Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 263 Apelern, Schloss Münchhausen, Mausoleum 1576

Beschreibung

Grabplatte für das Kind Börries von Münchhausen. Stein. Die hochrechteckige Platte, die vom Kirchhof von Apelern stammt,1) ist außen an der Westseite des Mausoleums aufgerichtet. Inschrift A läuft erhaben in vertiefter Zeile um die Platte um. Im Innenfeld unter einem Rundbogen, auf dem sich zwei Putten lagern, eine Reliefdarstellung des Verstorbenen im Kleidchen mit Halskrause, der zu Füßen eines Kruzifixes kniet. Unterhalb des Kreuzes eine querrechteckige Schrifttafel mit der erhaben in vertieften Zeilen ausgehauenen Inschrift B. In den vier Ecken jeweils ein Wappenschild. Die Platte ist teilweise abgetreten und verwittert; am rechten Rand ist sie von Teerspritzern überzogen.

Maße: H.: 193 cm; B.: 119,5 cm; Bu.: 6,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis mit Minuskeln.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Katharina Kagerer) [1/1]

  1. A

    ANNo d(oMI)NI [1]576 · DEN · [11]a) AVGVS/[T . ] [IS · HIR] BEGRAVENb) BoRIES VAN MoNNIckHVS/[ . . ] BoRRIE[S] VAN MoN/NIckHVSEN VN(D) HEILWIcH BVSkEN SoNE

  2. B

    IS [21] WEk[EN] / [o]N · [d]Ec) WESEN

Wappen:
Münchhausen2)Büschen4)
Rottorp3)Holle5)

Kommentar

Sporenlose Kapitalis aus schmalen, hohen Buchstaben, die mit breiter Strichstärke ausgeführt sind und eher unbeholfen wirken; ein Wechsel von Haar- und Schattenstrichen ist, abgesehen vom Schrägschaft des retrograden N, kaum erkennbar. Die Schrift zeichnet sich durch eine eigenwillige Formgebung einzelner Buchstaben aus sowie dadurch, dass einzelne Minuskelbuchstaben Eingang finden. Alle N sind retrograd; der Schrägschaft ist zum Teil geschwungen. Trapezförmiges A mit beidseitig überstehendem Deckbalken. Die Balken des E sind sehr kurz. Das k besteht aus einem Schaft, einem oberen Schrägbalken, der zum Schaft hin gebogen ist, und einem unteren Schrägbalken. Die c, o sowie das d in d(oMI)NI entsprechen der gotischen Minuskel. In DEN offenes D. Die 5 besteht aus Deckbalken und Bogen. Spitze 3 mit schräggestelltem Deckbalken und Schrägschaft. Die Buchstabenformen ähneln denen auf der Grabplatte für Börries’ 1577 verstorbene Schwester Mette (Nr. 271).

Börries von Münchhausen war das letzte Kind von Börries d. Ä. von Münchhausen (Nr. 307) und Heilwig Büschen (Nr. 346).6) Ludolf von Münchhausen gibt in seiner Remeringhäuser Chronik an, dass das Kind Börries am 14. März 1576 geboren wurde und am 9. August desselben Jahres starb. Es wurde zu Apellern auff dem Kirchhoffe […] begraben.7)

Textkritischer Apparat

  1. Zahl ergänzt nach SUB Göttingen, Cod. Ms. B. v. Münchhausen 174.
  2. [IS · HIR] BEGRAVEN] fehlt SUB Göttingen, Cod. Ms. B. v. Münchhausen 174.
  3. [o]N · [d]E] Lesung unsicher.

Anmerkungen

  1. Eine Fotografie aus dem Jahr 1906 zeigt die damalige Aufstellung an der Westseite der Münchhausengruft an der Kirche (Kdm. Kreis Grafschaft Schaumburg, Tafel 34).
  2. Wappen Münchhausen (Mönch); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 2,1, S. 274 u. Tafel 325.
  3. Wappen Rottorp (drei halbe Kammräder 2:1); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 108 u. Bd. 2, Tafel 270. Der Schildinhalt ist nur schwach zu erahnen.
  4. Wappen Büschen (Lilie); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 25 u. Tafel 58.
  5. Wappen Holle (drei Mützen 2:1); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 72 u. Bd. 2, Tafel 173.
  6. Von Lenthe/Mahrenholtz, Stammtafeln Münchhausen, Teil II, Nr. 221, S. 106.
  7. Ludolf von Münchhausen, Remeringhäuser Chronik, NLA BU, Dep. 3 GR 1269, fol. 28r.

Nachweise

  1. SUB Göttingen, Cod. Ms. B. v. Münchhausen 174, ohne Blattzählung (A).

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 263 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0026306.