Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 568(†) Bückeburg, Jetenburger Kirche 1627

Beschreibung

Grabplatte für Wessel Woldenberg. Stein. Die Platte ist nach dem Plan bei Prinz1) vom Westeingang aus betrachtet als siebte Platte auf der rechten Seite des Mittelgangs in den Fußboden eingelassen. Vom Inhalt der heute an dieser Stelle befindlichen Platte ist nichts mehr erkennbar, da sie mit einer Zementschicht überstrichen wurde. Die Inschrift der Grabplatte ist durch eine im Jahr 1926 entstandene Fotografie überliefert. Die Stellen, die auf der Fotografie nicht sicher lesbar sind, werden hier nach der Edition von Prinz in eckigen Klammern ergänzt. Die hochrechteckige Grabplatte zeigte ein hochovales Medaillon mit einem Vollwappen im Relief, darunter war die zentriert angeordnete Inschrift eingehauen.

Inschrift nach Fotografie von Mittendorf, ergänzt nach Prinz.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. B(ONAE) M(EMORIAE) S(ACRVM) / WES[S]ELVS WOL[DE]NBERG / ILLVSTR(ISSIM)Ia) COMITIS ET DOMINI D(OMI)NI / IVSTI-HERMANNI / [C]OMITIS HOLSAT(IAE) SCHAWEN[B(URGI)] / STERNB(ERGAE) D(OMI)NI GEHMAE ET BERG / NVPER CVBICVLARIVS / [ . ]NCVMb) PROPTER OBSEQVIVM / ATQVE ETIAM FIDE[M] / DESIDERABILIS / LENTO ET ACRI DEPASTVS [M]ORBO / PO[S]TQVAM VITA TANDEM DE[ . . ]/RVITc) / HOC SVB SAXO COMPOSITV[S] / IACET / [EX]CESSIT XV NOVEMB(RIS) / ANNO [M D]C XXVII. / HAVE ET VALE.

Übersetzung:

Dem guten Andenken geweiht. Wessel Woldenberg, bis vor kurzem noch Kammerdiener des durchlauchtigsten Grafen und Herrn, Herrn Jobst Hermann, Grafen von Holstein-Schaumburg und Sternberg, Herrn zu Gemen und Berg, seines untertänigsten Gehorsams und auch seiner Treue wegen nun schmerzlich vermisst, wurde von einer langwierigen und peinigenden Krankheit verzehrt und liegt, nachdem ihn das Leben verlassen hat, unter diesem Stein begraben. Er ist am 25. November im Jahr 1627 gestorben. Sei gegrüßt und lebe wohl.

Wappen:
Woldenberg2)

Kommentar

Die Kapitalis weist Bogen- und Linksschrägenverstärkung sowie ausgeprägte Sporen auf. Einige Buchstaben zeigen manierierte Formen. Beim V ist der rechte Schrägschaft und beim verschränkten W der linke der beiden mittleren Schrägschäfte nach oben ausgezogen. Die beiden Schrägschäfte des X sind geschwungen. Die s-förmig geschwungene Cauda des Q durchschneidet an zwei Stellen die geschlossene Bogenlinie. Beim Q in ATQVE ist die Bogenlinie verkleinert und leicht nach oben gerückt. R mit geschwungener Cauda, die unter die Grundlinie ausgezogen ist. Das untere Bogenende des C ist leicht eingerollt. Eine gewisse Ähnlichkeit zu den Grabplatten Nr. 601, 602 und 605 ist feststellbar.

Wessel Woldenberg war der Inschrift zufolge Kammerdiener oder Kammerherr des Grafen Jobst Hermann. Zur sprachlichen Gestaltung der Grabinschrift vgl. Einleitung Kap. 6.1.

Textkritischer Apparat

  1. TRI kleiner und hochgestellt.
  2. [ . ]NCVM] möglicherweise ANCVM; magnum Prinz.
  3. DE[ . . ]/RVIT] deseruit Prinz.

Anmerkungen

  1. Prinz, Grabdenkmäler, Lageplan, S. 7.
  2. Wappen Woldenberg (geteilt: 1. drei Lilien balkenweise gestellt, 2. geschacht); vgl. Prinz, Grabdenkmäler, S. 45.

Nachweise

  1. Fotografie von Reinhold Mittendorf (Museum Bückeburg, Bildarchiv VI,37, Nr. 26).
  2. Prinz, Grabdenkmäler, Nr. 22, S. 45.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 568(†) (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0056806.