Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 525 Sachsenhagen, Mittelstraße 12 1622

Beschreibung

Haus. Fachwerk, giebelständig, elf Gefache breit, eingeschossig. Der Giebel kragt leicht vor. Auf der linken Seite eine vier Gefache breite, zweigeschossige Utlucht. Zahnschnitt an den Rähmhölzern und Tauband an der Unterkante des Schwellbalkens des Giebels. Die erhaben in vertieften Zeilen ausgeführten und braun überstrichenen Inschriften befinden sich auf dem Torsturz. In der ersten Zeile Inschrift A; die Jahreszahl ist in geringerer Buchstabenhöhe ausgeführt. In der zweiten Zeile beginnt Inschrift B, die sich in der dritten Zeile nur noch links des Torbogens fortsetzt. Am Ende ein paragraphzeichenförmiger Worttrenner.

Maße: Bu.: 7–9 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/2]

  1. A

    HEINRICH KONEMAN · ANNO · M DC XXII LEFEKEN SCHADE

  2. B

    REBVS IN ANGVSTIS FACILE EST CONTEMNERE VITAM FORTITER ILLE FACIT QVI / MISER ESSE POTEST ·1)

Übersetzung:

In einer schwierigen Lage ist es leicht, das Leben zu verachten. Tapfer handelt, wer das Elend ertragen kann. (B)

Versmaß: Elegisches Distichon. (B)

Kommentar

Die Kapitalis aus schmalen Buchstaben ist sehr eng spationiert. Ein Wechsel zwischen Haar- und Schattenstrichen ist so gut wie nicht erkennbar. Teilweise dreieckige Sporen. Spitzovales O. A in SCHADE mit gebrochenem Mittelbalken. Das N in HEINRICH und das zweite N in KONEMAN mit gewelltem Schrägschaft. Der untere Schrägbalken des K ist geschwungen. X aus zwei voneinander abgewendeten Bögen mit sehr schmalem Mittelbalken. Sehr auffällig ist das Q gestaltet: Zugrunde liegt wohl ein kapitales Q, dessen Bogenlinie jedoch unten offen ist. In diesen Bogen hineingeschoben ist die Cauda, die zunächst als senkrechte Linie beginnt, dann nach links gebogen ist, sich schließlich in einer Schlinge nach rechts wendet und geschwungen ausläuft.

Das Haus wurde möglicherweise infolge des großen Brandes in Sachsenhagen im Jahr 16192) neu errichtet. Inschrift B könnte man auf eine dadurch entstandene Notlage beziehen. Erstaunlich ist im eher ländlichen Umfeld das Martialzitat. Ein entsprechender humanistischer Bildungshintergrund lässt sich möglicherweise finden, wenn man annimmt, dass Lefeken Schade eine Tochter des Bergkirchener Pastors Johannes Schade gewesen sein könnte.3)

Anmerkungen

  1. Martial, Epigramme 11,56,15f.
  2. Vgl. Kdm. Kreis Grafschaft Schaumburg, S. 101.
  3. Vgl. Meyer, Pastoren, Bd. 1, S. 83.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 525 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0052501.