Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 610 Privatbesitz 1640 o. später

Beschreibung

Humpen. Silber, vergoldet. Der Humpen dürfte aus Remeringhausen stammen. An Körper und Deckel reichhaltige Verzierungen mit Buckeln und teils plastisch herausgearbeiteten Rankenornamenten. Den Griff bildet ein geflügelter Frauentorso. Innen in den Deckel ist eine silberne Scheibe eingesetzt, in die nebeneinander zwei Vollwappen eingraviert sind, gerahmt von einem Blattkranz. Oberhalb der Wappen verläuft in einer Schriftzeile, die unten von zwei eingravierten Linien, oben von dem Blattkranz begrenzt wird, die eingravierte Inschrift. Sie wird an zwei Stellen durch die Helmzieren unterbrochen. Als Worttrenner kurze doppelte Schrägstriche. Am Rand des Deckels sowie auf dem Boden des Humpens jeweils zwei Marken1) sowie ein Tremulierstich.

Maße: H.: 22,5 cm; Dm.: 14 cm (Fuß), 11,5 cm (Deckel); Bu.: 0,25 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Katharina Kagerer) [1/1]

  1. L(UDOLF) · V(ON) · M(UNCHHAUSEN) · · A(NNA) · V(ON) · B(ISMARCK) · W(ITWE) · V(ON) · M(UNCHHAUSEN) ·

Wappen:
Münchhausen,2) Bismarck3)

Kommentar

Der rechte Schrägschaft des V und des W ist leicht geschwungen.

Den Humpen gab Anna von Bismark (Nr. 414) nach dem Tod ihres im Jahr 1640 verstorbenen Ehemanns Ludolf von Münchhausen (Nr. 413) in Auftrag. Vermutlich hat ein Schaumburger Goldschmied die Gravuren im Deckel des aus Nürnberg erworbenen Humpens hinzugefügt. Möglicherweise deutet die Meistermarke mit den Initialen IR auf den Goldschmied Hans (Iohannes) Reichert, der von 1634 bis 1653 in Nürnberg wirkte.4)

Anmerkungen

  1. Beschauzeichen der Stadt Nürnberg (Buchstabe N) sowie Initialen IR (M44).
  2. Wappen Münchhausen (Mönch); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 2,1, S. 274 u. Tafel 325.
  3. Wappen Bismarck (Kleeblatt, mit drei Eichenblättern besteckt); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 1, Abt. 3, Reihe 3B, S. 5 u. Tafel 10; hier abweichend: Schildinhalt fast bis zur Unkenntlichkeit vereinfacht.
  4. Nürnberger Goldschmiedekunst 1541–1868. Bd. I: Meister, Werke, Marken, Teil 1: Textband, bearb. von Karin Tebbe u. a., Nürnberg 2007, S. 330. Vgl. Anke Hufschmidt, Obristen, Ökonomen und Droste. Über das Leben adliger Männer, in: Katalog Adel im Weserraum, S. 193–209, dort S. 209 (ohne Auflösung der Initialen).

Nachweise

  1. Von Münchhausen, Geschlechts-Historie, S. 149.
  2. Stölting/von Münchhausen, Rittergüter, S. 289.
  3. Katalog Adel im Weserraum, Kat. Nr. 165, S. 315 u. Abb. S. 208.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 610 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0061005.