Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 265 Rinteln, Brennerstraße 14 1576

Beschreibung

Haus.1) Fachwerk, giebelständig, eingeschossig mit Zwischengeschoss, etwa acht Gefache breit. Der Giebel kragt zweifach vor. An den Rähm- und Füllhölzern und am Torbogen Tauband- bzw. Gesimsbandschnitzereien, über den Fenstern auf der rechten Seite der Giebelfassade Fächerrosetten. Auf dem Sturz des Einfahrtstors die Inschrift A. Inschrift B rechts der Utlucht am Schwellbalken des Giebels. Beide Inschriften sind erhaben in vertiefter Zeile ausgeführt und in Gold auf rotem Grund gefasst. In Inschrift A Dreiecke als Worttrenner und ein paragraphzeichenförmiger Worttrenner in der Jahreszahl.

Maße: Bu.: ca. 8 cm (A), ca. 12 cm (B).

Schriftart(en): Fraktur (A), Kapitalis mit Versalien (B).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/1]

  1. A

    Georg · von · Weimar · An(n)o · 15·76

  2. B

    PAX · INTRANTIB(VS)a) · SALVS · EXEVNTIB(VS)b) · DOMINVS · CVM · HABITANTIBVS

Übersetzung:

Friede den Eintretenden, Wohlergehen den Hinausgehenden. Der Herr sei mit den Bewohnern. (B)

Kommentar

Die Unterlänge des g in Inschrift A läuft in einer Schlinge aus. Die Kapitalis von Inschrift B ist gleichmäßig gearbeitet und nähert sich einer normgerechten Ausführung an. Konisches M mit oberhalb der Mittellinie endendem Mittelteil.

Die Fachwerkzier des Hauses ähnelt derjenigen am Gebäude Bäckerstraße 21;2) die Inschriften weisen in ihrer Gestaltung allerdings keine Ähnlichkeiten auf.

Die Segensformel Pax intrantibus, salus exeuntibus ist in Inschriften verbreitet.3) Sie lässt sich von verschiedenen Bibelstellen ableiten, insbesondere Deuteronomium 28,6 (benedictus eris et ingrediens et egrediens, „Du sollst sowohl beim Eintreten als auch beim Hinausgehen gesegnet sein“) und Psalm 121,8 (dominus custodiat introitum tuum et exitum tuum, „Der Herr behüte deinen Eingang und deinen Ausgang“). Der Friedenswunsch dürfte auf Lukas 10,5 zurückgehen: in quamcumque domum intraveritis primum dicite pax huic domui („Bei jedem Haus, in das ihr eintretet, sagt als erstes ‚Friede diesem Haus‘ “).

Textkritischer Apparat

  1. Kürzungszeichen nicht farbig gefasst.
  2. Der unter die Grundlinie reichende Bogen des Kürzungszeichens nicht farbig gefasst.

Anmerkungen

  1. Früher Assekuranz-No. 229 (Brennerstraßenviertel).
  2. Heutger/Maack, Rintelner Hausinschriften, S. 34; vgl. zur Ähnlichkeit der Bauweise auch Sprenger, Bürgerhäuser und Adelshöfe, S. 93.
  3. Vgl. DI 16 (Rhein-Neckar-Kreis II), Nr. 154; DI 20 (Großkreis Karlsruhe), Nr. 307; DI 34 (Lkr. Bad Kreuznach), Nr. 335; DI 45 (Stadt Goslar), Nr. 129. Eine hexametrische Form ist bereits aus dem 12. Jahrhundert überliefert (DI 70 (Trier I), Nr. 154): SIT PAX INTRANTI PAX UERA SIT EGREDIENTI (St. Maximin, Supraporte des Sommerrefektoriums). Weitere Belege bei Robert Favreau, Le thème épigraphique de la porte, in: ders., Études d’épigraphie médiévale. Recueil d’articles de Robert Favreau rassemblés à l’occasion de son départ à la retraite, Bd. 1, Limoges 1995, S. 547–567, dort S. 555f.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Grafschaft Schaumburg, S. 23.
  2. Ande, Rinteler Dielentore, Bildtafel (A).
  3. Heutger/Maack, Rintelner Hausinschriften, S. 34.
  4. Erdniß, Gang durch Rinteln, S. 10.
  5. Maack, Hausinschriften der Stadt Rinteln, S. 128.
  6. Sprenger, Bürgerhäuser und Adelshöfe, S. 263–265 (mit Abb.).
  7. Künkel, Stadt Rinteln Lexikon, S. 416.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 265 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0026500.