Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 281 Apelern, Kirche 1579

Beschreibung

Taufstein. Der Stein ist am zylindrischen Sockel mit Ornamenten sowie Putten verziert. Oberhalb der Ornamente um den Sockel umlaufend erhaben in vertiefter Zeile Inschrift A. Dem Textbeginn vorangehend ein Engelskopf und ein florales Schmuckelement. Am Becken Putten im Relief, darüber läuft die Inschrift B erhaben in zwei vertieften Zeilen und unterbrochen durch zwei von einem Putto gehaltene Wappenschilde um die Beckenwandung um. Das Becken war zwischenzeitlich im Garten des Münchhausen-Schlosses in Apelern aufgestellt, während der Sockel in der Kirche ein anderes Becken trug.1) Dennoch ist wohl von einer Zusammengehörigkeit der beiden Teile des jetzigen Taufsteins auszugehen, auch wenn die Flügel der Engel bzw. Putten2) und der Buchstabe M unterschiedlich gestaltet sind. Durch die stärkere Verwitterung des Beckens dürfte sich die unterschiedliche Farbe der beiden Teile erklären.

Maße: H.: 108 cm; Dm.: 86 cm; Bu.: 4,4 cm (A), 4,8 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/2]

  1. A

    ANNO DOMINI · M · C · C · C · C · C · 79 ·

  2. B

    DE DOPE IS NICHT ALLEINE SLICHT WATER SVNDER SE IS DAT WATER DAT IN GADES GEBODT GEVATET / VNDE MIT GADES WORDE VORBV(N)DE(N) IS3) GHATa) HEN IN DE GANTZEN WERLT LERET4)

Wappen:
Münchhausen,5) Büschen6)

Kommentar

Die weitgehend sporenlose Kapitalis ist mit breiter Strichstärke ausgeführt, die Buchstaben sind eher schlank und hoch. Einige Buchstabenenden sind keilförmig verbreitert. In Inschrift B konisches M mit oberhalb der Mittellinie endendem Mittelteil, während beide M in Inschrift A gerade ausgeführt sind.

Aus den Wappen ist zu schließen, dass der Taufstein von Börries von Münchhausen d. Ä. und seiner Ehefrau Heilwig Büschen gestiftet wurde (zu ihnen vgl. Nr. 305, 307 u. 346).

Textkritischer Apparat

  1. GHAT] HAT Mathies. G größer und unter die Zeile ragend mit seitlich links dahinter angeordnetem, rundem Blattornament.

Anmerkungen

  1. Vgl. Kdm. Kreis Grafschaft Schaumburg, S. 28. Das Becken wurde 1932 wieder der Kirche überlassen (https://spurensuche.schaumburgerlandschaft.de/ospaz_volltext.php?kategorie=2&objektId=198, zuletzt benutzt am 22.11.2021).
  2. Allerdings unterscheiden sich die Engelsflügel auch innerhalb des Sockels.
  3. Das Zitat entstammt dem Kapitel über die Taufe in Luthers Kleinem Katechismus (Die Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche, S. 515, Sp. a, Z. 25–27): Die Taufe ist nicht allein schlecht Wasser, sondern sie ist das Wasser, in Gottes Gebot gefasset und mit Gottes Wort verbunden. Wenige Zeilen später (S. 515, Sp. a, Z. 31ff.) zitiert Luther den in der Inschrift aufgegriffenen Taufbefehl aus dem Matthäusevangelium (s. die folgende Anm.).
  4. Vgl. Mt 28,19: Darumb gehet hin / vnd leret alle Völcker / vnd teuffet sie / im Namen des Vaters / vnd des Sons / vnd des heiligen Geists. Die Inschrift orientiert sich am Wortlaut des Bibelzitats in Luthers Kleinem Katechismus: Gehet hin in alle Welt, lehret alle Heiden […].
  5. Wappen Münchhausen (Mönch); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 2,1, S. 274 u. Tafel 325.
  6. Wappen Büschen (Lilie); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 25 u. Tafel 58.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Grafschaft Schaumburg, S. 28.
  2. Mathies, Taufbecken, S. 113 (B).

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 281 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0028104.