Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 230 Obernkirchen, Stift 1570

Beschreibung

Grabplatte für Dietrich von Münchhausen. Stein. Die aus Obernkirchen stammende hochrechteckige Platte war Anfang des 20. Jahrhunderts ins Schloss Münchhausen in Apelern gebracht worden und wurde dann an dem ab 1914 errichteten Mausoleum im Schlosspark links neben der Eingangstür aufgestellt; 1977 wurde sie zurück nach Obernkirchen gebracht.1) Sie ist im Kreuzgang aufgerichtet. Das vertiefte Innenfeld zeigt eine Reliefdarstellung des Verstorbenen in Rüstung kniend unter einem Kruzifix mit dem eingehauenen Titulus A. Helm und Handschuhe liegen zu seinen Knien. Über dem Kreuz zwei Vollwappen ebenfalls im Relief. Die eingehauene Inschrift B läuft zwischen zwei vertieften Linien um den Stein um. Die Platte ist von Teerspritzern überzogen, die rechte obere Ecke ist flächig dunkel verfärbt.

Maße: H.: 230 cm; B.: 143,5 cm; Bu.: 2,5 cm (A), 6,5 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis (A), Kapitalis mit Versalien (B).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/1]

  1. A

    · I(ESVS) · N(AZARENVS) · R(EX) · I(VDAEORVM) · 2)

  2. B

    · ANNO · D(O)M(INI) · 1·5·70a) · DEN · 22 · OCTOB/RIS · JST · GODT·SELICH · IN·GESCHLAPEN · DE · ERBAERN · VND · ERRENT/FESTEN · DIDERICK · VAN · MONCHVS/EN · DES · ZELE · GODT · GENADE · AMEN ·

Wappen:
Münchhausen3)Langen4)

Kommentar

Die Schrift zeigt Anklänge an die frühhumanistische Kapitalis wie spitzovales O und epsilonförmiges E, das am Wortanfang auftritt, während im Wortinneren kapitales E verwendet wird. 2 in Form eines Z. Zumeist dreieckige Sporen.

Dietrich von Münchhausen war der Sohn des Johannes von Münchhausen (Nr. 179) und der Adelheid von Langen (Nr. 176).5) Sein Geburtsjahr ist nicht überliefert; er starb der Inschrift zufolge am 22. Oktober 1570. Er scheint nicht verheiratet gewesen zu sein, da sich nach seinem Tod seine sechs Brüder um sein Erbe auseinandersetzten.6)

Für seine bereits 1558 verstorbene Schwester Maria von Münchhausen ist ebenfalls eine Grabplatte im Stift Obernkirchen erhalten (Nr. 181); seine Schwester Anna ist im Kloster Amelungsborn (Lkr. Holzminden) begraben.7)

Textkritischer Apparat

  1. 0 kleiner und hochgestellt.

Anmerkungen

  1. Vgl. Kdm. Kreis Grafschaft Schaumburg, S. 28 u. Mahrenholtz, Grabsteine, Nr. 8, S. 119. Die Aufstellung am Mausoleum ist auf einer Fotografie zu sehen (NLA BU, S2 P Nr. 30037: Postkarte mit Poststempel vom 17. Mai 1918).
  2. Io 19,19.
  3. Wappen Münchhausen (Mönch); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 2,1, S. 274 u. Tafel 325.
  4. Wappen Langen (Tuchschere); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 2, S. 228 u. Tafel 278.
  5. Von Lenthe/Mahrenholtz, Stammtafeln Münchhausen, Teil II, S. 77, Nr. 143 u. S. 54f., Nr. 105.
  6. Von Lenthe/Mahrenholtz, Stammtafeln Münchhausen, Teil II, S. 77, Nr. 143; die Urkunde NLA BU, Orig. Dep. 3 Jf Nr. 18 (nach Findbuch).
  7. DI 83 (Lkr. Holzminden), Nr. 111.

Nachweise

  1. Von Arnswaldt, Einige Inschriften und Wappen von Epitaphien in Stift Obernkirchen und Bückeburg, S. 17.
  2. Kdm. Kreis Grafschaft Schaumburg, S. 28 (nur Name des Verstorbenen).
  3. SUB Göttingen, Cod. Ms. B. v. Münchhausen 174, ohne Blattzählung (A).
  4. SUB Göttingen, Cod. Ms. B. v. Münchhausen 167, S. 102 (A mit z. T. modernisierter Orthographie).
  5. Mahrenholtz, Grabsteine, Nr. 8, S. 119.
  6. Tebbe, Epitaphien, Nr. 98, S. 224.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 230 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0023007.