Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 271 Apelern, Schloss Münchhausen, Mausoleum 1577

Beschreibung

Grabplatte für das Kind Mette von Münchhausen. Stein. Die hochrechteckige Grabplatte, die von der Kirche in Apelern stammt,1) ist seit 1915 außen am Mausoleum aufgerichtet. Sie zeigt im Innenfeld im Relief eine Frauenfigur mit langen offenen Haaren und zum Gebet zusammengelegten Händen. Zu beiden Seiten je vier Wappenschilde. Inschrift A läuft um die Platte um. Die Inschriften B sind den Wappen als Beischriften zugeordnet. Alle Inschriften sind erhaben in vertieften Zeilen ausgeführt. Teile der Platte sind von Teerspritzern überzogen. Am oberen Rand der Platte ist rechts ein Stück ausgebrochen.

Maße: H.: 203 cm; B.: 126,5 cm; Bu.: 8,3 cm (A), 4,6 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis mit Minuskeln.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Katharina Kagerer) [1/1]

  1. A

    ANNO [157]7 DEN 18 NoV[E . . . . ] / [I]S [dE] EdEL VNdE do[GEN . . A]MEa) IVNFE[R] METTE Vo(N) MoNI/CHAVSEN IR[E]S oLdERS IM TwoLFTTEN / [I]AR[E] IN G[ . . . d . ]Mb) HERE(N) ENTSLAPE(N) dERE[R] SE[LE] [ . ]otc) GNEdICH SI

  2. B

    VON MON/NICHVSEN  BVSCHEN 
    V[O](N) · ROTTORPE  VAN · HOLLE 
    [V]A(N) · STERN  VO(N) QVERE(N) 
    FRIDAG(E)N  VA(N) · BVSSCHE 

Übersetzung:

Im Jahr 1577 am 18. November ist die edle und tugendsame Jungfrau Mette von Münchhausen im 12. Lebensjahr in Gott dem Herrn entschlafen. Gott sei ihrer Seele gnädig. (A)

Wappen:
Münchhausen2)Büschen6)
Rottorp3)Holle7)
Stedern4)Quernheim8)
Freitag5)von dem Bussche9)

Kommentar

Sporenlose Kapitalis aus schmalen, hohen Buchstaben, die mit breiter Strichstärke ausgeführt sind; ein Wechsel zwischen Haar- und Schattenstrichen ist so gut wie nicht erkennbar. Die d und o der Inschrift A entsprechen in ihrer Ausführung den Formen der gotischen Minuskel. Trapezförmiges A mit beidseitig überstehendem Deckbalken. Das G ist spiegelverkehrt zum d gestaltet. In Inschrift A L mit Balkensporn. R mit geschwungener Cauda. Das w besteht aus zwei Schrägschäften und einem leicht linksschrägen Mittelschaft. N in BVSCHEN und VAN · HOLLE (Inschrift B) retrograd. In FRIDAGN unziales D. Die Buchstabenformen ähneln denen auf der Grabplatte für Mettes 1576 verstorbenen Bruder Börries von Münchhausen (Nr. 263).

Mette von Münchhausen wurde am 7. Juli 1566 als Tochter Börries’ d. Ä. von Münchhausen (Nr. 307) und der Heilwig Büschen (Nr. 346) geboren.10) Sie starb der Inschrift zufolge am 18. November 1577 im zwölften Lebensjahr.

Textkritischer Apparat

  1. do[GEN . . A]ME] zu ergänzen zu do[GENTSA]ME.
  2. G[ . . . d . ]M] zu ergänzen zu G[odT dE]M.
  3. [ . ]ot] zu ergänzen zu [G]ot; so SUB Göttingen, Cod. Ms. B. v. Münchhausen 174.

Anmerkungen

  1. Eine Fotografie aus dem Jahr 1906 zeigt die damalige Aufstellung an der Westseite der Münchhausengruft an der Kirche (Kdm. Kreis Grafschaft Schaumburg, Tafel 34).
  2. Wappen Münchhausen (Mönch); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 2,1, S. 274 u. Tafel 325.
  3. Wappen Rottorp (drei halbe Kammräder 2:1); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 108 u. Bd. 2, Tafel 270.
  4. Wappen Stedern (Balken); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 121 u. Bd. 2, Tafel 305.
  5. Wappen Freitag (drei Ringe 2:1); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 7 u. Tafel 7.
  6. Wappen Büschen (Lilie); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 25 u. Tafel 58; Schildinhalt nahezu unkenntlich.
  7. Wappen Holle (drei Mützen 2:1); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 72 u. Bd. 2, Tafel 173.
  8. Wappen Quernheim (Balken); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 102 u. Bd. 2, Tafel 251.
  9. Wappen von dem Bussche (drei Streitäxte (Pflugscharen) 2:1); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 25 u. Tafel 58.
  10. Von Lenthe/Mahrenholtz, Stammtafeln Münchhausen, Teil II, Nr. 215, S. 104 (ohne Angabe des Todesdatums); Treuer, Gründliche Geschlechts-Historie, S. 60. Unklar ist, weshalb auf der heraldisch linken Seite unten das Wappen der Familie von dem Bussche dargestellt ist. Gemäß dem Stammbaum der Verstorbenen müsste hier ein Münchhausen-Wappen stehen (vgl. die Wappenreihe unter Nr. 493 sowie von Lenthe/Mahrenholtz, Stammtafeln Münchhausen, Teil II, Nr. 136, S. 75).

Nachweise

  1. SUB Göttingen, Cod. Ms. B. v. Münchhausen 174, ohne Blattzählung (mit Lücken).

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 271 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0027108.