Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 214 Stadthagen, Schulstraße 18a 1566

Beschreibung

Haus. Fachwerk, traufenständig, fünf Gefache lang. Das Gebäude, das mit Haus Nr. 18 (siehe Nr. A1 25) unter einem Dach vereint ist, wurde 1963 nach dem Vorbild des Vorgängerbaus neu errichtet, wobei ein Teil einer alten Scheune in den Bau miteinbezogen wurde. Der Schwellbalken des Vorgängerbaus mit den nebeneinander angebrachten Inschriften A und B wurde als Schwellbalken des ersten Obergeschosses wiederverwendet.1) Die Inschriften sind erhaben in vertiefter Zeile ausgeführt und in Gold auf schwarzem Grund gefasst; Inschrift A ist zum Teil nur noch aufgemalt; das u in Dut und in Fruchte mit aufgemalten ü-Punkten. In Inschrift A nach dem Namen des Erbauers zwischen zwei Hochpunkten die Hausmarke H10.

Maße: Bu.: ca. 5–6 cm.

Schriftart(en): Fraktur mit Versalien (A), Kapitalis (B).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/1]

  1. A

    Dut heft gebueta) · Gert · van · Nelen · · Fruchte got · holt sen gebodt2) · 15 · 66 ·

  2. B

    D(A) · P(ACEM) · D(OMINE) · I(N) · D(IEBUS)b) · N(OSTRIS)3) ·

Übersetzung:

Dies hat Gert von Nelen gebaut. Fürchte Gott, halte sein Gebot. 1566. (A)

Gib Frieden, Herr, in unseren Tagen. (B)

Versmaß: Deutsche Reimverse (A, Z. 2f.).

Kommentar

Schaft des I in I(N) mit Ausbuchtung.

Das Haus wurde 1566 von dem in der Inschrift genannten Gert von Nelen, der auch als Gert von Nelen alias Schenck urkundlich genannt wird, erbaut. Seine Frau Mette, verwitwete von Alferding, stammte aus Minden. Aus der Ehe mit Gert von Nelen ging die gemeinsame Tochter Elisabeth hervor, die 1579 Hinrich Cordes heiratete (zu beiden vgl. Nr. 294).

1598 wurde Mette zusammen mit ihrer Magd Gesche Evers der Hexerei beschuldigt und angeklagt. Während Mette wieder freigelassen wurde, starb Gesche Evers noch während ihrer Haft an einem Genickbruch. Der damalige Bürgermeister Cord Meier hatte der Magd vorgeworfen, sie habe mithilfe anderer seine Frau, die Tochter des verstorbenen Kanzlers Johann Gogreve (zu ihm Nr. 241 und Nr. 202), vergiftet sowie durch ihre Zauberkunst anderer Leute Vieh zu Tode gebracht.4)

Textkritischer Apparat

  1. heft gebuet] hier (?) sagennet [Wehling].
  2. D(IEBUS)] K [Wehling].

Anmerkungen

  1. Steinicke, Hausinschriften, S. 46.
  2. Pr 12,13.
  3. Beginn einer Antiphon; vgl. CAO 3, Nr. 2090.
  4. Steinicke, Hausinschriften, S. 47; vgl. Burchard, Stadtarchiv Stadthagen, S. 254,34 und Anm. 4, S. 256,3, S. 481,10 sowie Prinz, Grabdenkmäler, S. 59 u. Weiland, Die Häuser und deren Eigentümer, Teil 2, S. 111.

Nachweise

  1. Conze, Haussprüche, S. 95.
  2. [Wehling], Stadthagens alte Bauten, 1926, H. 11, ohne Seitenzählung.
  3. Fromme Hausinschriften in und um Stadthagen, ohne Seitenzählung (A teilweise).
  4. Weiland, Die Häuser und deren Eigentümer, Teil 2, S. 111.
  5. Weiland, Die alten Häuser in Stadthagen, S. 300.
  6. Steinicke, Hausinschriften, Nr. 21, S. 46 u. Bildtafel 21.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 214 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0021403.