Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 320 Schaumburg 1587

Beschreibung

Brüstungsplatte. Stein. Das stark beschädigte Original des Steins diente vermutlich ursprünglich als Brüstung am Erker über dem Tor des sogenannten Archivturms. Der Stein ist heute in der Tordurchfahrt in die Wand eingelassen. Den Platz an der Erkerbrüstung auf der Südseite des Archivturms nimmt jetzt eine jüngere Kopie ein, die im Zuge der Restaurierungsmaßnahmen auf der Schaumburg am Beginn des 20. Jahrhunderts entstand. Der Stein ist in vier Felder untergliedert, die durch mit Beschlagwerk verzierte Lisenen voneinander getrennt werden. Auf den äußeren Feldern jeweils Rollwerkkartuschen mit den erhaben ausgehauenen Inschriften A (links) und B (rechts). Auf den mittleren Feldern jeweils ein Vollwappen. Die Inschriften und Wappen wurden abgearbeitet,1) so dass von Inschrift A nur noch einzelne Buchstaben zu erkennen sind. Auf der linken Seitenfläche der Erkerbrüstung eine Inschrift aus jüngerer Zeit, die auf den Abbruch des Originals zu Beginn des 19. Jahrhunderts verweist.2)

Maße: H.: 73 cm; B.: 284 cm; Bu.: 5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis (A), teilweise schrägliegende Kapitalis mit Versalien (B).

  1. A

    [ . . . . . . . . . ]T[ . ]S [ . . ]A/DE[N - - - ] / V[ - - - ] / [I - - - ] / [ - - - ] / [RN - - - ] / [ - - - ]a)

  2. B

    VON GOTTES GNAD/[EN . . . . BE . ] GEBOR/NE [ . ERTZOG . . ] ZV / BRAVNSWIG VND / L[ . . ENBARG . . . . ]/V[ . N ZV] HOLS[T . . . ] / SCH[AVMBVRG] VND / S[TERNE]BERGK [ . . . ]/WE ZV GE[ME]N / 1587b)

Wappen:
Grafen von Holstein-Schaumburg und Sternberg, Herren zu Gemen,3) Braunschweig-Wolfenbüttel4)

Kommentar

Das Z ist oben rund und weist einen Mittelbalken auf.

Adolf XIV. von Holstein-Schaumburg wurde am 27. Oktober 1547 als Sohn Graf Ottos IV. und Marias von Pommern (zu ihnen Nr. 159) geboren. Nach dem Tod seiner Mutter 1549 wurde er am Hof des Herzogs von Pommern erzogen, anschließend bei seinem Onkel Wilhelm, Dompropst in Hildesheim.5) Von 1559 bis 1561 studierte er an der Universität Wittenberg.6) Nach dem Tod seines Vaters Otto im Jahr 1576 übernahmen zunächst von 1577 bis 1582 die Landstände die Regierung der Grafschaft Schaumburg. Adolf XIV. regierte das Territorium von 1582 bis 1601. Er starb am 2. Juli 1601 in Minden und wurde in Stadthagen begraben.

Adolf XIV. war seit 1583 verheiratet mit Elisabeth, Herzogin von Braunschweig-Lüneburg (Linie Wolfenbüttel). Sie wurde 1567 als Tochter des Herzogs Julius von Braunschweig-Lüneburg und der Hedwig von Brandenburg geboren. Nach dem Tod Adolfs XIV. heiratete sie 1604 in zweiter Ehe Herzog Christoph von Braunschweig-Lüneburg (Linie Harburg).7)

Textkritischer Apparat

  1. Nach der Kopie: VON GOTTES GNA/DEN · ADOLF · GRA/VE · ZV HOLSTE/IN SCHAVMBV/RG · VND STE/RNEBERCK · HERR / ZV · GEMEN : / ANNO DOM(INI) / 15·87; so auch Wehrhahn.
  2. Nach der Kopie: VON GOTTES GNAD/EN · ELIZABET GEBOR/NE HERTZOGIN ZV / BRAVNSWIGK VND / LVNENBVRGK GRA/VIN ZV HOLSTEIN / SCHAVMBVRG VND / STERNEBERGK FRA/WE ZV GEMEN : / 15·87; so auch Wehrhahn (ohne die Jahreszahl).

Anmerkungen

  1. Dies soll in napoleonischer Zeit geschehen sein (Die Schaumburg. Ein archäologisch-historischer Führer, S. 13; vgl. Wehrhahn, Schloß Schaumburg, S. 196f.). In Kdm. Kreis Grafschaft Schaumburg, S. 105 findet sich folgende Angabe: „Auf der Außen- wie der Innenseite [des Archivturms] trat ein zierlicher vierteiliger Erker vor, in der Brüstung mit Wappen geschmückt, die man jetzt noch oberhalb des Tores eingemauert sieht.“ Bereits 1912/13 war der originale Stein in der Tordurchfahrt eingemauert (Wehrhahn, Schloß Schaumburg, S. 196).
  2. ABGEBRO/-CHEN · / IM JAHRE /· 1804 .
  3. Wappen Grafen von Holstein-Schaumburg und Sternberg, Herren zu Gemen (Herzschild Nesselblatt mit drei in der Mitte zusammentreffenden Nägeln belegt, diese in der Mitte mit einem Schildchen belegt (Holstein-Schaumburg); quadriert: 1. u. 4. Stern (Sternberg), 2. u. 3. Balken mit drei Pfählen belegt (Gemen)); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 1, Abt. 1, Teil 2, S. 35 u. Tafel 39; Schildinhalt nur vage erkennbar.
  4. Wappen Braunschweig-Wolfenbüttel (gespalten und zweimal geteilt 1. zwei Leoparden übereinander (Braunschweig), 2. Löwe auf mit Herzen bestreutem Grund (Lüneburg), 3. bekrönter Löwe (Everstein), 4. Löwe in gestücktem Bord (Homburg), 5. zwei abgewendete Bärentatzen (Hoya), 6. quadriert (mehrfach geteilt bzw. achtmal geständert) (Alt- und Neubruchhausen)); vgl. Veddeler, Landessymbole, S. 86. Die Blasonierung erfolgt nach der Kopie der Brüstungsplatte; auf dem Original ist der Schildinhalt nur noch teilweise erkennbar.
  5. Husmeier, Regentenerziehung, S. 261 u. 267.
  6. Matrikel Wittenberg, Bd. 1, S. 368 (Eintrag vom 18. Oktober 1559); vgl. Husmeier, Regentenerziehung, S. 282.
  7. Bei der Wieden, Schaumburgische Genealogie, Nr. 117, S. 146f.

Nachweise

  1. Wehrhahn, Schloß Schaumburg, S. 196.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 320 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0032006.