Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 501† Möllenbeck, ref. Klosterkirche 1618

Beschreibung

Epitaph für den Prior Hermann Wedemhoff. Gemälde auf Holz. Das Epitaph, das an einem Pfeiler der Kirche angebracht war, zeigte eine Darstellung des Verstorbenen in Ganzfigur und eine Inschrift.1) Vermutlich ging es verloren, als in napoleonischer Zeit alle Einrichtungsgegenstände des ehemaligen Stifts verkauft wurden.2) In der Edition werden alle &-Ligaturen des Drucks als et wiedergegeben.

Inschrift nach Paulus (auch Interpunktion).

  1. A

    Epitaphium Reverendi et humanissimi Viri, Domini Hermanni Wedemhovii, Collegii Molenbeccensis Patris prioris, qui Die 30 Novembris vesperi circa horam septimam anno 1617. pie in Domino obdormivit.

  2. B

    Hac placida Hermannus recubat Wedemhovius aede,Vir justus sanctus, Candidus, arte potens.Caenobii fasces viginti gessit ad annos Pene duos, mitis nomine reque Pater.Integritate fuit summis acceptus et Imis,Fecit et antiqua quae facienda fide.Praereptus fatis subiit conclave, quiescitCorpore, sed vigilat Mente manente Deo.Voce Tubae, ex tumulo Mundi sub fine resurget,Spiritui junctum corpus et astra petet,Semper ubi vivent, nunquam cessantia nunquam Cessatura novae gaudia Mentis agent.

Übersetzung:

Epitaph für den hochwürdigen und hoch gebildeten Herrn, Herrn Hermann Wedemhoff, Pater Prior des Kollegiums in Möllenbeck, der am 30. November abends um die siebte Stunde im Jahr 1617 fromm in Gott entschlafen ist. (A)

In dieser friedlichen Kirche ruht Hermann Wedemhoff, ein gerechter, frommer, redlicher und gebildeter Mann. Die Leitung des Klosters hatte er fast 22 Jahre inne als ein dem Namen und der Sache nach milder Vater. Durch seine Rechtschaffenheit war er bei den Höchsten wie den Niedrigsten beliebt, und er vollbrachte mit bewährter Zuverlässigkeit, was zu tun war. Vom Schicksal dahingerafft, stieg er ins Grab. Sein Leib ruht hier, sein Geist jedoch wacht fortlebend in Gott. Beim Klang der Trompete am Ende der Welt wird sein Leib, mit dem Geist vereint, aus dem Grab aufstehen und zum Himmel streben, wo sie immer leben werden und die Freuden der neuen Seele (= des neuen Lebens), die niemals aufhören und niemals aufhören werden, genießen sollen. (B)

Versmaß: Elegische Distichen (B).

Kommentar

Hermann Wedemhoff aus Coesfeld (Nordrhein-Westfalen) war zunächst Konventuale im Stift Möllenbeck. Er wurde Ludolf von Münchhausen (Nr. 413), der ab 1577 die Möllenbecker Klosterschule besuchte, als Erzieher zugewiesen.3) Von 1586 bis 1595 war er Subprior, 1597 folgte er als elfter Prior des Stifts Möllenbeck Jodocus Stucken (Nr. 500) im Priorenamt.4) Paulus zufolge engagierte sich Hermann Wedemhoff vor allem im Ausbau des Schulwesens und berief während seiner 21-jährigen Amtszeit sechs Lehrer. Die Ausmalung des Raums 39 geschah in seinem Auftrag (Nr. 319). Hermann Wedemhoff starb am 30. November 1617 an der Wassersucht. Testamentarisch vermachte er dem Kloster 1000 Reichstaler.5)

Sein Epitaph wurde ebenso wie das Epitaph für den Prior Jodocus Stucken (Nr. 500) im Jahr 1618 auf Veranlassung des nachfolgenden Priors Heinrich Calmeier (Nr. 523) angefertigt. Nicht zweifelsfrei zu klären ist, ob der Prosatext von Inschrift A tatsächlich ausgeführt war (vgl. Nr. 204 u. 500).

Neben dem Epitaph erinnerte auch eine Grabplatte an ihn, auf der der Verstorbene in Lebensgröße dargestellt war. Die Grabplatte war noch 1748 erhalten, eine Inschrift ist jedoch nicht überliefert.6)

Anmerkungen

  1. Paulus, Geschichte des Möllenbecker Klosters, S. 192.
  2. Vgl. Heutger, Stift Möllenbeck, 21987, S. 180.
  3. B. Bei der Wieden, Außenwelt und Anschauungen Ludolf von Münchhausens, S. 22.
  4. Brosius, Möllenbeck, S. 1065.
  5. Paulus, Geschichte des Möllenbecker Klosters, S. 191f.
  6. Paulus, Geschichte des Möllenbecker Klosters, S. 192.

Nachweise

  1. Paulus, Geschichte des Möllenbecker Klosters, S. 193.
  2. Tebbe, Epitaphien, Nr. 88, S. 219 (nach Paulus).

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 501† (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0050101.