abgerufen. Was sterblich an ihr war, hat schließlich unter diesem Stein Ruhe gefunden. Sie starb im Jahr Christi 1645 im 78. Lebensjahr/im Alter von 78 Jahren im Monat Juli am 24. Tag. Sei gegrüßt, Leser, und lebe wohl.

Kommentar

Die Schrift zeigt einen ausgeprägten Wechsel von Haar- und Schattenstrichen. Die Schäfte sind sehr breit ausgeführt und weisen eine rechteckige Kerbe auf. Dies deutet darauf hin, dass die Verfüllung der Kerbe mit einer wohl ursprünglich farbigen Masse original war. Senkrechter rechter Schaft am A. Rechter Schrägschaft des V oben nach rechts ausgezogen. Rundes U. Cauda des R geschwungen und zum Teil unter die Grundlinie reichend. Deutliche Sporen insbesondere an S und C und am Deckbalken des T. Die Schrift ähnelt in ihrer Form und Ausführung derjenigen auf der Grabplatte für Sabina Julia von Jehring (Nr. 634) und einem Grabplattenfragment in Krankenhagen (Nr. 651).

Magdalena Holtzapfel wurde 1566 oder 1567 geboren als Tochter von Magister Ludwig Holtzapfel, der von 1568 bis 1588 in Rosenthal (Lkr. Waldeck-Frankenberg, Hessen) und von 1588 bis etwa 1594 in Cappel (Stadt Marburg, Hessen) als Pastor tätig war.2) 1585 heiratete sie Johannes Michelbach (zu ihm Nr. 539). Aus der Ehe gingen zwölf Kinder hervor. Die Tochter Eleonore heiratete 1627 Johannes Prange (zu ihm Nr. 559), den Amtsnachfolger Michelbachs. Der älteste Sohn aus dieser Ehe, Ernst Wilhelm Prange, war von 1654 bis 1676 Pastor in Bückeburg.

Magdalena Holtzapfels Todestag war nach der Angabe der Inschrift der 24. Juli 1645; dem Kirchenbuch zufolge wurde sie am 24. Juli bereits begraben.3)

Textkritischer Apparat

  1. HON[E]STISSIMA MATRONA / VIRI] fehlt Prinz.
  2. M(AGISTRI)] fehlt Prinz.
  3. SUPERINTEN/DENTIS] das erste T korrigiert aus R.
  4. SUPERINTEN/DENTIS HOLSATO / SCHAUMBURGICI] Superintrentis Comitis Holsatii Schaumburgii Prinz.
  5. RELICTA] korrigiert aus verhauenem RELECTA.
  6. HOLTZOPFELS] Z offenbar verbessert aus R.
  7. MA[GD]ALENA HOLTZOPFELS / POST MU[LT]AS EXANTLATAS HVIV[S] / VITA[E] CAL[A]M[IT]ATES / [M]ORTE EV[O]CATA] fehlt Prinz (bei ihm „Margaretha Holtzapfel“ in Klammern ergänzt).
  8. SUB HOC LAPIDE, QUOD MORTALE / FUIT, INVENIT] se [ . . . . . . . . . . ]futuram et Prinz.
  9. M DC XLV] Nach dem C ein eingehauener Schaft, vermutlich Rest eines fehlerhaft gesetzten L.
  10. XXIV] XXII Prinz.
  11. AUE] have Prinz.

Anmerkungen

  1. Vgl. Prinz, Grabdenkmäler, S. 50.
  2. Hütteroth, Die althessischen Pfarrer, S. 148.
  3. NLA BU, S 8, Bückeburg Nr. 3, S. 944 (Sterberegister 1618–1780); vgl. Prinz, Grabdenkmäler, S. 50f., der den 22. Juli als Todestag angibt.

Nachweise

  1. Prinz, Grabdenkmäler, Nr. 26, S. 50.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 619 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0061905.