Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 269 Bückeburg, Schloss nach 1576?

Beschreibung

Gemälde. Öl auf Leinwand. Porträt der Elisabeth Ursula von Braunschweig-Lüneburg. Das Gemälde befand sich vormals auf der Arensburg. Es zeigt die Porträtierte in Ganzfigur vor einem roten Vorhang. Sie trägt ein schwarzes Kleid mit Halskrause, auf ihrem Kopf eine hauchdünne Spitzenhaube. Von ihren Schultern hängen weiße, bis auf den Boden reichende Bänder herab. In ihren Händen ein Taschentuch. In der linken oberen Ecke des Gemäldes ein Vollwappen. Im Hintergrund eine Stadtsilhouette. Die in Ockergelb auf braunem Grund aufgemalte Inschrift verläuft einzeilig am unteren Rand des Gemäldes.

Maße: H.: 213 cm; B.: 125 cm;1) Bu.: ca. 2–3,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis mit Versalien.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Katharina Kagerer) [1/2]

  1. ELISABETHA URSVLA GRAEVIN ZU SCHAVMBVRG HOLLSTEIN GEBORNE HERZOGIN ZU BRAUNSCHWEIG LUNEBVRG

Wappen:
Braunschweig-Lüneburg2)

Kommentar

Eher unregelmäßig ausgeführte Kapitalis mit Strichsporen. Der Eigenname weist eine größere Buchstabenhöhe auf als die übrigen Wörter. In der Inschrift werden rundes U und V nebeneinander verwendet, unabhängig vom Lautwert. Die Cauda des R ist meist gerade, in LUNEBVRG gewölbt.

Elisabeth Ursula von Braunschweig-Lüneburg wurde 1539 als Tochter des Herzogs Ernst von Braunschweig-Lüneburg (Ernsts des Bekenners) und der Sophie von Mecklenburg-Schwerin geboren. Am 23. Mai 1558 heiratete sie in Celle Graf Otto IV. von Holstein-Schaumburg (Nr. 159).3) Mit dieser Eheverbindung ging die Einführung der Reformation in der Grafschaft Schaumburg einher. Elisabeth Ursula brachte Jakob Dammann (Nr. 341) als Hofprediger mit nach Stadthagen.

Aus der Ehe mit Graf Otto IV. gingen neben einem Sohn, dem späteren Fürsten Ernst, zwei Töchter hervor. Elisabeth Ursula starb am 3. September 1586 in Detmold. Ihr Leichnam wurde ihrem Wunsch gemäß nach Stadthagen überführt und an der Seite ihres Mannes im Chorraum der St. Martini-Kirche beigesetzt.4) Ihre Grabplatte befindet sich jetzt in der reformierten Kirche von Stadthagen, die Inschriften sind jedoch abgearbeitet. 1625 wurde ihr Sarg in die Gruft unter dem neu errichteten Mausoleum, in dem Elisabeth Ursula auch mit einem Epitaph geehrt wurde (Nr. 545), überführt.5)

Die Kleidung Elisabeth Ursulas auf dem vorliegenden Porträt gleicht derjenigen, die sie in dem von ihr in Auftrag gegebenen Epitaph für Otto IV., dessen erste Ehefrau Maria von Pommern und sich selbst in der Stadthäger St. Martini-Kirche trägt (Nr. 284). Da diese Kleidung vermutlich eine Witwentracht darstellt, ist anzunehmen, dass auch das vorliegende Porträt erst nach dem Tod Ottos IV. im Jahr 1576 entstanden ist.

Anmerkungen

  1. Maße nach Gemäldeinventar Schloss Bückeburg, handschriftl., 1880 (freundliche Auskunft von Oliver Glißmann).
  2. Wappen Braunschweig-Lüneburg (quadriert: 1. zwei Leoparden übereinander (Braunschweig), 2. Löwe auf mit Herzen bestreutem Grund (Lüneburg), 3. bekrönter Löwe (Everstein), 4. Löwe in gestücktem Bord (Homburg)); vgl. Veddeler, Landessymbole, S. 85; hier abweichend: 2. Herzen nicht erkennbar, 3. Löwe ohne Krone.
  3. Bei der Wieden, Schaumburgische Genealogie, Nr. 109, S. 137–139; zu den Hochzeitsfeierlichkeiten Husmeier, Graf Otto IV., S. 190f.
  4. Bei der Wieden, Schaumburgische Genealogie, Nr. 109, S. 139.
  5. Suermann, Mausoleum, S. 28.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 269 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0026905.