Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 377 Apelern, Schloss Münchhausen, Mausoleum 1600

Beschreibung

Grabplatte für das Kind Henning von Münchhausen. Stein. Die fast quadratische Platte, die von der Kirche in Apelern stammt, wurde um 1915 in die südliche Außenwand des Mausoleums im Schlosspark eingemauert. Inschrift A läuft erhaben in vertiefter Zeile um die Platte um. Im Innenfeld unter einem geschwungenen Rundbogen die Reliefdarstellung eines stehenden Kindes im Kleidchen mit Halskrause. Zu den Seiten der Figur zwei Säulen, an deren oberen und unteren Enden jeweils Vollwappen in runden Medaillons platziert sind. Zu den Füßen der Figur zwischen den beiden unteren Wappenmedaillons eine Tafel mit der erhaben in vertieftem Feld ausgehauenen, in fünf Zeilen angeordneten Inschrift B. Die Platte ist stark verwittert; am oberen und am rechten Rand sowie in der linken unteren Ecke sind Teile ausgebrochen.

Maße: H.: 115 cm; B.: 104 cm; Bu.: 3,5–4 cm (A), 2,6 cm (B).

Schriftart(en): Fraktur mit Kapitalis (A), Fraktur (B).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Katharina Kagerer) [1/1]

  1. A

    An(n)o D(omi)ni 1600 den · 5 · Februar[ - - - He/ . ]ning von Mvnichavs[ . . . . b]orn : Den 19 EIVSDE(M) in / [ - - - ]chena) Tavfe [ - - - ebtb) den] · [ - - - ] / [ - - - ] vorscheiden Den [ . ]9 Desselb(e)n Montes begrabe(n) worden

  2. B

    La[ . . . . ]ie kinderke(n) / [ . . mi . . . m . . . ] / w[ . . . et - - - ] / [ . en] ih[r . . ist das] / Reich [ . o]tt[es]1)

Wappen:
Münchhausen2)Quitzow4)
Büschen3)Veltheim5)

Kommentar

Qualitätvoll und gleichmäßig gehauene Frakturbuchstaben. Das v ist unten gerundet. Bei a, g und w Schwellzüge. Die Unterlänge beim h läuft spitz zu und ist nach links umgebogen. Der geschlossene Bogen der 9 füllt die Zeile vollständig aus. Die Fraktur zeigt eine Verwandtschaft zu derjenigen des Ebbert Wolf d. J. Für dessen Frakturbuchstaben sind zwar Dorne charakteristisch, die auf der vorliegenden Grabplatte fehlen; allerdings sind diese Dorne kein notwendiges Kriterium für eine Zuschreibung an Wolfs Werkstatt.6)

Henning von Münchhausen wurde am 5. Februar 1600 als Sohn des Claus von Münchhausen und der Ursula von Quitzow (Nr. 350) geboren. Er starb am 21. August desselben Jahres in Apelern, wo er am 29. August 1600 begraben wurde.7) Als Besonderheit der Inschrift ist die Angabe des Taufdatums zu vermerken.8)

Textkritischer Apparat

  1. [ - - - ]chen] vermutlich [Der christli]chen.
  2. Möglicherweise einverlebt.

Anmerkungen

  1. Mk 10,14: Lasst die Kindlin zu mir komen / vnd weret jnen nicht / Denn solcher ist das reich Gottes.
  2. Wappen Münchhausen (Mönch); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 2,1, S. 274 u. Tafel 325.
  3. Wappen Büschen (Lilie); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 25 u. Tafel 58.
  4. Wappen Quitzow (schräggeteilt: 1. Stern, 2. Stern); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 6, S. 17 u. Tafel 15.
  5. Wappen Veltheim (quadriert: 1. u. 4. drei Balken, 2. u. 3. aufgerichteter Baumstamm, beidseitig mit einem herabhängenden Lindenblatt; Helmzier: rautenförmiges auf eine Spitze gestelltes Kissen mit Quasten an den Ecken); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 2, S. 10 u. Tafel 9. Der Schildinhalt ist nur bei den Feldern 1 u. 4 erkennbar.
  6. Vgl. DI 83 (Lkr. Holzminden), Nr. 98, 99, 100, 144; DI 88 (Lkr. Hildesheim), Nr. 236, 245, 282; vgl. ebd., Einleitung S. 44.
  7. Vgl. von Lenthe/Mahrenholtz, Stammtafeln Münchhausen, Teil II, Nr. 293, S. 123.
  8. Die Angabe des Taufdatums auf einer Grabplatte ist ungewöhnlich; vgl. jedoch ein ähnliches Formular auf der Grabplatte für Heinrich von der Borgh (Nr. 560) und auf einem Grabdenkmal aus der Hannoveraner Kreuzkirche (DI 36 (Stadt Hannover), Nr. 357) aus dem Jahr 1649: Nicolaus Heinrich Klawe natus a(nn)o 1644. 6. Jan(uarii) circa 9 vespertinam renatus 11. Jan(uarii) denatus 2. d(ie) Martii circa (quar)tam vespertinam humatus 8. d(ie) Martii. Christoph. Auch auf dem Epitaph der 1631 im Kleinkindalter verstorbenen Prinzessin Dorothea Magdalena von Braunschweig-Lüneburg in der Nikolai-Kirche Herzberg (Altkreis Osterode) ist das Taufdatum vermerkt (Andrew Halliday, A General History of the House of Guelph, or Royal Family of Great Britain, from the Earliest Period […] to the Accession of his Majesty King Georg the First to the Throne, London 1821, S. 400f.).

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 377 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0037705.