Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 592 Bückeburg, Schloss 1635

Beschreibung

Gemälde. Öl auf Leinwand. Porträt der Anna Sophia von Anhalt. Provenienz unklar. Das Gemälde befand sich vormals auf der Arensburg.1) Es zeigt die Porträtierte in Ganzfigur. Sie trägt ein schwarzes Kleid mit Spitzenkragen; am Ausschnitt ihres Kleides ist eine Brosche befestigt, deren rundes Mittelfeld das Porträt eines Mannes, vermutlich ihres Ehemanns, zeigt. In die Umrandung der Brosche sind oben die ineinander verschlungenen Initialen A eingefügt. In der rechten oberen Ecke in einem rechteckigen gerahmten Feld die Darstellung zweier Schlösser, darunter eine Rollwerkkartusche mit der in Gold auf dunkelbraunem Grund aufgemalten Inschrift B; unterhalb der Kartusche ein bekrönter Wappenschild, zwischen Schild und Krone die ineinander verschlungenen Initialen C. Links von der Porträtierten ein Tisch, darauf ein geschlossenes Buch, auf dessen Vordereinbanddeckel sich die in Weiß auf schwarzem Grund aufgemalten ineinander verschlungenen Initialen D befinden. Hinter dem Buch steht ein Kruzifix mit dem in Gold auf hellblauem Grund aufgemalten Titulus E. Oberhalb des Kreuzstamms eine Rollwerkkartusche mit der in Gold auf dunkelbraunem Grund aufgemalten Inschrift F.

Maße: H.: 193 cm; B.: 121 cm2); Bu.: ca. 1,5 cm (A, C), ca. 0,8 cm (B, F), ca. 4 cm (D), ca. 1 cm (E).

Schriftart(en): Fraktur (B, F), Kapitalis (A, C–E).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Katharina Kagerer) [1/2]

  1. A

    C(ARL) A(NNA) S(OPHIA)a)

  2. B

    V(on) G(ottes) G(naden) Anna Sophia geborne / Fürstin Zue Anhalt Gräfftin Zue Schwartzburg / dess Weilant Hochgebornen Graffen Hern Caroll / Günthern der Vier grafen des Reichs3) Graffen Zue / Schwartzburg vnd Hohnstein Hinderlassene Witbe, deren / J. F. G4) gedachte Hertzgelibter Herr diese Zwey Schlösser / Crannichfeltt, vnd Könitz Zum freundlichen Anden=/ken Vermacht. Vnd ist J. F G. Abgemahlet Worden / Anno 1·6·35 J. F g / Alter 51 Jahr

  3. C

    C(ARL) A(NNA) S(OPHIA)b)

  4. D

    C(ARL) A(NNA) S(OPHIA)c)

  5. E

    · I(ESUS) · N(AZARENUS) · R(EX) · I(UDAEORUM) ·5)

  6. F

    1. Corinth. 2. V. 2 / Ich hielt mich nicht dafür dass / ich etwass wuste ohne Allein Je=/sum Christum denn gecreutzigtenn6)

Wappen:
Schwarzburg/Anhalt7)

Kommentar

Anna Sophia von Anhalt (1584–1652) war die Tochter des Fürsten Joachim Ernst von Anhalt.8) 1613 heiratete sie Graf Carl Günther von Schwarzburg-Rudolstadt (1576–1630), den Sohn Albrechts VII. und der Juliane von Nassau-Dillenburg.9)

Anna Sophia gründete 1619 zusammen mit acht weiteren Fürstinnen und Gräfinnen die „Tugendliche Gesellschaft“. Sie förderte den Didaktiker Wolfgang Ratichius, bei dem sie auch selbst Unterricht in Latein und Hebräisch nahm. 1630 gründete sie als Stiftung eine Mädchenschule in Rudolstadt, die den Unterrichtsprinzipien des Ratichius folgen sollte.10)

Das in der Inschrift genannte Schloss Kranichfeld (Lkr. Weimarer Land, Thüringen), das in dem Bildfeld in der rechten oberen Ecke als unteres Gebäude dargestellt ist,11) diente ihr nach dem Tod ihres Ehemanns im Jahr 1630 als Witwensitz. Carl Günther hatte es 1620 vom Haus Sachsen-Weimar zurückgekauft.12) Auch Burg Könitz (Lkr. Saalfeld-Rudolstadt, Thüringen) war von 1630 bis 1652 Witwensitz Anna Sophias.13)

Textkritischer Apparat

  1. A und S in das C eingestellt.
  2. A und S in das C eingestellt.
  3. A in C eingestellt; das S ist um den rechten Schrägschaft des A gewunden.

Anmerkungen

  1. Gemäldeinventar Schloss Bückeburg, handschr., 1880, Bd. 2, Nr. 1116.
  2. Maße nach Gemäldeinventar Schloss Bückeburg, handschr., 1880, Bd. 2, Nr. 1116.
  3. Zu den sog. Vier Grafen gehörten neben den Grafen von Schwarzburg die Grafen von Kleve, Savoyen und Cilly. Die Angabe der Vier grafen des Reichs gehörte zur offiziellen Titulatur der Grafen von Schwarzburg, die diesen Titel im Vergleich zu den übrigen drei Grafengeschlechtern am längsten führten; sie hatten von Kaiser Rudolf II. dafür eine offizielle Bestätigung erhalten (Johannn Christoph Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Bd. 4 (1801), Sp. 1207 s. v. „Viergraf“).
  4. Abkürzung für „Ihre Fürstliche Gnaden“.
  5. Io 19,19.
  6. 1 Ko 2,2.
  7. Eheallianzwappen Schwarzburg/Anhalt in einem Schild (gespalten: 1. Löwe (Schwarzburg), 2. gespalten: 1. am Spalt rechtshalber Adler, 2. neunmal geteilt (Anhalt)); vgl. Siebmacher, Wappenbuch Bd. 1, Abt. 1, Teil 1, S. 43 u. Tafel 93 sowie S. 45 u. Tafel 100; hier abweichend: 2. achtmal geteilt.
  8. Ernst Anemüller, Anna Sophia, in: ADB 1 (1875), S. 471.
  9. Zu Carl Günther s. Horst Fleischer, Carl Günther, in: Die Grafen von Schwarzburg-Rudolstadt. Albrecht VII. bis Albert Anton, hg. vom Thüringer Landesmuseum Heidecksburg Rudolstadt, Rudolstadt 22004, S. 68–107. Er war unter dem Namen „Der Vermehrende“ Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft (http://www.die-fruchtbringende-gesellschaft.de unter Nr. 23, zuletzt benutzt am 16.9.2015).
  10. Anemüller (wie oben Anm. 8), S. 471; http://www.die-fruchtbringende-gesellschaft.de unter Nr. 23, zuletzt benutzt am 16.9.2015; Fleischer (wie oben Anm. 9), S. 102.
  11. Vgl. eine Zeichnung des Schlosses aus dem Jahr 1665, abgebildet bei Fleischer (wie oben Anm. 9), S. 93.
  12. Johann Christian August Junghans, Geschichte der Schwarzburgischen Regenten, Leipzig 1821, S. 358f.; vgl. Fleischer (wie oben Anm. 9), S. 91.
  13. Paul Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens, Heft 20, Jena 1894, S. 255.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 592 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0059207.