Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 515 Rinteln, St. Nikolai 1620, 1630?

Beschreibung

Zwei Fragmente der Gruftplatte für Moritz Ernst von Zerssen und für Catharina von Melschede. Stein. Die Stücke sind zusammen mit weiteren Steinfragmenten (vgl. Nr. 629 und 655) außen an der Südseite der Kirche in den 1885 errichteten1) Sakristeianbau eingemauert. Die beiden vorliegenden Fragmente sind um 90° gedreht in querrechteckiger Ausrichtung in die Südwand des Sakristeianbaus eingemauert, Fragment I westlich der Tür, Fragment II östlich der Tür. Fragment I stammt aus der Mitte des oberen Teils der Platte. Es zeigt am oberen (jetzt rechten) Rand zwei eingehauene Inschriftenzeilen (A u. B, jeweils Anfang) untereinander. Unter diesen die vertieften Spuren eines ehemals an der Platte befestigten Rings, darunter eine Schraffur aus neuerer Zeit. Das stärker verwitterte Fragment II bildete die rechte obere Ecke der Platte. Das Fragment schließt unmittelbar an Fragment I an. Es zeigt ebenfalls zwei eingehauene Inschriftenzeilen untereinander, die die Inschriften A und B fortsetzen. Der Rahmen, der die Inschriftenzeilen umgibt, besteht auf beiden Fragmenten oben aus einer dünnen eingehauenen Linie, unten aus einer dickeren.

Maße: H.: 42 cm (I), 41 cm (II); B.: 105 cm (I), 107 cm (II); Bu.: 5–5,5 cm.

Schriftart(en): Schrägliegende Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/2]

  1. A(I/II)

    [ - - - R]NST · V(ON) · ZER//[ . ]ENa) WEL/CHER DEN 22 DECEMB(RIS) DES [ - - - ]

  2. B(I/II)

    [ - - - H]ARINA GEBO[R//E]N VON / [M]ELSCHEDE [W]ITTIBE VON [ - - - ]

Kommentar

Die Inschrift auf beiden Fragmenten ist in einer gleichmäßig gearbeiteten schrägliegenden Kapitalis mit Serifen gestaltet. Beim G steht das obere Bogenende weiter nach rechts über als die Cauda. Oben spitzes zweistöckiges Z, das Bogenende geschwungen und unter die Grundlinie reichend. 2 in Form eines Z.

Die jeweils erste Zeile von Fragment I und II ergibt zusammengesetzt den Sterbevermerk des Moritz Ernst von Zerssen. Dieser wurde am 16. März 1596 in Nieder-Waroldern (Lkr. Waldeck-Frankenberg, Hessen) als Sohn Friedrich von Zerssens und Catharina von Melschedes geboren. Im Alter von 15 Jahren kam er als Edelknabe an den Hof des Herzogs Franz von Sachsen-Lauenburg; dessen Sohn begleitete er auf Reisen. Ab 1616 war er Hofjunker am schaumburgischen Hof in Bückeburg. Er starb am 22. Dezember 1620, nachdem er auf einer Reise erkrankt war, und wurde am 19. Januar 1621 in der Rintelner Nikolai-Kirche bestattet.2)

Der Name der Catharina von Melschede ergibt sich, wenn man die jeweils zweite Zeile von Fragment I und II zusammen liest. Sie war seit 1616 verwitwet und starb sechzigjährig am 6. Februar 1630 (zu ihr Nr. 633). Unklar ist, ob ihr Name Teil eines Sterbevermerks auf der Gruftplatte war, oder ob sie als Auftraggeberin genannt wurde.

Textkritischer Apparat

  1. ZER//[ . ]EN] zu ergänzen zu ZER//[S]EN.

Anmerkungen

  1. Briefliche Mitteilung von Stefan Meyer (Museum Eulenburg Rinteln).
  2. Leichenpredigt für Moritz Ernst von Zerssen, fol. C IIv–CIIIr; Leichenpredigt für Catharina von Melschede, S. 54f.; vgl. von Zerssen, Familie von Zerssen, S. 111.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 515 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0051505.