Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 390 Bückeburg, Museum Bückeburg 4. V. 16. Jh.

Beschreibung

Fachwerkbauteile vom Haus Obernstraße 34 in Stadthagen.1) Erhalten sind der mit Rankenschnitzwerk und Tauband verzierte Torbogen sowie ein Balken oberhalb des Torbogens. In den Zwickeln des Torbogens zwei Medaillons: im heraldisch rechten Medaillon ein Wappenschild, darauf erhaben geschnitzt die Hausmarke H20, zu beiden Seiten die Initialen A. Im heraldisch linken Medaillon ebenfalls ein Wappenschild, darauf die verschränkten Initialen B, die ebenfalls erhaben gearbeitet sind. Die erhaben in vertiefter Zeile ausgeführte Inschrift C befindet sich auf dem Balken.

Maße: Bu.: 5 cm (A), ca. 12 cm (B); 11 cm (C).

Schriftart(en): Schrägliegende Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/3]

  1. A

    D(IRICK) G(EFFEKE)

  2. B

    A(GNETE) L

  3. C

    MINEN · ANFANC VNDE ENDE · BEFELE · ICK · IN GODDES · HENDE · 2)DIRICK · GEFFEKE

Übersetzung:

Meinen Anfang und mein Ende befehle ich in Gottes Hände. Dirick Geveke. (C)

Versmaß: Deutsche Reimverse (C).

Wappen:
Geveke,3) ?4)

Kommentar

In Inschrift C gleichmäßig gearbeitete schrägliegende Kapitalis mit dreieckigen Sporen. Die Cauda des R und der untere Schrägbalken des K sind geschwungen und reichen unter die Grundlinie.

Die Familie Geveke ist schon seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert in Stadthagen nachzuweisen.5) Der in der Inschrift genannte Dirick Geffeke ist vermutlich mit Dyrick Geveke (Ludeken sone) identisch, der 1555 ins Bürgerverzeichnis eingetragen ist.6) Er ist Weiland zufolge 1560 als Besitzer der Hausstelle Obernstraße 34 festgehalten.7) Die Inschrift dürfte eher etwas später entstanden sein: Die niederdeutsche Sprachform spricht zwar für eine Datierung noch ins 16. Jahrhundert; die schrägliegende Kapitalis fand allerdings erst im letzten Viertel des Jahrhunderts Verbreitung, zumal in geschnitzten Hausinschriften.8) Schnitzwerk in Rankenform ist in Stadthagen erstmalig 1572 nachzuweisen (Nr. 238).

In der im Jahr 1576 begonnenen Liste der Braueramtsberechtigten ist für die Oberstadt Diderich Geveke et Agnete uxor ejus vermerkt.9) Dirick Gevekes Tod fiel auf das Jahr 1610.10)

Anmerkungen

  1. Vgl. Weiland, Die alten Häuser in Stadthagen, S. 108 u. Steinicke, Hausinschriften, S. 65.
  2. Zu dem Spruch vgl. Nr. 246.
  3. Wappen Geveke (Hausmarke H20).
  4. Wappen ? (Initialen AL).
  5. 1489 erlangt ein Dyderik Gheveke das Bürgerrecht; Burchard, Stadtarchiv Stadthagen, S. 35,6.
  6. Burchard, Stadtarchiv Stadthagen, S. 47,10; vgl. Weiland, Die Häuser und deren Eigentümer, Teil 1, S. 89.
  7. Weiland, Die Häuser und deren Eigentümer, Teil 1, S. 89; vgl. Steinicke, Hausinschriften, S. 65.
  8. Ältester Beleg in Stadthagen: 1581 (Nr. 294); Rinteln: 1606 (Nr. 435); Hameln: 1599 (DI 28 (Stadt Hameln), Nr. 98); Lemgo: 1591 (DI 59 (Stadt Lemgo), Nr. 116).
  9. Burchard, Stadtarchiv Stadthagen, S. 372,35.
  10. Steinicke, Hausinschriften, S. 65.

Nachweise

  1. Conze, Haussprüche, S. 96.
  2. Weiland, Die Häuser und deren Eigentümer, Teil 1, S. 89.
  3. Weiland, Die alten Häuser in Stadthagen, S. 108 (C).
  4. Steinicke, Hausinschriften, Nr. 41, S. 65 (nach Weiland, Die Häuser und deren Eigentümer).

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 390 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0039001.