Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 313† Stadthagen, St. Martini um 1585

Beschreibung

Epitaph für Johannes Crusius. Die &-Ligaturen des Drucks werden in der Edition als et wiedergegeben.

Inschrift nach Chytraeus (auch Interpunktion).

  1. Cui vitam Islebium dederat, cui Baltica Rhosus1)Excoluit mentem et vocem; Schoumburgius heros,Cujus consiliis operaq(ue) est usus alacri;Crusius hîc recubat, qui dum seruire paratusOmnibus est; sibimet non sat bene seruiit ipsi.Tabe etenim illius sicca hac sub mole quiescentOssa, sed aeterna fruitur mens viua quiete,Viuentem et multis, ne sit sibi mortifer vni,Admonet, accusans paßim diuersa sequentes.

Übersetzung:

Crusius, dem Eisleben das Leben gab, dem das baltische Rostock Geist und Rede schulte, dessen Ratschlägen und emsigen Eifers sich der schaumburgische Held (= Graf Adolf XIV.) bediente, liegt hier begraben. Während er bereit war, allen anderen zu dienen, kümmerte er sich nicht gut genug um sich selbst. Denn seine durch die Schwindsucht verdorrten Gebeine liegen unter dieser Steinmasse begraben, aber seine lebendige Seele genießt die ewige Ruhe, und er ermahnt den Lebenden mit vielen Worten, er solle sich nicht selber den Tod bringen; er klagt dabei diejenigen an, die allenthalben etwas Gegenteiliges tun.

Versmaß: Hexameter.

Kommentar

Johannes Crusius (Krause) stammte aus Eisleben. Im Mai 1563 immatrikulierte er sich an der Universität Rostock, wo er am 2. März 1574 zum Licentiatus iuris promoviert wurde.2) Als gelehrter Rat stand er in Diensten des Grafen Adolf XIV. von Holstein-Schaumburg und war ein enger Mitarbeiter des Kanzlers Anton von Wietersheim, der ihn von Rostock nach Stadthagen geholt hatte. Er war verheiratet und besaß einen Hof in der Nähe der Mittelmühle. Sein Bruder Andreas war Hofrichter in Pattensen (Region Hannover), dessen Sohn Christoph Syndikus in Hameln.3)

Johannes Crusius starb vermutlich 1585 oder kurz zuvor. Aus einem Archivale des Niedersächsischen Landesarchivs, Standort Bückeburg, das die Bestallung seines Nachfolgers betrifft, geht hervor, dass er am 9. Oktober 1585 bereits tot war.4) Als Todesursache wird in der Inschrift angegeben, Crusius habe beim Dienst an seinen Mitmenschen zu wenig auf sich selbst geachtet; der Verstorbene wird als warnendes Beispiel hingestellt.

Anmerkungen

  1. Die Bezeichnung Rhosus für Rostock ist eher ungewöhnlich; normalerweise steht Rhosus für die türkische Stadt Arsuz (Graesse, Orbis latinus, Bd. 3, S. 256). Die übliche antikisierende Bezeichnung Rostocks wäre Rhodopolis, die allerdings metrisch nicht in einen Hexameter passt; auch Rosarum ist belegt (vgl. Graesse, Orbis latinus, Bd. 3 s. v. Rostochium, S. 282).
  2. Matrikel Rostock, Bd. 2, S. 148, Nr. 69 u. S. 181.
  3. B. Bei der Wieden, Zwei Inschriften aus der Stadthäger Martinikirche, S. 126; Brosius, Anton von Wietersheim, S. 38.
  4. NLA BU, L 1 Nr. 2507 (nach Findbuch); dazu B. Bei der Wieden, Zwei Inschriften aus der Stadthäger Martinikirche, S. 126 mit Anm. 3.

Nachweise

  1. Chytraeus, Variorum in Europa itinerum deliciae, S. 462.
  2. Franz Sweerts, Selectae Christiani Orbis Deliciae ex Vrbibus, Templis, Bibliothecis, et aliunde, Köln 1608, S. 369.
  3. B. Bei der Wieden, Zwei Inschriften aus der Stadthäger Martinikirche, S. 126 (nach Chytraeus).

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 313† (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0031301.