Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 307 Apelern, Kirche 1584

Beschreibung

Grabplatte für Börries (Liborius) von Münchhausen d. Ä. Stein. Die hochrechteckige Platte wurde bei Renovierungsarbeiten unter dem Fußboden der Kirche gefunden1) und ist nun im Inneren an der nördlichen Chorwand angebracht. Sie zeigt im Hochrelief den Verstorbenen in Rüstung mit zum Gebet zusammengelegten Händen, zu seinen Füßen Helm und Handschuhe. Er steht unter einer Rundbogennische, die an der Rundung und zu beiden Seiten mit insgesamt 16 Wappen besetzt ist. In den Bogenzwickeln Engelsköpfe. Die Inschrift A verläuft erhaben in vertiefter Zeile am unteren Rand der Grabplatte. Die rechte untere Ecke ist durch Feuchtigkeit beschädigt. Die Inschriften B sind als Wappenbeischriften eingehauen.

Maße: H.: 225 cm; B.: 115 cm; Bu.: 3 cm (A), 1,3–1,7 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/2]

  1. A

    ANNO · D(OMINI) · 1583 · DEN · 25 · NOVEMBRIS · NACH · MITDAGE · IST · DER · EDEL · VND[ . ]a) / ERENTVESTE · BORIVS · VON · MVNCHHAVSEN · IN · GOT · SELICHLICH · END[T]/HSLAFEN · DES · SELEN · GOT · WOL · GNEDIC[H] · SEIN · · ANNO · 84 ·

  2. B

    V(ON) MONCHVSEN  V(ON) ROTTORB 
    V(ON) STEREN  FRIDACH 
    V(ON) WEIDE ·  V(ON) SPEGELBERG 
    V(ON) DROSTENb)  GROBLINCK 
    TRIBBEN  V(ON) MOLLENBEKE 
    V(ON) IEINSEN  KLENKEN 
    V(ON) HILMERICKHVSEN  V(ON) WEDE 
    V(ON) ALDEN  KORLHAKE 

Wappen:
Münchhausen2)Rottorp10)
Stedern3)Freitag11)
Weide (Wide)4)Spiegelberg12)
Tossem5)Gröpelingen13)
Chalon (Schloen gen. Tribbe u. gen. Gehlen)6)Möllenbeck14)
Jeinsen7)Klencke15)
Hilbertinghausen8)Wehe16)
Alen9)Korlehake17)

Kommentar

In Inschrift A weitgehend sporenlose Kapitalis aus schmalen, hohen Buchstaben. Konisches M mit oberhalb der Mittellinie endendem Mittelteil. Die Cauda des R reicht in der Regel nicht ganz bis zur Grundlinie herab. 2 in Form eines Z, die 4 spiegelverkehrt.

Börries d. Ä. von Münchhausen wurde 1515 als Sohn des Ludolf von Münchhausen und der Mette von Rottorp geboren. Nachdem er 1557 reich entlohnt als kaiserlicher Rittmeister aus der Schlacht bei St. Quentin zurückgekehrt war, heiratete er im folgenden Jahr die vermögende Heilwig Büschen (Nr. 346), durch die er die Güter seines Schwiegervaters Claus Büschen erbte.18) Aus der Ehe gingen in den folgenden Jahren zwölf Kinder hervor, von denen neun das Erwachsenenalter erreichten (vgl. Nr. 305; Porträts von einigen der Kinder unter Nr. 346).

Börries von Münchhausen wurde 1569 Drost in Lauenau.19) Er gehörte der Ständeregierung an, die von 1577 an die Grafschaft Schaumburg verwaltete.20) Im Lauf seines Lebens konnte Börries von Münchhausen seinen Besitz beträchtlich erweitern und größere Bauvorhaben anstoßen; unter anderem ließ er das Schloss in Apelern errichten (vgl. Nr. 194). Daneben begann er mit dem Neubau des Schlosses in Hess. Oldendorf (Lkr. Hameln-Pyrmont).21)

Börries von Münchhausen starb am 25. November 1583 in Lauenau und wurde in Apelern begraben.22) In der Kirche von Apelern befand sich auch ein Epitaph mit einem von Nathan Chytraeus verfassten Epigramm (Nr. 305). Ein Ölgemälde mit einem Porträt des Börries von Münchhausen hat sich im Familienbesitz erhalten (Nr. 306).

