Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 400 Helpsen, Enzer Straße 50 2. H. 16. Jh.

Beschreibung

Fragment einer Grabplatte. Stein. Das Fragment ist als Sockelstein in einem Anbau des Haupthauses an der Nordwestseite im Sockel eingemauert. Bis etwa Anfang der 1980er-Jahre befand es sich auf dem Rittergut Helpsen.1) Inschrift A lief erhaben in vertiefter Zeile um die ursprünglich wohl hochrechteckige Platte um. Im vertieften Innenfeld die ebenfalls erhaben ausgehauene Inschrift B.

Maße: H.: 23,5 cm (sichtbarer Teil); B.: 99,5 cm; Bu.: 5,8 cm (A), 5 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis mit Elementen der frühhumanistischen Kapitalis und unzialem G.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Katharina Kagerer) [1/1]

  1. A

    [ - - - ] / [ - - - ]HON M[ - - - ] / [ - - - ] / [ - - - ]T GNED[ - - - ]a)

  2. B

    [ - - - ] / DIENER IM FRIEDE FAHREN WIE / DV GESAGET HAST DEN MEI[ . ] / [ . . . EN] HA[BEN DE]INEN H[E . . ] / [ - - - ]2)

Kommentar

Die Schrift weist keine Sporen auf. Offenes D. Schaft des I in DIENER und FRIEDE unten gegabelt. Verschränktes W. S ungleichmäßig und mit breitem Mittelteil. Auffällig ist das unziale G, das aus einem kleinen, bis zur Mittellinie herabreichenden Bogen und einer unten ansetzenden senkrechten Cauda besteht, die auf der Grundlinie endet. Ein ähnliches G findet sich auf einem Fachwerkbalken in Wiedensahl (Nr. 442), auf einem Grabplattenfragment an der Rintelner Nikolaikirche (Nr. 654), am Kollegiengebäude in Helmstedt und an einem Fachwerkbalken in Lemgo (Kreis Lippe, Nordrhein-Westfalen).3)

Die hochdeutsche Sprachform deutet darauf hin, dass die Inschrift nicht vor der Mitte des 16. Jahrhunderts entstanden ist. Das offene D und das manierierte G sprechen für eine Datierung noch in die Zeit vor 1600.

Die Auswahl des Bibelzitats könnte ein Indiz dafür sein, dass es sich um die Grabplatte für einen betagten Priester gehandelt haben könnte.

Textkritischer Apparat

  1. Hier könnte eine Formulierung wie DER SELEN GOT GNEDICH SEI o. ä. gestanden haben.

Anmerkungen

  1. Mündliche Mitteilung von Familie Vehling.
  2. Lk 2,29f.: Herr / nu lessestu deinen Diener im Friede faren / wie du gesagt hast. Denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen. (Gebet des greisen Simeon nach dem Anblick des Messias).
  3. DI 61 (Stadt Helmstedt), Nr. 77; DI 59 (Stadt Lemgo), Nr. 143. Vgl. auch DI 83 (Lkr. Holzminden), Nr. 155.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 400 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0040009.