Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 541 Obernkirchen, Stiftskirche St. Marien 1625

Beschreibung

Grabplatte für Olicke von Rössing. Stein. Die hochrechteckige Platte befand sich zum Zeitpunkt der Aufnahme im Sommer 2009 in der Kirche an der Südwand der Turmhalle. Im Innenfeld unter einer Rundbogennische die halbplastische Figur der Verstorbenen mit sorgfältig gestaltetem, reich mit Borten besetztem Puffärmelkleid und einem hohen Spitzenkragen. In den gefalteten Händen hält sie eine Blume. Auf dem breiten Rand der Platte läuft erhaben in vertieften Feldern die Inschrift A um, die auf der linken Langseite einzeilig, sonst zweizeilig ausgeführt ist. Einzelne Buchstaben sind aus Platzgründen auf den Rahmenleisten der in den vier Ecken befindlichen Wappenmedaillons in Kontur eingehauen. Die rautenförmigen Worttrenner sind eingehauen. Die vier Vollwappen werden durch die eingehauenen Beischriften B auf den unteren Rändern der Medaillons bezeichnet. Die Platte ist an der linken Langseite leicht abgetreten, die rechte untere Ecke ist abgeschlagen.

Maße: H.: 225 cm; B.: 138 cm; Bu.: 6 cm (A), 2,4 cm (B).

Schriftart(en): Schrägliegende Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/1]

  1. A

    AN(N)O · 1625 · DEN · 4 · MA/RTII · IST · DIE · WOLEDLE · VIELEHR · VND · TVGENTREI/CHE · OLICKE · GEBORN · VON / ROSSINGE(N) · DES · WOLEDLE(N) · GESTRENGEN · VND · / VESTEN · IOHAN · SWENCKE / EHELICHE · HAVSFRAWE · IN · GOTT · VERSTORBEN · / DERERa) · SELEN · GOTT · GNA(DE)b) ·

  2. B

    VON · ROSSI[N]GK  VON · STOCKEM 
    VON · OLDE[R . . VS]ENc)  VO[N S . . . . R]d) 

Wappen:
Rössing1)Stöckheim3)
Oldershausen2)Saldern4)

Kommentar

Schrägliegende Kapitalis mit breiten Schattenstrichen. Die Cauda des G ist unten gegabelt. Die Cauda des R ist geschwungen und unter die Grundlinie verlängert; analog dazu ist der untere Schrägbalken des K gestaltet. Das obere Bogenende der 6 ist leicht nach links umgebogen.

Olicke von Rössing wurde 1585 als Tochter des halberstädtischen Erbmarschalls Ludolf von Rössing und der Anna von Stöckheim geboren.5) Nach dem frühen Tod ihrer Eltern wurde sie von Ilse von Saldern6) großgezogen. In erster Ehe heiratete sie 1607 den Erbherrn auf Oberbehme (Kreis Herford, Nordrhein-Westfalen) Wilhelm von Quernheim, der Edelknabe am Hof der Grafen von Holstein-Schaumburg gewesen war. Als dieser nach zehnjähriger Ehe im Alter von 43 Jahren verstorben war, blieb Olicke von Rössing fünf Jahre lang Witwe. Anschließend heiratete sie Johann Schwenck, Erbherrn in Haselünne und Fresenburg (Lkr. Emsland), der zuvor Hofmeister in Holstein gewesen war. Aus dieser Ehe wurde ein Sohn geboren. Olicke von Rössing starb im Alter von 40 Jahren am 4. März 1625 auf dem Adelssitz „Saal“,7) womit das Gut Brummershop gemeint sein dürfte. Johann Schwenck heiratete noch im selben Jahr in zweiter Ehe Anna Gertrud von Alten.8)

Textkritischer Apparat

  1. DERER] BEIDER Kdm.
  2. GNA(DE)] G.S. Kdm. gnä(dig) s(ei); Mahrenholtz, Tebbe.
  3. Vermutlich zu ergänzen zu VON · OLDE[RSHVS]EN.
  4. VO[N S . . . . R]] zu ergänzen zu VO[N · SALDER].

Anmerkungen

  1. Wappen Rössing (Löwe über schräglinks geteiltem Feld); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 107 u. Bd. 2, Tafel 265; hier abweichend: linksgewendet.
  2. Wappen Oldershausen (quadriert: 1. u. 4. neun Rosen 3:3:3); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 14 u. Tafel 15; hier abweichend: neun Kugeln.
  3. Wappen Stöckheim (gestümmelter Ast); vgl. Siebmacher, Supplement 2, Tafel 30.
  4. Wappen Saldern (Rose); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 11, S. 50 u. Tafel 29.
  5. Die Großeltern waren Lippolt von Rössing und Ursula von Oldershausen sowie Joachim von Stöckheim und Olicke von Saldern (Leichenpredigt für Olicke von Rössing, S. 51f.).
  6. Leichenpredigt für Olicke von Rössing, S. 53. Zu Ilse von Saldern vgl. DI 83 (Lkr. Holzminden), Nr. 88, 113, 114, 115, 119, 143, 144 u. 145.
  7. Leichenpredigt für Olicke von Rössing, S. 54–59.
  8. Mahrenholtz, Grabsteine, Nr. 16, S. 126f.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Grafschaft Schaumburg, S. 87 u. Tafel 111.
  2. Mahrenholtz, Grabsteine, Nr. 16, S. 126 (mit Abb.).
  3. Tebbe, Epitaphien, Nr. 96, S. 223 (nach Mahrenholtz) u. Abb. 108 (A).

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 541 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0054105.