Textkritischer Apparat

  1. VND[ . ]] wahrscheinlich VNDT (so Tebbe).
  2. DROSTEN] statt TOSSEM.

Anmerkungen

  1. Bentrup, Kirchen in Schaumburg, S. 17. – Börries von Münchhausen war im Chor der Kirche begraben worden (Ludolf von Münchhausen, Remeringhäuser Chronik, NLA BU, Dep. 3 GR Nr. 1269, fol. 24v).
  2. Wappen Münchhausen (Mönch); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 2,1, S. 274 u. Tafel 325.
  3. Wappen Stedern (Balken); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 121 u. Bd. 2, Tafel 305.
  4. Wappen Weide (Wide) (gezahnte Raute); vgl. von Lenthe/Mahrenholtz, Stammtafeln Münchhausen, Teil II, S. 34, Anm. 2 sowie DI 58 (Stadt Hildesheim), Nr. 516.
  5. Wappen Tossem (zwei Balken); vgl. DI 58 (Stadt Hildesheim), Nr. 516.
  6. Wappen Chalon (Schloen gen. Tribbe u. gen. Gehlen) (Andreaskreuz mit vier in den Winkeln eingeschlossenen Kugeln); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 30 u. Tafel 75; hier abweichend: römisches Kreuz; Kreise statt Kugeln.
  7. Wappen Jeinsen (Armbrustschaft); vgl. Siebmacher, Erneuertes Wappenbuch, Bd. 1, Tafel 185.
  8. Wappen Hilbertinghausen (Seeblatt); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. XL; DI 58 (Lkr. Hildesheim), Nr. 516. Die Schreibung „Hilmeringhausen“ ist für eine Stifterinschrift des Johannes von Münchhausen überliefert (DI 58 (Stadt Hildesheim), Nr. 516).
  9. Wappen Alen (rechtsschräg liegender gestümmelter Baumstamm); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 2 u. Tafel 1.
  10. Wappen Rottorp (drei halbe Kammräder 2:1); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 108 u. Bd. 2, Tafel 270.
  11. Wappen Freitag (drei Ringe 2:1); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 7 u. Tafel 7.
  12. Wappen Spiegelberg (Balken, belegt mit drei Rosen); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 6, S. 158 u. Tafel 103.
  13. Wappen Gröpelingen (Grapen); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 61 u. Bd. 2, Tafel 147.
  14. Wappen Möllenbeck (aufgezäumter Pferdekopf); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 90 u. Bd. 2, Tafel 219; hier abweichend: geteilt: 1. wachsender Pferdekopf, 2. dreimal geteilt.
  15. Wappen Klencke (Kammrad); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 31 u. Tafel 77.
  16. Wappen Wehe (drei Gabeln nebeneinander; Helmzier: zwei Federn, dazwischen Gabel); vgl. von Oeynhausen, Sammlung von Grabinschriften in deutschen Kirchen, Nr. 109 (dort wird der Name als „Wede“ angegeben; vgl. auch Nr. 59 u. 109).
  17. Wappen Korlehake (Flug); vgl. die Blasonierung bei von Oeynhausen, Sammlung von Grabinschriften in deutschen Kirchen, Nr. 109; hier abweichend: nur ein Flügel.
  18. Von Lenthe/Mahrenholtz, Stammtafeln Münchhausen, Teil II, Nr. 136, S. 74f.
  19. Von Lenthe/Mahrenholtz, Stammtafeln Münchhausen, Teil II, Nr. 136, S. 75.
  20. B. Bei der Wieden, Außenwelt und Anschauungen Ludolf von Münchhausens, S. 107.
  21. Kreft/Soenke, Weserrenaissance, S. 291.
  22. Von Lenthe/Mahrenholtz, Stammtafeln Münchhausen, Teil II, Nr. 136, S. 74f.; Treuer, Gründliche Geschlechts-Historie, S. 43ff.

Nachweise

  1. Tebbe, Epitaphien, Nr. 4, S. 184 (A).

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 307 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0030703.