Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 572 Rinteln, Steinberger Straße 32 1627 o. später

Beschreibung

Sturz. Stein. Das Objekt, vermutlich ursprünglich ein Kaminsturz, dürfte aus Obernkirchen stammen. Es ist in dem 1903 errichteten Haus über der Eingangstür an der Westseite eingebaut und wurde 2016 bei Renovierungsarbeiten wiederentdeckt.1) Der Stein war zum Zeitpunkt der Aufnahme im Sommer 2017 nicht aus der Nähe zugänglich; die Inschrift wird hier nach einer Fotografie ediert. Der Sturz zeigt in der Mitte eine querovale mit Beschlagwerk verzierte gewölbte Kartusche, auf der Inschrift A erhaben ausgehauen ist. Die Kartusche ist von Knorpelwerk umgeben, oben und unten jeweils ein Maskenkopf. Links und rechts sind auf dem Sturz zwei Vollwappen im Relief dargestellt, jeweils darunter die eingehauenen Beischriften B1 und B2. Auf dem heraldisch linken Wappen die erhaben ausgehauenen Initialen C.

Inschrift nach Fotografie.

Schriftart(en): Kapitalis mit Versalien (A), Kapitalis (B, C).

  1. A

    AD DEUM REFUGIUM MEUM2)

  2. B1

    GEORG // LEDEBUHR ·

  3. B2

    ANNA // BRASE ·

  4. C

    A(NNA) B(RASE)

Übersetzung:

Zu Gott meine Zuflucht (A).

Wappen:
Ledebuhr3)Anna Brase4)

Kommentar

Die Kapitalisbuchstaben von Inschrift A nehmen bereits Formen vorweg, wie sie in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts üblich werden. Der Wechsel zwischen Haar- und Schattenstrichen ist sehr ausgeprägt, ebenso die Sporen. Beim D und beim R ragt der Bogen nach links über den Schaft hinaus und ist dort zu einem Zierhäkchen umgebogen; dasselbe gilt für den linken Schrägschaft des Mittelteils des M. Der linke Schaft des M ist unter die Grundlinie verlängert und nach links umgebogen. Rundes U, dessen Verbindungsbogen scharf abgeknickt ist.

Im Trauregister für Obernkirchen ist die Heirat des Jorin Lebuhr (Georg Ledebuhr) mit Anna Brase, Witwe Truwen, für den 16. Sonntag nach Trinitatis 1627 (9. September) verzeichnet.5) Der Kaminsturz lässt sich davon ausgehend ins zweite Viertel des 17. Jahrhunderts datieren.

Georg Ledebuhr hatte in Helmstedt studiert.6) Spätestens seit 1640 stand er in Diensten des Schaumburger Grafenhauses: Für Gräfin Elisabeth führte er die Besitzergreifung von Bückeburg, des Guts Höckersau, der Stadt Obernkirchen und der dortigen Kohlebergwerke durch.7) Er war bis 1652 Amtmann in Obernkirchen und zugleich Oberinspektor der Kohlebergwerke.8)

Anmerkungen

  1. Briefliche Mitteilung von Stefan Meyer (Museum Eulenburg Rinteln).
  2. Vgl. Ps 17,3 (G): Dominus firmamentum meum et refugium meum et liberator meus.
  3. Wappen Ledebuhr (Sparren).
  4. Wappen Anna Brase (geteilt: 1. Initialen AB, dazwischen Stern, 2. gespalten: 1. Kleeblatt, 2. Wolfsangel).
  5. Heiraten Obernkirchen 1620–1699 A–L (NLA BU, BS Sl 2 Obk 157).
  6. Matrikel Helmstedt, Bd. 1, Abt. 1, S. 256, Nr. 131 (Eintrag vom 7. April 1617).
  7. NLA BU, Orig. 1 D Nr. 301 (nach Findbuch).
  8. Dülfer/Engel, Die hessischen Beamten, S. 31 u. 41.

Nachweise

  1. Fotografie im Archiv des Museums Eulenburg Rinteln.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 572 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0057200.