Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 193 Stadthagen, St. Martini 1560 o. später

Beschreibung

Altarretabel. Holz. Auf dem Mittelfeld des dreiflügeligen Altarretabels in der Seitenkapelle (der ehemaligen Sakristei) Christus am Kreuz mit den gekreuzigten Schächern, unter dem Kreuz fünf weibliche und zwei männliche trauernde Figuren. Am T-Kreuz ist ein Schildchen mit dem Titulus aufgesteckt. Die Inschrift ist in Schwarz auf weißem Grund aufgemalt. Auf dem linken Flügel innen die Kreuztragung mit Veronika, auf dem rechten Flügel die Auferstehung. Auf den Außenflügeln jeweils ein Wappen; die Wappen sind bei einer Restaurierung nur teilweise wiederhergestellt worden. Als Bekrönung des Mittelteils links, rechts und in der Mitte jeweils ein Putto auf einem Postament, der einen Wappenschild mit dem holstein-schaumburgischen Wappen hält.

Maße: H.: 182 cm; B.: 107,5 cm (im geschlossenen Zustand); Bu.: 0,6 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Katharina Kagerer) [1/1]

  1. I(ESUS) N(AZARENUS) R(EX) I(UDAEORUM)a)1)

Wappen:
Grafen zu Sayn2)Fürsten von Mansfeld3)
Grafen von Holstein-Schaumburg und Sternberg, Herren zu Gemen4)

Kommentar

Die Wappen auf den Außenflügeln des Altarretabels lassen vermuten, dass es sich um eine Stiftung des Grafen Adolf zu Sayn (1538–1568) und seiner Ehefrau Maria von Mansfeld-Eisleben (1545–vor 1588) handelt; sie heirateten 1560.5) Adolf zu Sayn war ein Sohn Elisabeths von Holstein-Schaumburg, einer Schwester Ottos IV. von Holstein-Schaumburg. Kontakte Adolfs zu seinem Onkel Otto IV., der ihm ein Darlehen gewährte, sind nachweisbar.6) Da das mansfeldische Wappen auf dem heraldisch linken Außenflügel des Altars abgebildet ist, kommt am ehesten das genannte Ehepaar als Stifter des Altars in Frage. Weniger wahrscheinlich ist eine Zuordnung zu Karl von Mansfeld und Magdalena zu Sayn, der Schwester Adolfs zu Sayn.7)

Textkritischer Apparat

  1. Kürzungsstrich über NR.

Anmerkungen

  1. Io 19,19.
  2. Wappen Grafen zu Sayn, Herrn zu Homburg, Freusberg, Friedewald und Montclair (Herzschild Löwe (Sayn); quadriert: 1. Burg (Homburg), 2. Schlüssel (Montclair), 3. mit drei Eberköpfen belegter Linksschrägbalken (Freusberg), 4. mit drei Muscheln belegter Rechtsschrägbalken (Sirk u. Mainzberg)); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 1, Abt. 3, Reihe 1, S. 74 u. Tafel 167. Der Inhalt des 2. Felds ist nicht mehr sichtbar, im 3. Feld ist nur der Linksschrägbalken erkennbar.
  3. Wappen Fürsten von Mansfeld (quadriert: 1. und 4. quadriert: 1. und 4. sieben Mal geteilt (Querfurt); 2. und 3. senkrecht gerautet (Mansfeld); 2. Adler (Arnstein), 3. Löwe, überdeckt durch einen zweireihig geschindelten Schrägbalken (Heldrungen)); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 1, Abt. 3, Reihe 3A, S. 152f. u. Tafel 180. Der Inhalt des 1. und 4. Felds ist nicht mehr sichtbar, im 3. Feld ist der Inhalt des Schrägbalkens nicht mehr sichtbar.
  4. Wappen Grafen von Holstein-Schaumburg und Sternberg, Herren zu Gemen (Herzschild Nesselblatt mit drei in der Mitte zusammentreffenden Nägeln belegt, diese in der Mitte mit einem Schildchen belegt (Holstein-Schaumburg); quadriert: 1. u. 4. Stern (Sternberg), 2. u. 3. Balken mit drei Pfählen belegt (Gemen)); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 1, Abt. 1, Teil 2, S. 35 u. Tafel 39.
  5. Die Lebensdaten nach https://de.wikipedia.org/wiki/Stammliste_von_Mansfeld, zuletzt benutzt am 7.7.2016. Die Angabe bei Pönnighaus/Jobst, St. Martini-Kirche, S. 15, der Altaraufsatz sei von Anton von Wietersheim (zu ihm Nr. 310) gestiftet worden, dürfte auf einer Verwechslung mit einem Tafelbild, das die Auferstehung Christi zeigte, beruhen; vgl. Brosius, Anton von Wietersheim, S. 32.
  6. NLA BU, L 1, Nr. 7338 (nach Findbuch). Das Findbuch des Niedersächsischen Landesarchivs, Standort Bückeburg, verzeichnet auch eine „Korrespondenz zwischen Graf Otto zu Holstein-Schaumburg und den Grafen Johann, Wilhelm und Adolf zu Sayn“ aus den Jahren 1549–1566 (NLA BU, L 1 Nr. 1454; vgl. auch Nr. 1588).
  7. Die Hochzeit dieser beiden fand 1571 statt; vgl. NLA BU, L 1 Nr. 1455 (nach Findbuch).

Nachweise

  1. Pönnighaus/Jobst, St. Martini-Kirche, S. 15 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 193 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0019305.