Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 312 Apelern, Rintelner Straße 8 1585, 1610

Beschreibung

Balken und Torbogen. Holz. Die Bauteile sind in dem sogenannten Gärtnerhaus verbaut, das Bestandteil des Schlossgartens des Münchhausenschlosses ist. Es wurde 1902 von Börries von Münchhausen d. Ä. († 1931) aus alten Fachwerkbauteilen errichtet. Die Inschriften der nördlichen Giebelseite stammen von dem Gebäude Bäckerstraße 38 in Hameln.1) An der Nordwand des Erkeranbaus an der Ostseite des Hauses ist ein Balkenstück als Füllbrett am Schwellbalken des vorkragenden Giebels verbaut. Es zeigt einen Wappenschild mit der Hausmarke H16, rechts daneben die Inschrift A; sie ist erhaben in vertiefter Zeile geschnitzt und in Gelb auf dunkelbraunem Grund gefasst. Dieses Balkenstück soll den Kunstdenkmälerinventaren zufolge aus Deckbergen stammen.2) Ob auch die Fächerrosetten sowie die Tau- und Flechtbandschnitzereien an der östlichen Traufseite des Hauses aus Deckbergen stammen, ist unklar.3) Am rückwärtigen Scheunenanbau an der Nordseite des Hauses an der Ostwand ein Torbogen, der mit Taubandschnitzerei verziert ist. Die Provenienz des Torbogens ist ungeklärt. Auf dem Torsturz in den Bogenzwickeln die erhaben geschnitzte Jahreszahl B.

Maße: Bu.: ca. 12 cm (A), ca. 25 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis (A).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Katharina Kagerer) [1/2]

  1. A

    ANNO · 1·5·85 · a)

  2. B

    16//10

Wappen:
?4)

Textkritischer Apparat

  1. Worttrenner nicht farbig gefasst.

Anmerkungen

  1. DI 28 (Stadt Hameln), Nr. 121. In der Druckausgabe wurden die Inschriften nach der kopialen Überlieferung ediert. Vgl. die überarbeitete Version in DI online. Vgl. auch Hans-Georg Frhr. von Blomberg, Die Eltern des Dichters Börries Frhr. von Münchhausen, in: Schaumburger Heimat. Mitteilungen des Heimatbundes der Grafschaft Schaumburg e. V., H. 6, Rinteln 1975, S. 23–29, dort S. 28f. sowie Emil Fengler, Münchhausens Gärtnerhaus in Apelern, in: Schaumburger Heimatblätter 1958, Sonderdruck, S. 15. Die Inschriften, die an den Schwellbalken und teilweise an den Sparren der Giebelseite verlaufen, lauten (von oben nach unten): GOTT SCHVETZ DAS LANDT · DARZV VERBITTET FEWER VND BRAND · / ANFANG · MEINES LEBENS IST ARM VND KLEIN · AVSGANG GIB GODT MAG SELIG SEIN · IOST · KETTLER · / MANCHER SORGET SPAET VND FHRV · ZVRWERBEN GHVT MIT GROSSER MHVE · WEIS NICHT DAS AHN GOTTES SEGEN · LIGT DVSSEER · WELT GVET GELEGEN · / HADT GODT DER HER DICH GEBEN GHVT · DANCK IHM VND BRAVCHS OHN VBERMHVT · VNDANCBARHEIT · ZV IEDER FRIST · VON GOT GHAR HART GESTAEFFT IST DRVIB SEI FROH HALT GOT FVR AVGEN · SO WIRT DIHR HIR VND DORT GNVGEN. Außerdem finden sich an zwei Brüstungsplatten oberhalb des Schwellbalkens des Giebels die Namen JOST KETTELLER (darüber die Hausmarke des Jost Ketteler) und GERDRVD RIMANN (darüber ein Wappenschild mit einem springenden Hirsch).
  2. Kdm. Kreis Grafschaft Schaumburg, S. 28. Allerdings ist dort 1581 als Datierung angegeben, vermutlich eine Verlesung.
  3. Fengler (wie oben Anm. 1, S. 15) gibt an, die Fachwerkbauteile des Gärtnerhauses stammten aus Hameln und Rinteln; einzelne Holzbauteile sollen nach der Demontage durch Diebstahl verloren gegangen sein (ohne Quellenangabe). – An der östlichen Traufseite finden sich folgende aufgemalte Inschriften aus jüngerer Zeit: an einem Füllbrett unterhalb des Dachvorsprungs die Inschrift Erbaut · 1902 · v(on) · Börries · v(on) Münchhausen / und · Clementine · geb(orene) · v(on) · d(er) · Gabelentz; an einem Riegel unterhalb davon die Inschrift domus · olim · exstructa · 1550 ·. Dies würde eher gegen eine Herkunft des Schnitzwerks von dem auf 1585 datierten Gebäude aus Deckbergen sprechen. An der Ostwand des Erkeranbaus oberhalb des Schwellbalkens des ersten Obergeschosses die erhaben gearbeiteten verschlungenen Initialen BCvM (für Börries und Clementine von Münchhausen) und die Jahreszahl 1902.
  4. Wappen ? (Hausmarke H16).

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 312 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0031204.