Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 198 Bergkirchen, St. Katharinen 1563

Beschreibung

Epitaph für Henning von Reden und seine Ehefrau Gertrud von Münchhausen. Stein, farbig gefasst. Der hochrechteckige, oben durch ein Gesims abgeschlossene Stein ist im Inneren der Kirche an der Nordwand angebracht. Das Epitaph zeigt ein Kruzifix mit dem Titulus A, darunter eine Reliefdarstellung der beiden Verstorbenen in Bethaltung. Zu Füßen des in Rüstung dargestellten Henning von Reden sein Helm, ein Handschuh, ein Gewehr und ein Streithammer. Von seinen Händen geht ein verschlungenes Schriftband mit der Inschrift B aus. Von den Händen Gertrud von Münchhausens geht ein Schriftband mit der Inschrift C aus. Am Ende der Inschrift eine Rosette. An den Langseiten des Steins je vier große, untereinander angebrachte Vollwappen im Relief. Am unteren Rand in einem querrechteckigen Feld die in zwei Kolumnen zu jeweils drei Zeilen verlaufende Inschrift D (die Inschrift wird kolumnenweise wiedergegeben). Noch Ende des 19. Jahrhunderts bildete ein Giebel mit einer kleineren Kreuzigungsdarstellung und der Inschrift E den oberen Abschluss des Epitaphs;1) dieser Giebel ist nicht mehr vorhanden. Die Inschriften A und D sind erhaben in vertieftem Feld ausgeführt, B und C erhaben ausgehauen. A ist in Gold auf schwarzem Grund gefasst, B und C in Weiß vor hellgrauem Grund, D in Gold.

Inschrift E nach Freudenthal.

Maße: H.: 240 cm; B.: 165 cm; Bu.: 4,5 cm (A), 3,2 cm (B, C), 3 cm (D).

Schriftart(en): Kapitalis (A), Kapitalis mit Versalien (B, C, D), schrägliegende Kapitalis (rechte Kolumne von D).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/1]

  1. A

    · I(ESVS) · N(AZARENVS) · R(EX) · I(VDAEORVM) ·2)

  2. B

    O HERE IN DINE HENDE BEVELE // ICK MINEN GEIST · 3)

  3. C

    O CHRISTE DV LAM GAD//ES · ERBARME DI MINER · 4)

  4. D

    ANNO D(OMI)NI 1563 MIDWEKENS / NA S(ANCTI) GEORGII5) STARF DE ERBAR V(ND) ERE/NTVEST HENNIG VA(N) REDE(N) DE(M) GOT GNAD · // ANNO D(OMI)NI 1< - - - / - - - > STARF DE ERBAR V(ND) VELDOG(EN)T/SA(M) GERDRVT · V(AN) · MONCHVSE(N) DER GOT G(NAD) ·

  5. E †

    Amor meus Crucifixus est6)

Übersetzung:

Der Gekreuzigte ist meine Liebe (E).

Wappen:
Reden7)Münchhausen11)
Post8)Kotze12)
Barner9)Bartensleben13)
Bahr10)Schulenburg14)

Kommentar

Der untere Schrägbalken des K geschwungen. Balken des H in HERE und HENNIG sowie Kürzungsstriche mit Ausbuchtung. I mit i-Punkt. Konisches M in Inschrift D. Die Kapitalisbuchstaben der Inschrift D sind eng spationiert.

Henning von Reden war der Sohn des Hinrick von Reden (zu ihm Nr. 164) und der Margarethe Post. Sie war eine Tochter des Statius Post (Nr. 163) und der Isabella von Bahr.15) Henning von Reden, der der Inschrift D zufolge am 28. April 1563 starb, war Herr auf Wichtringhausen (Region Hannover) und Pfandinhaber von Hastenbeck (Stadt Hameln) und hatte in Sachsenhagen das Amt des Drosten inne.

Verheiratet war er mit Gertrud von Münchhausen, der Tochter des Hans von Münchhausen und der Katharina von Kotze.16) Henning von Reden und Gertrud von Münchhausen hatten mindestens einen Sohn, Otto von Reden, mit dem Gertrud von Münchhausen ab 1575 Hastenbeck erneut als Pfand innehatte. Dass sie auch 15 Jahre nach dem Tod ihres Mannes beträchtliche finanzielle Mittel zur Verfügung hatte, zeigt ein Schuldbrief der gräflich-schaumburgischen Regierungsräte von 1578, die bei Gertrud von Münchhausen ein Darlehen über 2000 Goldfloren aufnahmen.17)

Anmerkungen

  1. Freudenthal, Aus dem Calenberger Lande, S. 95.
  2. Io 19,19.
  3. Ps 31,6.
  4. Agnus Dei in der Deutschen Messe nach Jh 1,29.
  5. 28. April.
  6. Das Zitat ist bei Pseudo-Dionysius Areopagita nachzuweisen, der es als angebliche Aussage des Ignatius von Antiochien referiert (De divinis nominibus, Kap. 4,12, Migne PG 3, Sp. 709). Das Zitat dient dem Birgittenorden als Devise; auch Ignatius von Loyola wird es als Sinnspruch zugeschrieben (vgl. Jacobus Pontanus, Floridorum libri octo. Ed. quarta, Ingolstadt 1602, S. 276).
  7. Wappen Reden (zwei Balken); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 14 u. Tafel 15.
  8. Wappen Post (bekrönter Löwe); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 100 u. Bd. 2, Tafel 247; hier abweichend: Löwe nicht bekrönt.
  9. Wappen Barner (zwei gekreuzte Hakenlanzen); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 7 u. Tafel 17.
  10. Wappen Bahr (schreitender Bär mit beringtem Halsband); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 3 u. Tafel 2; hier abweichend: Halsband nicht zu erkennen.
  11. Wappen Münchhausen (Mönch); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 2,1, S. 274 u. Tafel 325.
  12. Wappen Kotze (ein Mann mit langem, vorne geknöpftem Überrock (Kotze) und Hut); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 1, S. 51 u. Tafel 64; hier abweichend: ohne Hut.
  13. Wappen Bartensleben (springender Wolf über zwei Garben); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 6, S. 9 u. Tafel 6.
  14. Wappen Schulenburg (drei Klauen 2:1); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 2, S. 9 u. Tafel 7.
  15. Willeke, Die Geschichte der Ritter- und Freiherrenfamilie von Post, Nr. 143, S. 102.
  16. Von Lenthe/Mahrenholtz, Stammtafeln Münchhausen, Teil II, Nr. 207, S. 100, Nr. 257, S. 112 und Nr. 283, S. 121. Hans von Münchhausen war der Sohn des Clamor von Münchhausen und einer Tochter des Hans von Bartensleben. Katharina von Kotze war die Tochter des Hermann von Kotze und der Kunigunde von der Schulenburg.
  17. Von Lenthe/Mahrenholtz, Stammtafeln Münchhausen, Teil II, Nr. 283, Nr. 207.

Nachweise

  1. Freudenthal, Aus dem Calenberger Lande, S. 95 (B–E).
  2. Kdm. Kreis Schaumburg-Lippe, S. 104 (D teilweise).
  3. Tiggemann, St.-Katharinen-Kirche, S. 23 u. Abb. S. 24 (B–D).

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 198 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0019805.