Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 251 Apelern, Schloss Münchhausen, Mausoleum 1575

Beschreibung

Grabplatte für Jobst von Münchhausen? Stein. Die hochrechteckige Grabplatte, die von der Kirche in Apelern stammt,1) ist seit 1915 außen an der Ostseite des Mausoleums aufgerichtet. Sie zeigt im Innenfeld im Hochrelief eine stehend betende Männerfigur mit Bart in Rüstung unter einem Rundbogen. Zu seinen Füßen sind ein Paar Handschuhe sowie ein Helm zu erkennen. In den Zwickeln des Bogens sowie an den Säulenenden insgesamt vier Vollwappen. Am Rand der Platte läuft die Inschrift A zweizeilig um. Auf dem Rundbogen ist die Inschrift B zweizeilig zu beiden Seiten des Figurenkopfes angebracht. Beide Inschriften sind erhaben in vertiefter Zeile ausgehauen. Die Platte ist insbesondere auf der rechten Seite stark verwittert; Teile der Platte sind von Teerspritzern überzogen. Eine Zeichnung der Grabplatte in den von Albrecht Friedrich von Münchhausen herausgegebenen Nachträgen zu Treuers Geschlechts-Historie gibt die Wappen wieder, nicht aber die Inschrift.2) Auf der Platte sind die Wappenbilder nur noch schwach erkennbar.

Maße: H.: 209 cm; B.: 134 cm; Bu.: 5,8 cm (A), 2,5 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Katharina Kagerer) [1/1]

  1. A

    [ - - - ] DAGa) [ - - - ] / [ - - - ]TE MAN /[ . . ] D[ - - - ] D[ . . . . ] SIE[ . . . . ]G[ . . ]ER IA[ . ] / EIN RITMEISTER GVT DAS IST WAHR AM REIN ENTSLAFFEN SELIGLICHVND / [ - - - ] /IN [ - - - ] / [ - - - ]ODT DVS [ - - - ] /VATER VND FRVNDT[H . . . ] MIR [SO] WIRT [MEIN - - - SVNT]b)

  2. B

    [ . . . STIRBT SICH]ER [ · IST . N . . . . . R]N // DVRC[H TOD - - - SIE W - - - N - - - ]R(N) / [ - - - ] // [ - - - ]

Versmaß: Deutsche Reimverse? (A)

Wappen:
Münchhausen3)Dötzum5)
Post4)Hake6)

Kommentar

Der Verstorbene war ein Sohn des Dietrich von Münchhausen und der Anna von Dötzum. Von Lenthe/Mahrenholtz identifizieren ihn mit Jobst von Münchhausen.7) Dieser wurde um 1515 geboren. Er war Herr auf Apelern, Drost zu Mariensee und Neustadt (Region Hannover) und Pfandherr in Rethem (Heidekreis). Er war mit Anna von Kerssenbrock verheiratet. Die Ehe blieb kinderlos.

Jobst von Münchhausen war als Rittmeister unter Herzog Erich II. von Braunschweig-Calenberg-Göttingen tätig.8) Seine Ehefrau wird in einer archivalischen Quelle aus dem Jahr 1575 als Witwe bezeichnet.9) Da er von 1573 bis 1575 noch als Drost von Neustadt nachweisbar ist,10) lässt sich die Datierung der Grabplatte entsprechend eingrenzen. Der Inschrift zufolge starb er am Rhein.

Textkritischer Apparat

  1. [ - - - ] DAG] AM DAGE B SUB Göttingen, Cod. Ms. B. v. Münchhausen 174.
  2. [H . . . ] MIR [SO] WIRT [MEIN - - - SVNT]] vielleicht [HILF] MIR [SO] WIRT MEIN SEL GESVNT.

Anmerkungen

  1. Die frühere Aufstellung an der Westseite der Münchhausengruft an der Kirche von Apelern zeigt eine Fotografie aus dem Jahr 1906 (Kdm. Kreis Grafschaft Schaumburg, Tafel 34).
  2. Von Münchhausen, Geschlechts-Historie, Abbildungsteil, ohne Seitenzählung.
  3. Wappen Münchhausen (Mönch); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 2,1, S. 274 u. Tafel 325.
  4. Wappen Post (bekrönter Löwe); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 100 u. Bd. 2, Tafel 247 (die Identifizierung erfolgt nach von Münchhausen, Geschlechts-Historie, Abbildungsteil, ohne Seitenzählung); in SUB Göttingen, Cod. Ms. B. v. Münchhausen 174 ist angegeben, es handle sich um ein gezügeltes Tier, möglicherweise ein Pferd.
  5. Wappen Dötzum (drei schräggestellte Spitzen); vgl. DI 88 (Lkr. Hildesheim), Nr. 165 u. 203.
  6. Wappen Hake (zwei senkrecht gestellte, auswärts gekehrte Haken); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 2, S. 5 u. Tafel 4.
  7. Von Lenthe/Mahrenholtz, Stammtafeln Münchhausen, Teil II, Nr. 106, S. 55, Anm. 6. Allenfalls käme noch sein Bruder Johann in Frage (von Lenthe/Mahrenholtz, Stammtafeln Münchhausen, Teil II, Nr. 154, S. 81); dieser scheint jedoch in Hildesheim gelebt zu haben; ein Begräbnis in Apelern ist daher unwahrscheinlich. Über die übrigen Brüder ist nichts bekannt; vermutlich starben sie jung.
  8. Von Lenthe/Mahrenholtz, Stammtafeln Münchhausen, Teil II, Nr. 162, S. 82.
  9. Von Lenthe/Mahrenholtz, Stammtafeln Münchhausen, Teil II, Nr. 162, S. 82.
  10. NLA BU, L 1, Nr. 8711; vgl. auch NLA HA, Cal. Br. 7, Nr. 1237 (nach Findbuch).

Nachweise

  1. SUB Göttingen, Cod. Ms. B. v. Münchhausen 174, ohne Blattzählung (Inschriften nur sehr lückenhaft).

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 251 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0025106.