Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 611 Bückeburg, Schloss 1641

Beschreibung

Mörser. Bronze. Provenienz unklar. Der Mörser mit konischem Gefäßkörper ruht auf einer dicken Fußplatte. An der Wand der Fußplatte verläuft auf der Vorderseite des Mörsers die erhaben in vertiefter Zeile gegossene Inschrift A. Die Wandung des Mörsers ist oben und unten von einem Steg und einem Blattfries abgeschlossen. Vorne in der Mitte der Wandung ein von Adam und Eva gehaltener Wappenschild. Links des Mannes und rechts der Frau jeweils eine querovale, an den Seiten spitz ausgezogene vertiefte Kartusche mit der erhaben gegossenen Inschrift B. Auf der Rückseite der Wandung die eingravierte Inschrift C, an ihrem Anfang und Ende ein sternförmiges Ornament, das sich aus einzelnen eingravierten Kreisen zusammensetzt. Die Henkel sind als Hundeköpfe gestaltet. Unterhalb der Lippe läuft die erhaben in vertiefter Zeile gegossene Inschrift D um.

Maße: H.: 39,5 cm; Dm.: 38,2 cm (Mündung); Bu.: 1,6 cm (A, B), 0,8–1,8 cm (C), 2,4 cm (D).

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Katharina Kagerer) [1/2]

  1. A

    GOT,FRIDTa) · KOHLER · IN , CASSEL · GOS , MICH ·

  2. B

    ANDR/EAS · // LIEBF/KINGb) ·

  3. C

    · 1 ½ (Stein)c)1) · 15 · (Pfund) ·

  4. D

    DAS · GERINGST · GEACHT · DAS , HECHSTE · VERLOREN · ANNO · 1·6·4·1·

Wappen:
Andreas Liebeking2)

Kommentar

Die Cauda des G ist nach rechts umgebogen. Balken des H mit Ausbuchtung. Der Mittelbalken des A ist nach unten gebrochen.

Der Kasseler Gießer Gottfried Kohler fertigte mehrere Glocken für Kirchen in Hessen3) und im südlichen Niedersachsen.4) Die niedersächsischen Glocken tragen einen ähnlichen Gießerspruch wie der vorliegende Mörser.5) Ferner stammt von Kohler eine Bronzetafel für das Grabdenkmal des Mündener Bürgermeisters Joachim Mecke aus dem Jahr 1612.6) An die Stadt Göttingen lieferte er Geschütze.7)

Textkritischer Apparat

  1. GOT,FRIDT] An der Stelle des Kommas wohl ein fälschlich gegossener Buchstabe getilgt.
  2. LIEBF/KING] vermutlich statt LIEBE/KING.
  3. Kürzungszeichen vermutlich für die Gewichtseinheit „Stein“.

Anmerkungen

  1. Die Gewichtseinheit „Stein“ kann je nach Region sehr unterschiedliche Massen bezeichnen, umgerechnet meist etwa 10 kg (Verdenhalven, Alte Meß- und Währungssysteme, S. 55f.). Der Logik der vorliegenden Gewichtsangabe nach müsste ½ Stein mehr als 15 Pfund wiegen.
  2. Wappen Andreas Liebeking (Hausmarke H32).
  3. Walter, Glockenkunde, S. 800; vgl. Das Fürstlich-Hessische Gießhaus und seine Gießer: M. Beten, M. Has, D. Reinhart, H. Knauf, George Köhler, Gottfried Köhler, Andreas Köhler, Johann Christoph Köhler, Johann Gottfried Köhler, George Köhler, Jost Henrich Köhler, Eobanus Köhler zu Kassel. Aufgenommen von Heinrich Wenzel, Kassel-Wilhelmshöhe 1927, Murhardsche Bibliothek Kassel, 4° Ms. Hass. 331[1, http://orka.bibliothek.uni-kassel.de/viewer/image/1414503696444_1/5/ (benutzt am 13.12.2017), fol. 18r ff.
  4. Fünf davon befinden oder befanden sich im Lkr. Göttingen (DI 66 (Lkr. Göttingen), Nr. 357, 363, 365, 366, 367), eine weitere im Lkr. Northeim (DI 96 (Lkr. Northeim), Nr. 304).
  5. Z. B. die Glocke in der Kirche von Benterode (Lkr. Göttingen) aus dem Jahr 1634: GOTFRIED · KOHLER · ZV · CASSEL · GOS · MICH · NACH · BENTE·RODE · GEHORE · ICH (DI 66 (Lkr. Göttingen), Nr. 357).
  6. DI 66 (Lkr. Göttingen), Nr. 299. Weitere Epitaphien sind bei Bildarchiv Foto Marburg nachgewiesen, z. B. Bilddatei-Nr. fm1507767, http://www.bildindex.de/document/obj20225528?medium=fm1507767, zuletzt benutzt am 5.5.2017.
  7. Vgl. den Kommentar zu DI 66 (Lkr. Göttingen), Nr. 299.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 611 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0061102.