Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 340 Rinteln, Eulenburg, Klosterstraße 21 1591

Beschreibung

Zwei Fensterstürze. Stein. An der Ostseite des Gebäudes. Auf dem Sturz des linken, südlichen Erdgeschossfensters die Inschrift A. Auf dem Sturz des Fensters rechts daneben die Inschrift B. Zwischen den ersten beiden Buchstaben von Inschrift A das Meisterzeichen M37. Beide Inschriften sind eingehauen. Rosette als Worttrenner. Eine weitere, jüngere Jahreszahl über einer rechteckig gerahmten Tür.1)

Maße: H.: 34 cm (A), ca. 35 cm (B); B.: 200 cm (A), ca. 255 cm (B); Bu.: 9 cm (A), ca. 11 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

Die Eulenburg. Museum Rinteln (Stefan Meyer) [1/1]

  1. A

    H(ENNI) R(OTFELD)

  2. B

    I(ODOCVS) S(TVKENIVS) P(ATER) P(RIOR) I(N) M(OLLENBEKE) M(E) F(IERI) F(ECIT)a) ANNO 1591 ·

Übersetzung:

Jodocus Stucken, Pater Prior in Möllenbeck, ließ mich errichten im Jahr 1591. (B)

Kommentar

In Inschrift B gleichmäßige Kapitalis mit Bogenverstärkungen und Linksschrägenverstärkung. Strichsporen. Schaft der ersten 1 in 1591 unten gespalten und in einem Zierstrich auslaufend.

Die sogenannte Eulenburg zählte zum Besitz des Stifts Möllenbeck und wurde zusammen mit dem Rottorper Amt als Lehen an die Familie von Rottorp vergeben. 1483 kauften die mittlerweile in Möllenbeck ansässigen Augustinerchorherren die Eulenburg und einen Teil des Rottorper Amtes zurück und nutzten die Eulenburg als Stadthof ihres Priors. Anlässlich des Kaufs wurde das Gebäude erstmals als „Steinwerk“ genannt. Daher ist davon auszugehen, dass die Inschrift B auf einen späteren Umbau oder Wiederaufbau des Gebäudes verweist.2) Die ersten Buchstaben I S stehen für Jodokus Stucken, den damaligen Prior des Stifts Möllenbeck (zu ihm Nr. 318, 359 u. 500).3)

1606 kaufte der schaumburgische Kanzler Eberhard von Weihe die Eulenburg und vergab sie zusammen mit dem Patronatsrecht über die Nikolaikirche als Lehen. Später ging der Bau in den Besitz der Stadt über und wurde Regierungs- und Obergerichtsgebäude.4) Er wird jetzt als Museum genutzt.5)

Der in Inschrift A genannte Steinmetz Henni Rotfeld stammte aus Obernkirchen, war als Meister in Hameln tätig und siedelte 1594 nach Rinteln über.6)

Textkritischer Apparat

  1. I S P P I M M F F] erstes I fehlt Kdm., Heutger/Maack, Maack.

Anmerkungen

  1. 1662.
  2. Vgl. Maack, 114x5 Minuten Stadtgeschichte Rinteln, S. 172f.
  3. Für eine Auflösung der Buchstaben I M mit IN MOLLENBEKE spricht die Siegelumschrift des Subpriors Konrad Hoer, die CHSIMPLC (Conradus Hoierus Subprior in Mollenbeke Poeta laureatus caesareus) lautete (Heutger, Stift Möllenbeck, 21987, S. 154). Für eine Auflösung der Buchstaben M F F mit M(E) F(IERI) F(ECIT) spricht die ebenfalls von Stucken gesetzte Inschrift Nr. 318. Die in der älteren Literatur vorgeschlagenen Auflösungsversuche kranken alle daran, dass das erste I übersehen wurde (S(ub) P(atre) P(riore) J(odoco) M(onasterii) M(ollenbeccae) F(ratrum) Heutger/Maack, Rintelner Hausinschriften, S. 34; S(tructuram) P(ater) P(rior) J(odocus) M(onasterii) M(ollenbeccensis) F(ieri) F(ecit) Maack, Hausinschriften der Stadt Rinteln, S. 129; S(tructuram) P(ater) P(rior) J(odocus) M(onasterii) M(ollenbeccae) F(ieri) F(ecit) Maack, 114x5 Minuten Stadtgeschichte Rinteln, S. 172).
  4. Erdniß, Gang durch Rinteln, S. 22; Heutger/Maack, Rintelner Hausinschriften, S. 34; Kdm. Kreis Grafschaft Schaumburg, S. 18f.
  5. Vgl. Stefan Meyer, Geschichte der Eulenburg, http://www.eulenburg-museum.de/index.php?option=com_content&view=article&id=88&Itemid=101, zuletzt benutzt am 26.5.2017.
  6. Erdniß, Gang durch Rinteln, S. 22. Heutger/Maack, Rintelner Hausinschriften, S. 34.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Grafschaft Schaumburg, S. 19.
  2. Heutger/Maack, Rintelner Hausinschriften, S. 34.
  3. Maack, Hausinschriften der Stadt Rinteln, S. 129.
  4. Maack, 114x5 Minuten Stadtgeschichte Rinteln, S. 172.
  5. Künkel, Stadt Rinteln Lexikon, S. 100 u. 425.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 340 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0034008.