Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 603 Wiedensahl, St. Nicolai 1638

Beschreibung

Gestühl. Holz. Das Gestühl ist im Osten der Kirche entlang der Nordwand aufgestellt. An der Brüstung im unteren Bereich fünf rechteckige Felder, die heute mit einer neuzeitlichen Marmorimitation bemalt sind. Der obere Bereich der Brüstung ist durchbrochen und mit Säulen verziert. Die eingeschnitzte Inschrift verläuft auf dem Querbalken zwischen Feldern und Säulen.

Maße: H.: 111 cm; B.: 238 cm; Bu.: 3,2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/2]

  1. HENRICH RIMPHOF ANNO 1638

Kommentar

Die I der Inschrift mit i-Punkten.

Heinrich Rimphof war von 1622 bis 1638 Pastor in Wiedensahl. Er wurde 1591 als Sohn seines Amtsvorgängers Johann Rimphof, der auch Hofprediger der Grafen von Hoya war, in Wiedensahl geboren. 1617 immatrikulierte er sich an der Universität Helmstedt. Rimphof erhielt 1638 die erste Pfarrstelle am Dom in Verden und war in dieser Funktion ab 1642 auch Superintendent. Er starb dort 1654.1)

Rimphof veröffentlichte 1636 eine Predigtsammlung unter dem Titel Wermut-Crantz.2) Bereits ein Jahr zuvor war seine Predigt Visurgis redivivus gedruckt erschienen, die er 1634 als Dankpredigt nach dem Abzug der katholischen Truppen gehalten hatte.3) Rimphof bediente sich heftiger Polemik insbesondere gegen die Katholiken.4) Davon abgesehen beteiligte er sich an der Hexenverfolgung. Zwischen 1628 und 1638 wurden in Wiedensahl mindestens sieben zumeist weibliche Opfer verurteilt.5) Auch in Verden war Rimphof 1647 in Hexenprozesse involviert. In diesem Zusammenhang verfasste er die umfangreiche Schrift Drachen-König / das ist: Warhafftige / Deutliche / Christliche / vnd hochnothwendige Beschreybunge / deß grawsamen / hochvermaledeyten Hexen- vnd ZauberTeuffels (Rinteln 1647), in der er auch auf die Wiedensahler Hexenprozesse eingeht.6)

Anmerkungen

  1. Meyer, Pastoren, Bd. 2, S. 457f. u. 504; vgl. Hahn, Wiedensahl, S. 51f. – Zum Studium Heinrich Rimphofs s. Matrikel Helmstedt, Bd. 1, Abt. 1, S. 257, Nr. 219 (Eintrag vom 17. April 1617).
  2. Wermut-Crantz. Von bittern Wermuth Streuchen zusammen Geflochten / Als Krieg / Pest / Thewrung / Reformation und Contribution, Rinteln 1636.
  3. Visurgis Redivivus, Wieder Lebendig gewordener Weserstrom […], Rinteln 1635, VD17: 23:634007A; dazu Helmut Strecker, Die „größten Bauern“ im Dorf. Wiedensahl und seine Pastoren, in: Wiedensahl früher und heute, S. 207–224, dort S. 212.
  4. Ebd., S. 214.
  5. Vgl. Horst Hirschler, Der einsame Kampf der Gese Köllars. Hexenprozesse im Stiftsbezirk Loccum, in: Wiedensahl früher und heute, S. 89–111, dort S. 110f.
  6. Joachim Woock, Hexenverfolgung im Stift Verden und in den Herzogtümern Bremen/Verden, in: @KIH-eSkript. Interdisziplinäre Hexenforschung online 2, 2010, Sp. 79–95: Regionale Hexenverfolgungen, in: historicum.net, https://www.historicum.net/purl/2h5zlw/, dort Sp. 87f. mit Anm. 79, zuletzt benutzt am 9.12.2016. Vgl. B. Bei der Wieden, Außenwelt und Anschauungen Ludolf von Münchhausens, S. 148f.

Nachweise

  1. Oswald Klose, Der Turm war nur von innen zu erreichen. Zur Baugeschichte der St. Nikolai-Kirche in Wiedensahl, in: Wiedensahl früher und heute, S. 67–70, dort S. 69.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 603 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0060300.