Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 561 Bückeburg, Stadtkirche 1626, 1633

Beschreibung

Kelch. Silber, vergoldet. Provenienz unklar. Sechspassfuß mit gekehlter Sockelzone und gekehlter Zarge. Auf dem Fuß ein ovales, gerahmtes Medaillon, auf dessen Rahmen die eingravierte Inschrift A umläuft. Im Innenfeld ein reliefiertes Vollwappen mit drei Helmzieren, darüber zu beiden Seiten der mittleren Helmzier die erhaben ausgeführte Jahreszahl B, unter dem Wappenschild der Rundung folgend die ebenfalls erhaben ausgeführte Inschrift C. Auf dem gegenüberliegenden Pass ein zweites Medaillon mit einer Kreuzigungsgruppe im Flachrelief, über dem Gekreuzigten ein Schriftband ohne Inschrift.

Sechsseitig ansteigender Fußhals, in den zwei Nieten hineingeschlagen wurden. Sechsseitige, mit eingeritzten, gerahmten Blüten verzierte Schaftstücke. Auf den rautenförmigen Rotuli des Nodus umgeben von Zierstrichornamenten die einzelnen Buchstaben der in Kontur eingravierten Inschrift D. Über einem kleinen, schlichten Kelchkorb eine schlichte Kuppa. Die eingeritzte Inschrift E befindet sich auf der Unterseite des Standrings.

Maße: H.: 21,6 cm; Dm.: 16,3 cm (Fuß), 10,6 cm (Kuppa); Bu.: 0,2 cm (A, C), 0,1 cm (B), 0,8 cm (D), 0,2 cm (E).

Schriftart(en): Kapitalis (A, D), Fraktur (C).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/2]

  1. A

    + IVL(IVS) HEINRICVS · D(EI) G(RATIA) · DVX · SAX(ONIAE) · ANG(ARIAE) ET : WEST(FALIAE) ·

  2. B

    16 // 26

  3. C

    Ich wags Gott w[a]ltts1)

  4. D

    I H E S V S

  5. E

    1633

Übersetzung:

Julius Heinrich von Gottes Gnaden Herzog von Sachsen, Engern und Westfalen. (A)

Wappen:
Sachsen-Lauenburg, Engern und Westfalen2)

Kommentar

Die Kapitalis in den Inschriften A und D mit Strichsporen. In Inschrift C fehlt der untere Bogen des g. Möglicherweise wurde das Mittelfeld des Medaillons seriell geprägt. In Inschrift D wird der Schaft des I von einem schmalen Balken durchstrichen. Der Balken des H mit Ausbuchtung.

Julius Heinrich (1586–1665) war ein Sohn Franz’ II. von Sachsen-Lauenburg. Er immatrikulierte sich am 2. April 1600 an der Universität Helmstedt,3) danach wurde er am Collegium illustre in Tübingen ausgebildet. Er beteiligte sich in kaiserlichen Diensten als Feldherr am Dreißigjährigen Krieg und war später auch als kaiserlicher Diplomat tätig. 1640 trat er zum Katholizismus über. Er war regierender Herzog von Lauenburg in den Jahren 1656–1665.4)

Julius Heinrich war seit 1637 Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft.5) Der Spruch Ich wags, Gott walts ist als seine Devise nachgewiesen.6)

Möglicherweise bezeichnet die Jahreszahl 1633 unter dem Fuß den Zeitpunkt, zu dem der Kelch in die Bückeburger Stadtkirche gelangte.

Anmerkungen

  1. Wander, Sprichwörterlexikon, Bd. 4, Sp. 1735.
  2. Wappen Sachsen-Lauenburg, Engern und Westfalen (quadriert: 1. u. 4. neunmal geteilt, mit Rautenkranz schräglinks belegt (Sachsen-Lauenburg), 2. Adler (Westfalen), 3. drei Seeblätter 2:1 (Engern)); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 1, Abt. 1, Teil 3, S. 18f. u. Tafel 27.
  3. Matrikel Helmstedt, Bd. 1, Abt. 1, S. 147 Nr. 82.
  4. Peter von Kobbe, Geschichte und Landesbeschreibung des Herzogthums Lauenburg, Teil 3, Altona 1837, S. 56–69.
  5. Der Fruchtbringenden Geselschaft Nahmen, Nr. 311.
  6. Max Schmidt, Die Devisen, Wahl- und Sinnsprüche der Herzöge von Lauenburg askanischen Stammes, in: Archiv des Vereins für die Geschichte des Herzogthums Lauenburg, 1884, H. 3, S. 50–58, dort S. 56.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Schaumburg-Lippe, S. 33 (A, B, D, E).
  2. Albrecht, Bückeburger Stadtkirche, S. 124 u. Abb.123.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 561 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0056107.