Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 195 Hagenburg, St. Nicolai 1561

Beschreibung

Glocke. Bronze. Die Glocke stammt aus der 1874 abgebrochenen Nicolaikirche in Altenhagen.1) Die erhaben gegossene Inschrift läuft unterhalb der Schulter um. Oberhalb der Inschrift ein Steg, der von einem Lilienfries begleitet ist, unterhalb zwei Stege und ein Kreuzblumenfries. Als Worttrenner ebenfalls Kreuzblumen. Auf einem runden Relief ist das Schweißtuch der Veronika dargestellt (es konnte bei der Aufnahme nicht eingesehen werden), auf einem eckigen eine Kreuzigungsgruppe.2) Die Inschrift war an einer Stelle nicht einsehbar; sie wird hier nach Kdm. ergänzt.

Inschrift ergänzt nach Kdm.

Maße: H.: 89 cm; Dm.: ca. 80 cm; Bu.: ca. 5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/1]

  1. anno · m ccccclxi · her yohan wered · gerke beatea) · bartel rode reyke van s[cha]den · berent drehus · yhesvsb) ·

Kommentar

y retrograd; der linke Schrägschaft ist im Unterlängenbereich umgebogen. Die Fahne des r ist zu einem Quadrangel mit unten ansetzendem Zierstrich, der bis auf die Grundlinie herabreicht, reduziert; in wered ist der Zierstrich unten gegabelt. Der waagrechte Teil des gebrochenen unteren Bogens des g steht im Mittelband.

Johann Wrede wurde 1552 als Nachfolger für Johann Busse als Pastor in Altenhagen eingesetzt.3) Bartold Rode ist in einem Schatzregister von 1559 als Bewohner von Altenhagen verzeichnet, Reyneke von Schaden als Bewohner von Hagenburg.4) beate dürfte für den Namen Brate stehen; ein Hinrich Brate lebte 1559 im benachbarten Idensen (Region Hannover).5)

Der Gießer Berent Drehus goss im Jahr zuvor auch eine Glocke für die Klosterkirche Clus (Lkr. Northeim).6)

Textkritischer Apparat

  1. beate] wohl versehentlich statt brate.
  2. yhesvs] gesus Kdm. Im Wortinneren rundes s, am Ende Schaft-s.

Anmerkungen

  1. Vgl. Bentrup, Kirchen in Schaumburg, S. 15. Munk (600 Jahre Hagenburg, S. 177) erwähnt eine weitere Glocke aus dem Jahr 1512, die 1773 umgegossen worden sei, sowie eine zweite Glocke von 1561.
  2. Kdm. Kreis Schaumburg-Lippe, S. 102; vgl. Glockenkartei der Evangelischen Landeskirche Hannovers.
  3. NLA BU, L 1 Nr. 7845 (nach Findbuch). Hinfällig ist damit Schönermarks Vermutung, dass bei der Jahreszahl ein c zu viel angebracht worden sei und die Glocke ins 15. Jahrhundert zu datieren sei (Kdm. Kreis Schaumburg-Lippe, S. 102).
  4. Zit. n. Munk, 600 Jahre Hagenburg, S. 24f.
  5. Vgl. das bei Munk (600 Jahre Hagenburg, S. 24 u. 26) abgedruckte Schatzregister.
  6. DI 96 (Lkr. Northeim), Nr. G 34

Nachweise

  1. Glocken-Inschriften, 1891 (Archiv des Museums Bückeburg, M 75), ohne Blattzählung (teilweise Durchreibung u. mehrere abweichende Transkriptionen, meist stark entstellt).
  2. Kdm. Kreis Schaumburg-Lippe, S. 102.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 195 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0019501.