Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 555 Möllenbeck, Kloster vor 1626

Beschreibung

Wandmalerei. Die Inschrift ist in Raum 21 im ersten Obergeschoss des Nordflügels zwischen den Fenstern in Schwarz auf hellem Grund aufgemalt. Sie scheint von einer querovalen Kartusche gerahmt zu sein. Weitere möglicherweise vorhandene Wandmalereien waren zum Zeitpunkt der Aufnahme im Sommer 2015 nicht freigelegt.

Maße: Bu.: ca. 2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. CONRADUS HOIERUS LUDEN[HUSANUS]a)

Übersetzung:

Konrad Hoier aus Lüdenhausen.

Kommentar

Balken des H mit Ausbuchtung.

Conrad Hoier stammte aus Lüdenhausen bei Lemgo (Kreis Lippe, Nordrhein-Westfalen). Sein Geburtsjahr ist nicht bekannt. Hoier veröffentlichte mehrere katechetische Schriften sowie Kirchenlieder und andere Dichtungen zu geistlichen Themen.1) Als Kanoniker des Stifts Möllenbeck ist er erstmals 1583 belegt.2) 1603 wurde er Subprior. Im Namen Kaiser Rudolfs II. wurde er 1611 zum Poeta laureatus gekrönt.3) Hoier veröffentlichte 1623 in Rinteln eine Geschichte des Stifts Möllenbeck in Versform: Brevis, eaque Vera De fundatione Monasterii Molebeccensis Historica relatio (das Werk erschien 1626 in zweiter Auflage und wurde 1736 im zehnten Band der von Johann Philipp Kuchenbecker herausgegebenen Analecta Hassiaca wiederabgedruckt4)). Hoier war mit Melchior Goldast (vgl. Nr. 534) und mit Heinrich Meibom d. Ä. befreundet.5)

Ihm gelang es jedoch nicht, in das Amt des Priors aufzusteigen, obwohl Graf Jobst Hermann von Holstein-Schaumburg ihn 1622 dafür vorgeschlagen hatte. Die übrigen Konventualen scheinen Hoier eher reserviert gegenübergestanden zu haben; er beklagte sich darüber, dass er im Alltag viele Kränkungen über sich ergehen lassen müsse. Ein Porträt, das schon zu seinen Lebzeiten in der Klosterkirche angebracht war, wurde 1622 abgehängt. Hoier starb vermutlich im März 1626.6)

Textkritischer Apparat

  1. Die Ergänzung zu LUDEN[HUSANUS] ergibt sich aus den Titelblättern von gedruckten Publikationen Hoiers, wo er sich genau so bezeichnet, z. B. ELEGIA De Johanne Baptista, cui dispositio ejusdem festi addita est […] A Conrado Hojero Ludenhusano, Lemgo 1590.

Anmerkungen

  1. Dazu Heutger, Stift Möllenbeck, 21987, S. 155–168; Honselmann, Zwei frühe Drucke aus Lemgo, S. 60–64; vgl. auch den Artikel „Hojer, Konrad“, in: ADB 12 (1880), S. 709f.
  2. Conradus Hoyerus Regul. Canonicus Mollenb. als Unterschrift zum Widmungsgedicht in dem Werk De Solenni Gloriosae Christi Resurrectionis festo breve Carmen Heroicum, Lemgo 1583, fol. A2v.
  3. Heutger, Stift Möllenbeck, 21987, S. 152f.; Honselmann, Zwei frühe Drucke aus Lemgo, S. 62.
  4. Honselmann, Zwei frühe Drucke aus Lemgo, S. 64.
  5. Heutger, Stift Möllenbeck, 21987, S. 153.
  6. Heutger, Stift Möllenbeck, 21987, S. 154f.; Honselmann, Zwei frühe Drucke aus Lemgo, S. 64.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 555 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0055509.