Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 331 Apelern, Kirche 1590

Beschreibung

Grabplatte für Adelheid von Saldern. Stein. Die hochrechteckige Platte wurde bei Renovierungsarbeiten unter dem Fußboden der Kirche gefunden1) und ist nun innen an der Nordwand des Chors angebracht. Sie zeigt im Relief die Verstorbene in Bethaltung. Inschrift A läuft links, oben und rechts erhaben in vertiefter Zeile um die Platte um. Am Beginn und am Ende der Inschrift eine Rosette. An der rechten Langseite ist ein Stück ausgebrochen. Inschrift B ist am unteren Rand zweizeilig erhaben in vertieftem Feld angebracht. Der Rand des Innenfelds fällt zur Mitte in breiten Schrägflächen ab, auf denen links und rechts jeweils vier Vollwappen mit den erhaben ausgehauenen Beischriften C oberhalb des jeweiligen Wappens angebracht sind. Rand, Schrägflächen und Innenfeld sind reich mit floralen Ornamenten und Beschlagwerk verziert.

Maße: H.: 215,5 cm; B.: 130 cm; Bu.: 5 cm (A), 1,8 cm (B), 2,3 cm (C).

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/1]

  1. A

    · ANNO · 1590 DEN 19 NOVEMBRIS · STARB SELICHICHa) DIE EDLE VND VIELTVGENTREICHE ADEL/HEITT VON SALDER OTTEN VON MONCHVESEN / EHELICHE HOVSSFROVW · ALS SIE 23 IAER VND · 7 · [ . . . ]ENb) ALT GEWORDEN VND DRE KINDER ZVR WELT · GEBOREN ·

  2. B

    CHRISTVS IST MEIN LEBEN · STERBEN IST MEIN GEWEIN2)· ICH BEGERE / AVFFGELOSET ZV WERDEN · VNDT BEŸ CHRISTO ZV SEIN3) · PHILIP : I ·

  3. C

    VON · SALDER  VON · VELTHEM 
    VON · ASSEBORCH  VON · SWICHELL 
    VON · STEINBERGE  VON · OBBERSHVSEN 
    VON · WESTVALE  VON · RVDENBERH 

Wappen:
Saldern4)Veltheim8)
Asseburg5)Schwicheldt9)
Steinberg6)Oppershausen10)
Westphalen7)Rautenberg11)

Kommentar

Inschrift A besteht aus schmalen, hohen Buchstaben, die mit geringer Strichstärke ausgeführt sind. Spitzovales O. R mit kleinem Bogen und geschwungener Cauda. Inschrift B ist weiter spationiert. Auffallend ist das asymmetrische Y: An einen senkrechten linken Schaft, der bis zur Mittellinie herabreicht, schließt sich mit rechtsschrägem Anstrich ein J an, dessen Schaft nach rechts durchgebogen ist. In den Inschriften A und B i-Punkte. Beim Z und bei der mit Z identischen 2 ist der untere, hoch ansetzende Balken schräggestellt und geschwungen. Der Schaft der 1 ist unten gegabelt und links nach oben umgebogen.

Die Grabplatte dürfte aus derselben Werkstatt stammen wie das Epitaph für Katharina Bickhaber in Kemnade aus dem Jahr 1592, die Grabplatte für Johann von Grone von 1593 in Kirchbrak,12) die Grabplatte für Jobst von Steinberg von 1594 in Bodenburg13) sowie die Grabplatten von vier Kindern des Jobst von Steinberg aus den Jahren 1590 und 1592.14) Für einen Werkstattzusammenhang spricht neben den Buchstabenformen auch die Gestaltung der vertieften Nische und das Rankenwerk, das den Hintergrund wie eine Damaszierung überzieht.15)

Adelheid von Saldern wurde am 12. November 1567 als Tochter des Heinrich von Saldern und der Margarethe von Veltheim geboren.16) Adelheid von Saldern war die erste Ehefrau Otto von Münchhausens (vgl. Nr. 379 u. 443). Die Hochzeit fand am 21. Mai 1587 in Lauenau statt.17) Das Paar hatte drei Kinder: Liborius (Nr. 624), Margarethe und Hedwig.18) Adelheid von Saldern starb nach nur dreieinhalb Ehejahren am 19. November 1590.

Textkritischer Apparat

  1. SELICHICH] statt SELICHLICH.
  2. [ . . . ]EN] möglicherweise [WOH]EN; [TAG]EN Tebbe.

Anmerkungen

  1. Bentrup, Kirchen in Schaumburg, S. 17.
  2. Phl 1,21.
  3. Vgl. Phl 1,23: Jch habe lust abzuscheiden / vnd bey Christo zu sein. Die Übersetzung AVFFGELOSET in der Inschrift gibt lateinisches dissolvi aus der Vulgata bzw. griechisches ἀναλῦσαι wieder.
  4. Wappen Saldern (Rose); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 11, S. 50 u. Tafel 29.
  5. Wappen Asseburg (sprungbereiter gekrümmter Wolf); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 5 u. Tafel 11.
  6. Wappen Steinberg (springender Steinbock); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 121 u. Bd. 2, Tafel 305.
  7. Wappen Westphalen (Balken, darüber Turnierkragen mit fünf Lätzen); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 130 u. Bd. 2, Tafel 331.
  8. Wappen Veltheim (quadriert: 1. u. 4. drei Balken, 2. u. 3. aufgerichteter Baumstamm, beidseitig mit einem herabhängenden Lindenblatt); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 2, S. 10 u. Tafel 9.
  9. Wappen Schwicheldt (drei abgerissene Löwenköpfe 2:1); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 2, S. 9 u. Tafel 7.
  10. Wappen Oppershausen (Rad); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 6, S. 119 u. Tafel 77.
  11. Wappen Rautenberg (acht anstoßende Rauten 5:3); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 102 u. Bd. 2, Tafel 253.
  12. DI 83 (Lkr. Holzminden), Nr. 127 u. 129.
  13. DI 88 (Lkr. Hildesheim), Nr. 246.
  14. DI 88 (Lkr. Hildesheim), Nr. 226, 227, 228 u. 241.
  15. Vgl. z. B. DI 83 (Lkr. Holzminden), Nr. 129.
  16. Porträts der Eltern befinden sich in der Landesgalerie Hannover (DI 83 (Lkr. Holzminden), Nr. 86 u. 87 mit ausführlichen biographischen Informationen); vgl. auch DI 88 (Lkr. Hildesheim), Nr. 196.
  17. Von Lenthe/Mahrenholtz, Stammtafeln Münchhausen, Teil II, Nr. 212, S. 103.
  18. Von Lenthe/Mahrenholtz, Stammtafeln Münchhausen, Teil II, Nr. 297–299, S. 124; vgl. Treuer, Gründliche Geschlechts-Historie, S. 58. – Zu einem Porträt der Margarethe von Münchhausen (Hohaus-Museum Lauterbach), auf dem sie eine Brosche mit den Initialen A(DELHEID) V(ON) S(ALDERN) trägt, s. Deichsel/Hufschmidt, Hochzeitliche Ehrentage, S. 127f. und. Kat. Nr. 99, S. 309.

Nachweise

  1. Tebbe, Epitaphien, Nr. 3, S. 184 (A, B).

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 331 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0033109.