Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 371 Stadthagen, St. Martini 1598, vor 1666

Beschreibung

Kelch. Silber, vergoldet. Sechspassfuß mit breitem Standring, die Zarge mit einem Stäbchenornament verziert. Sechsseitig ansteigender Fußhals. Auf einem der Pässe ein aufgeheftetes Kruzifix mit dem eingravierten Titulus A, am Kreuzfuß ein Schädel. Links des Kruzifixes ein aufgelöteter Wappenschild, links und rechts davon jeweils ein aufgelötetes Stück Blech. Auf dem linken Blech die eingravierten Initialen B, das rechte Blechstück ist leer. Rechts des Kruzifixes ein zweiter Wappenschild, links und rechts davon die eingravierten Initialen C. Anschließend läuft auf den drei verbleibenden Pässen des Fußes die eingravierte Inschrift D um. Sechsseitige Schaftstücke. Die Lanzetten des Nodus mit Maßwerk verziert. Auf den rautenförmigen Rotuli des Nodus die Buchstaben der Inschrift E glatt erhaben vor schwarzem Emaillegrund. Auf der Unterseite des Standrings auf Höhe des Kruzifixes ein Kreuzchen.

Maße: H.: 16,3 cm; Dm.: 12,8 cm (Fuß), 10,7–11 cm (Kuppa); Bu.: 0,2 cm (A), 0,3 cm (B, D), 0,4 cm (C), 0,6 cm (E).

Schriftart(en): Kapitalis (A–D), Kapitalis mit Elementen der frühhumanistischen Kapitalis (E).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Katharina Kagerer) [1/2]

  1. A

    I(ESVS) N(AZARENVS) R(EX) I(VDAEORVM)1)

  2. B

    <M I>a)

  3. C

    D(OROTHEA) // R(EICHE)

  4. D

    · IN · MEMORIAM · / · SVI · ET · HAEREDVM · / · ANNO · 1·5·9·8 ·

  5. E

    I H E S V S

Übersetzung:

Zum Gedenken an ihn und seine Erben. Im Jahr 1598. (D)

Wappen:
Gogreve II,2) Reiche?3)

Kommentar

In Inschrift E der Schaft des I mit Ausbuchtung; V mit keilförmig verbreiterten Schrägschäften. In den Inschriften B–D Kapitalis mit Strichsporen. N in Inschrift A retrograd. Spitzovales O. In Inschrift C ein offenes D. Das D ähnelt demjenigen auf der von dem schaumburgischen Kanzler, Magister Johann Gogreve, und seiner Frau Mette Desenis (zu ihnen Nr. 241) gestifteten Patene Nr. 262. Diese Patene wurde jedoch wohl früher als 1598 gestiftet.

Der vorliegende Kelch wurde aus Anlass des Todes des Liborius Gogreve, der am 23. Juni 1598 in der St. Martini-Kirche begraben wurde, gestiftet.4) Er war der Sohn des Johann Gogreve. Verwunderlich ist die Anbringung von Blechstücken neben dem Gogreve-Wappen, durch die wahrscheinlich die ursprüngliche Inschrift B, die L(IBORIVS) // G(OGREVE) gelautet haben dürfte, verdeckt werden sollte. Im Kunstdenkmälerinventarband ist für die Inschrift B noch ein Buchstabe G, der sich rechts des Wappens befinden soll, überliefert; möglicherweise befindet er sich unter dem Blechstück. Das linke Blechstück mit den Buchstaben MI muss im 17. Jahrhundert angebracht worden sein: Bereits in einem Inventar des Kirchengeräts der Martini-Kirche aus dem Jahr 1666 wurde der Kelch als Stiftung des „Mag. Johannes Gogreve“ angesehen.5)

Das rechte Wappen und die Initialen DR stehen wahrscheinlich für Dorothea Reiche. Sie ist 1627 als Witwe Grogreve nachgewiesen; vermutlich war sie die Ehefrau des Liborius Gogreve.6)

Textkritischer Apparat

  1. M I] M I // G Kdm.

Anmerkungen

  1. Io 19,19.
  2. Wappen Gogreve II (Anker zwischen drei Rosen); vgl. DI 28 (Stadt Hameln), Nr. 91 u. DI 42 (Stadt Einbeck), Nr. 49; Burchard, Stadtarchiv Stadthagen, S. 382f., Anm. 3.
  3. Wappen Reiche? (zwei gekreuzte Schürhaken?).
  4. StA Stadthagen, K Nr. 302, ohne Blattzählung; vgl. Burchard, Stadtarchiv Stadthagen, S. 313, Anm. 2.
  5. StA Stadthagen, K Nr. 67, ohne Blattzählung.
  6. Burchard, Stadtarchiv Stadthagen, S. 318,20f. mit Anm. 5.

Nachweise

  1. StA Stadthagen, K Nr. 67, ohne Blattzählung (B, D).
  2. Kdm. Kreis Schaumburg-Lippe, S. 69 (B, D, E).

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 371 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0037103.