Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 594 Stadthagen, St. Martini 1636

Beschreibung

Epitaph für Herbold und Catharina Schönhenne. Stein. Die Platte ist außen an der Südwand der Kirche als zweite Platte von Westen aufgestellt. Sie zeigt die Darstellung eines Mannes und eines Mädchens mit Jungfernkranz, beide halten Blumen in der Hand. Der obere Teil der Platte ist schräg abgeschlagen, so dass der Kopf des Verstorbenen heute fehlt. Ein Teil der über dem Kopf des Kindes erhaben ausgehauenen Inschrift A lässt sich jedoch noch erkennen. Die stark verwitterte Inschrift B befindet sich auf einer Rollwerkkartusche unterhalb der Figurendarstellung. Sie ist erhaben in vertieftem Feld ausgeführt.

Maße: H.: 203 cm; B.: 104 cm; Bu.: 2,5 cm (A), 2 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis (A), Kapitalis mit Versalien (B).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/3]

  1. A

    [ . . . . . ] CATHA[RI]NA SCHON/HENNE NATA [FUIT] Va) CAL(ENDAS) / OCT(O)B(RIS)b)1) A(NN)O M DC XXV VIXIT / PIE ET OBSEQUIOSE A(NN)OS XI / CU(M) SEMESTRI FATUM OBIIT / III ID(US) MART(II)2) A(NN)O M DC XXXVI

  2. B

    SCH[O . . . . . . O . . . . . DAT . ] HERBOLDUS S[ANGUI]NE CRETUS3) / [ - - - E]CTORE E[ . . ]RE [ . ULI]Tc) / [ - - - ]VOLU[ - - - ]M / [ - - - P . . ]CA INIM[I]CA [ . ]U[ - - - ] /[ - - - ]H[A . . M]ONUME[N]TA [ - - - O] /[ - - - D]EMPTA [ - - - ] / [ - - - ] / [ - - - ] / [ - - - ]XIII [ - - - M - - - X - - - ]

Übersetzung:

Catharina Schönhenne war geboren worden am fünften Tag vor den Kalenden des Oktober im Jahr 1625. Sie lebte fromm und gehorsam elfeinhalb Jahre. Sie starb am dritten Tag vor den Iden des März im Jahr 1636. (A)

[…] Herbold, geboren aus dem Blut […] trug in der Brust und im Gesicht […] Feindin […] Denkmal […] (B)

Versmaß: Elegische Distichen? (B)

Kommentar

Kapitalis mit breiten Schäften. Rundes U. Der Rechtsschrägschaft des X ist geschwungen.

Der aus Frankfurt/Main stammende Oberamtmann Herbold (Herborth, Herborn) Schönhenne erhielt 1593 das Bürgerrecht von Stadthagen.4) Bereits 1588 ist er als Amtmann in Wölpe (Lkr. Nienburg/Weser) nachweisbar. Er besaß zusammen mit einer Witwe Meier in Stadthagen das Haus No. 128/129.5) Vermutlich handelt es sich bei dieser um Anna Rust, die Tochter des Stadthäger Bürgermeisters Johann Rust und Witwe des Johann Meier,6) die in der Leichenpredigt auf einen Urenkel Herbold Schönhennes als seine Ehefrau genannt wird.7) Im Verzeichnis der Braueramtsberechtigten ist Herbold Schönhenne als Bewohner der Niederstadt nachweisbar.8) Vermutlich starb er vor 1627.9) Sein Sohn Johann Schönhenne war Amtmann in Stadthagen.10) Möglicherweise war das auf dem Epitaph dargestellte Mädchen namens Catharina eine Tochter Johann Schönhennes. Dass Catharina eine Tochter Herbold Schönhennes war, ist aus chronologischen Gründen eher unwahrscheinlich. Denkbar ist, dass Johann Schönhenne aus Anlass des Todes seiner Tochter ein Epitaph für seinen Vater und für die Tochter in Auftrag gegeben hat.

Die Altersangabe Catharinas in der Inschrift A beruht entweder auf einem Rechenfehler, denn im März 1636 war sie erst zehneinhalb Jahre alt, oder die Jahreszahl M DC XXXVI enthält einen Haufehler.11)

Textkritischer Apparat

  1. CATHA[RI]NA SCHON/HENNE NATA [FUIT] V] fehlt Tebbe.
  2. OCT(O)B(RIS)] fehlt Tebbe.
  3. Vermutlich [PE]CTORE E[T O]RE [T]ULIT.

Anmerkungen

  1. 27. September.
  2. 13. März.
  3. sanguine cretus: vgl. Vergil, Aeneis 2,74.
  4. Burchard, Stadtarchiv Stadthagen, S. 55,11f. Zur Herkunft aus Frankfurt/Main s. die Leichenpredigt von Johann Anton Daniel Büsching auf den Urenkel Herbold Schönhennes, Johann Conrad Schönhenne, Minden o. J. [1720], S. 32 (SUB Göttingen, Sign. Conc. fun. 93(3), Digitalisat).
  5. Burchard, Stadtarchiv Stadthagen, S. 55, Anm. 2; vgl. Weiland, Die Häuser und deren Eigentümer, Teil 1, S. 22.
  6. Burchard, Stadtarchiv Stadthagen, S. 249,4 mit Anm. 1.
  7. Leichenpredigt für Johann Conrad Schönhenne (wie oben Anm. 4), S. 32. Der Stadthäger Bürgermeister Cordt Meier wird als Herbold Schönhennes Schwager bezeichnet; vgl. NLA BU, L 1 Nr. 4047 (nach Findbuch). Das Wort „Schwager“ wurde in der frühen Neuzeit in einem weiteren Sinne verwendet als heute (vgl. DWB, Bd. IX, Sp. 2176–2178).
  8. Burchard, Stadtarchiv Stadthagen, S. 374,1.
  9. Vgl. NLA HA, Cal. Br. 7 Nr. 212 aus den Jahren 1627–1629: Die „Erben Schönhenne zu Stadthagen“ stellen Darlehensforderungen an das Kloster Barsinghausen (Findbucheintrag).
  10. Vgl. Leichenpredigt für Johann Conrad Schönhenne (wie oben Anm. 4), S. 32.
  11. Peitmann gibt – wohl irrtümlich – eine Lebenszeit von 1626 bis 1637 an (Peitmann, Unbekanntes aus der St. Martinikirche, S. 47).

Nachweise

  1. Tebbe, Epitaphien, Nr. 153, S. 253 (A) u. Abb. 38.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 594 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0059403.