Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 368†? Lünen (Nordrhein-Westfalen)?, Privatbesitz 1598

Beschreibung

Gemälde. Öl auf Holz. Die Abendmahlsdarstellung, die vermutlich aus der Jetenburger Kirche in Bückeburg stammt,1) zeigt Christus und die Jünger um den Tisch versammelt. Durch eine geöffnete Tür im Hintergrund tritt ein junger Diener hinzu. Im linken Bildvordergrund zwei Vollwappen, rechts daneben die dunkel auf hellem Grund aufgemalte Inschrift A. Unter der Bank des rechts sitzenden Jüngers die ineinander gestellten aufgemalten Initialen B.2)

Inschrift nach Fritz.

Maße: H.: 50 cm; B.: 100 cm.3)

Schriftart(en): Mischminuskel mit Versalien und mit Kapitalis mit Versal (A), Kapitalis (B).

  1. A

    Hanc Tabu=/lam Franciscus / Reichman et Con=/iunx ejus Agnes / Mackensen in perpe=/tuam rei memoriam / pingi curaverunt · AN(N)O 1598 · ·

  2. B

    I(OBST) M(OLLER)

Übersetzung:

Diese Tafel haben Franz Reichmann und seine Ehefrau Agnes Mackensen zum immerwährenden Gedenken malen lassen im Jahr 1598. (A)

Wappen:
Reichmann,4) Mackensen5)

Kommentar

Die meisten der Kleinbuchstaben in Inschrift A entstammen der Fraktur, insbesondere m, n, i, r, a, v, während das runde g der humanistischen Minuskel angehört. Über dem u ein oder zwei dünne senkrechte Striche als diakritisches Zeichen.

Franz Reichmann war der Sohn des Bürgermeisters von Hess. Oldendorf (Lkr. Hameln-Pyrmont) Hans Reichmann. Er selbst hatte das Amt des gräflich schaumburgischen Kammersekretärs am Hof in Bückeburg inne. Er und Agnes Mackensen heirateten 1591 und hatten vier Kinder. Rolf Fritz vermutet, dass das Gemälde als Bestandteil eines Altars für die Jetenburger Kirche gestiftet wurde. Agnes Mackensen starb im Jahr 1630, Franz Reichmann im Jahr 1637.6)

Die Künstlersignatur in Inschrift B ist wohl als „Jobst Moller“ aufzulösen. Dieser war vermutlich der Sohn des Stadthäger Malers und Ratsverwandten Hermann Moller (Nr. 533). Er wurde 1619 Bürger von Stadthagen7) und heiratete wohl noch im selben Jahr Margreta Schlüter.8) Aus der Ehe gingen mehrere Kinder hervor, darunter ein Sohn namens Hermann.9) 1620 wird Jobst Moller bei Paulus als der „Ehrenfeste und Kunstreiche Meister Jobst Moller von Stadthagen, Conterfeiter“10) bezeichnet, der 1620 die Kanzel und die Orgel der Möllenbecker Klosterkirche bemalte (vgl. Nr. 511). Jobst Moller muss vor 1637 gestorben sein, da in diesem Jahr seine Witwe ein zweites Mal heiratete.11)

Anmerkungen

  1. Vgl. Jürgens, Malerei und Plastik, S. 86. Das Gemälde gelangte aus dem Kölner Kunsthandel nach Lünen (Kreis Unna, Nordrhein-Westfalen) in Privatbesitz (Fritz, Künstlerfamilie Moller, S. 148). Ob es sich bis heute dort befindet, ließ sich nicht eruieren.
  2. Beschreibung nach Fritz, Künstlerfamilie Moller, S. 147–149 (Abb.).
  3. Maße nach Fritz, Künsterfamilie Moller, Anm. 9 auf S. 158.
  4. Wappen Reichmann (Federball von zwei Tatzenkreuzen beseitet).
  5. Wappen Mackensen (dreifach geteilt: 1. zwei Rosen nebeneinander, 2. u. 3. leer, 4. Hausmarke H19).
  6. Fritz, Künstlerfamilie Moller, S. 149 mit Anm. 14.
  7. Burchard, Stadtarchiv Stadthagen, S. 62,27.
  8. Margreta Schlüter zahlte 1619 Bürgergeld und wird in diesem Zusammenhang als Jobst Mollers Frau bezeichnet (Burchard, Stadtarchiv Stadthagen, S. 409,12). Weiland gibt 1622 als Jahr der Heirat an (Weiland, Trauungen, S. 21).
  9. Burchard, Stadtarchiv Stadthagen, S. 412,32f.; vgl. Fritz, Künstlerfamilie Moller, S. 149f.
  10. Paulus, Geschichte des Möllenbecker Klosters, S. 197.
  11. Burchard, Stadtarchiv Stadthagen, S. 286,35–287,3.

Nachweise

  1. Fritz, Künstlerfamilie Moller, S. 147–149 (mit Abb.).

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 368†? (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0036806.