Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 369 Rinteln, ehem. v. Münchhausenscher Adelshof, Ritterstraße 30 1598

Beschreibung

Wappenstein. Stein. Der Stein ist am zur Ritterstraße hin gelegenen Giebel der Scheune links oberhalb des Tors unter einem Gesims eingemauert. Er zeigt zwischen drei Pilastern zwei Vollwappen, darunter die erhaben in vertieftem Feld ausgeführte Inschrift, die in zwei Kolumnen angeordnet ist.

Maße: H.: ca. 80 cm; B.: ca. 120 cm; Bu.: ca. 8 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/1]

  1. HILMAR VON · / MVNNICHAVSEN / AN(NO) · 1598a) · // DOROTHEA VON / MVNNICHAVSEN / H(ILMAR) V(ON) M(VNNICHAVSEN) E(HELICHE) H(AVSFRAV) ·

Wappen:
Münchhausen,1) Münchhausen

Kommentar

Ungleichmäßig gearbeitete Kapitalis mit dreieckigen Sporen. Der Schaft des L ragt in den Rahmen des Schriftfelds hinein und ist nach rechts umgebogen. Offenes D.

Dorothea von Münchhausen wurde am 30. Dezember 1568 als Tochter des Börries (Liborius) von Münchhausen d. Ä. und der Heilwig Büschen (Nr. 307, Nr. 346) in Apelern geboren.2) Ihr späterer Ehemann Hilmar von Münchhausen d. J. (geb. 1558) war der Sohn seines gleichnamigen Vaters und der Lucia von Reden (Nr. 197). 1574 erhielt er aus dem Erbe seines Vaters Besitz in Schwöbber (bei Königsförde, Lkr. Hameln-Pyrmont) und Rinteln.3) Am 23. Mai 1578 immatrikulierte er sich als Brunsuicensis nobilis an der Universität Heidelberg.4) Im September 1585 heiratete das Paar in Hess. Oldendorf (Lkr. Hameln-Pyrmont).5) Aus der Ehe gingen fünf Söhne und elf Töchter hervor.6)

Hilmar von Münchhausen gelang es im Laufe seines Lebens, seinen Besitz weiter zu vergrößern. Er wurde Herr auf Rinteln, Aerzen, Schwöbber,7) Wendlinghausen (Kreis Lippe, Nordrhein-Westfalen) und Meinbrexen (Lkr. Holzminden). Er verlieh mehrfach große Geldsummen und erhielt im Gegenzug befristete Rechte an zahlreichen Besitztümern. In seinen 1596, 1600 und 1614/1617 aufgesetzten Testamenten verteilte er seinen Besitz an seine Söhne und setzte für seine Töchter jeweils hohe Geldsummen aus. Er starb am 4. Mai 1617 in Rinteln und wurde am 27. Mai in Aerzen (Lkr. Hameln-Pyrmont) beigesetzt.8) In der Druckausgabe der bei seinem Begräbnis gehaltenen Leichenpredigt wird zum Beweis seiner Frömmigkeit die Lektüre nicht nur der Bibel, sondern auch der Schriften Luthers, Johannes Mathesius’ und Aegidius Hunnius’ erwähnt. Ferner wird seine Mildtätigkeit gegenüber Mittellosen und gegenüber Glaubensflüchtlingen hervorgehoben.9)

Dorothea von Münchhausen verfasste mehrere Schriften zu christlichen Themen sowie über Kindererziehung.10) Sie starb am 16. Juli 1624 in Rinteln und wurde ebenfalls in Aerzen beigesetzt.11)

Die Jahreszahl auf dem Wappenstein bezieht sich vermutlich auf die Erweiterung des Scheunenbaus zur Straße hin.12)

Textkritischer Apparat

  1. Es folgt ein größerer Freiraum. Möglicherweise wurde hier ein Teil der Inschrift abgearbeitet.

Anmerkungen

  1. Wappen Münchhausen (Mönch); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 2,1, S. 274 u. Tafel 325.
  2. Von Lenthe/Mahrenholtz, Stammtafeln Münchhausen, Teil II, Nr. 136, S. 74f., Nr. 216, S. 104; vgl. Treuer, Gründliche Geschlechts-Historie, S. 60.
  3. Von Lenthe/Mahrenholtz, Stammtafeln Münchhausen, Teil II, Nr. 262, S. 114f.; vgl. Treuer, Gründliche Geschlechts-Historie, S. 122.
  4. Matrikel Heidelberg, Bd. 2, S. 83, Nr. 34.
  5. Von Lenthe/Mahrenholtz, Stammtafeln Münchhausen, Teil II, Nr. 262, S. 116; vgl. Treuer, Gründliche Geschlechts-Historie, S. 60, 123.
  6. Von Lenthe/Mahrenholtz, Stammtafeln Münchhausen, Teil II, Nr. 364–379, S. 140ff.; vgl. Treuer, Gründliche Geschlechts-Historie, S. 124 sowie Leichenpredigt für Hilmar von Münchhausen d. J., fol. E IIr und Leichenpredigt für Dorothea von Münchhausen, fol. E IIv.
  7. Auf Schloss Schwöbber befindet sich ebenfalls ein Wappenstein mit den Namensinschriften des Ehepaars aus dem Jahr 1588 (Kdm. Lkr. Hameln-Pyrmont, S. 340).
  8. Von Lenthe/Mahrenholtz, Stammtafeln Münchhausen, Teil II, Nr. 262, S. 114f.; vgl. Treuer, Gründliche Geschlechts-Hostorie, S. 123f.
  9. Leichenpredigt für Hilmar von Münchhausen d. J., fol. E IIv u. E IVv.
  10. Leichenpredigt für Dorothea von Münchhausen, fol. E IIIr.
  11. Von Lenthe/Mahrenholtz, Stammtafeln Münchhausen, Teil II, Nr. 216, S. 104; vgl. Treuer, Gründliche Geschlechts-Historie, S. 60.
  12. Sprenger, Bürgerhäuser und Adelshöfe, S. 379 (zu der Scheune insgesamt ebd., S. 376–380).

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Grafschaft Schaumburg, S. 20.
  2. Heutger/Maack, Rintelner Hausinschriften, S. 34.
  3. Erdniß, Gang durch Rinteln, S. 19.
  4. Maack, Hausinschriften der Stadt Rinteln, S. 130.
  5. Sprenger, Bürgerhäuser und Adelshöfe, S. 379 (mit Abb.).
  6. Künkel, Stadt Rinteln Lexikon, S. 433.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 369 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0036900.