Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 246† Stadthagen, Obernstraße 29 1574

Beschreibung

Haus. Inschrift A und drei Schnitzfiguren, die Fides, Spes und Caritas darstellten, befanden sich über der Tür. Inschrift B verlief oberhalb der Fenster.1) Das heutige Gebäude wurde nach einem Brand im Jahr 1885 errichtet.2)

Inschriften nach Conze.

  1. A

    1574 Lorens hogelke Magdalenaa) witer(sheim)b)

  2. B

    Anvanck und ende bevele ick got in dine hende

Übersetzung:

Anfang und Ende befehle ich, Gott, in deine Hände. (B)

Versmaß: Deutsche Reimverse (B).

Kommentar

Das Gebet in Inschrift B tritt in Hausinschriften häufiger auf, vgl. Nr. 390, 478 u. 504.3) Es dürfte von Psalm 31 inspiriert sein: Vers 6 (Jn deine Hende befelh ich meinen Geist) zählt zu den sieben letzten Worten Jesu am Kreuz (Lk 23,46). Ferner kommt Ps 31,16 als Anregung in Frage: Meine zeit stehet in deinen Henden.4)

Lorenz Hogelke war der Sohn des Walter Hogelke und dessen Ehefrau Grete Minste. Ihm wurde 1569 das Bürgerrecht verliehen.5) Im selben Jahr heiratete er Magdalene (Leneke) Smekeworst, die Tochter des Cord Smekeworst und der Margarete Polemann und damit Schwester des Anton Smekeworst, des späteren Kanzlers Anton von Wietersheim (zu ihm vgl. Nr. 310).6) Die Eheleute zählten in Stadthagen zu den Braueramtsberechtigten.7) Lorenz Hogelke starb laut Burchard vor 1598.8)

Magdalene von Wietersheim bestimmte 1610 als offensichtlich wohlhabende Frau über mehrere umfangreiche Stiftungen und Schenkungen in Stadthagen.9) Noch 1615 errichtete sie ein Testament.10) Da aus der Ehe keine Kinder hervorgingen, fiel der Besitz der Eheleute an Anton von Wietersheim. Er blieb bis 1620 der Besitzer des Hauses.11) Danach wurde Cord Laging Eigentümer (zu ihm Nr. 595).12)

Textkritischer Apparat

  1. Magdalena] Magdalene Weiland, Steinicke.
  2. witer(sheim)] Steinicke; witer Conze, Flemming, Weiland.

Anmerkungen

  1. Beschreibung nach Conze, Haussprüche, S. 95.
  2. Steinicke, Hausinschriften, S. 64.
  3. Vgl. auch DI 28 (Stadt Hameln), Nr. 184, DI 58 (Stadt Hildesheim), Nr. 521, DI 83 (Lkr. Holzminden), Nr. 201 und DI 26 (Stadt Osnabrück), Nr. 184 (diese Inschrift befindet sich jetzt auf der Schaumburg).
  4. Auch auf Möbeln des 17. Jahrhunderts ist Vergleichbares nachgewiesen (Helmut Ottenjann, Hochzeitsschränke des Oldenburger Ammerlandes. Möbelkultur, Eherecht und Heiratskreise 1600–1800 (Quellen und Studien zur Regionalgschichte Niedersachsens 10), Cloppenburg 2006, S. 168). Gebhardt weist in seiner Kirchengeschichte Thüringens auf Glockeninschriften aus den 1740er- und 1750er-Jahren hin (Thüringische Kirchengeschichte, seinen Landsleuten erzählt von Hermann Gebhardt, Bd. 3, Gotha 1882, S. 151). Spätestens im 18. Jahrhundert ist ein Spruch mit ähnlichem Wortlaut (Mein Anfang und Ende steht in Gottes Händen) numismatisch nachgewiesen (Johann Gottfried Bernhold, Vollständiges Register über die XXII Theile der Köhlerschen Münzbelustigungen, Nürnberg 1788, S. 190).
  5. Burchard, Stadtarchiv Stadthagen, S. 50,14.
  6. Weiland, Trauuungen, S. 5. Brosius vermerkt, dass im Notizbuch ihres Bruders Anton von Wietersheim für den 22. April 1572 „Sponsalia der Hogelschen“ eingetragen seien (Brosius, Anton von Wietersheim, S. 33, Anm. 32). Zur Schwägerschaft vgl. Burchard, Stadtarchiv Stadthagen, S. 254,32, Joost, Geschichte der Familie von Wietersheim, S. 21–23, Steinicke, Hausinschriften, S. 64 u. Bentrup, Wietersheim, S. 10.
  7. Burchard, Stadtarchiv Stadthagen, S. 372,40 und 392,41.
  8. Burchard, Stadtarchiv Stadthagen, Tafel 54,4; vgl. Joost, Geschichte der Familie von Wietersheim, S. 21.
  9. Joost, Geschichte der Familie von Wietersheim, S. 20f.; Bentrup, Wietersheim, S. 10; Weiland, Die Häuser und deren Eigentümer, Teil 1, S. 84; vgl. Teil 2, S. 103.
  10. Burchard, Stadtarchiv Stadthagen, S. 62, Anm. 4: Dort ist allerdings von einer „Gesche Högelke, geb. Wietersheim“ die Rede; möglicherweise wurde der Name falsch protokolliert, oder es liegt eine Verwechslung mit der Schwester des Lorenz Hogelke vor, die Gesche hieß (vgl. Burchard, ebd., S. 216,18); Tafel 54,4.
  11. Steinicke, Hausinschriften, S. 64; vgl. Weiland, Die Häuser und deren Eigentümer, Teil 1, S. 84.
  12. Weiland, Die Häuser und deren Eigentümer, Teil 1, S. 84.

Nachweise

  1. Conze, Haussprüche, S. 95.
  2. Flemming, Stadthagener Hausinschriften, ohne Seitenzählung.
  3. Weiland, Die Häuser und deren Eigentümer, Teil 1, S. 83.
  4. Steinicke, Hausinschriften, Nr. 38, S. 64.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 246† (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0024605.