Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 182(†) Wiedensahl, Heimatmuseum 1558, 1612

Beschreibung

Haus. Fachwerk. In dem 1973 abgebrochenen früheren Kellereihof des Klosters Loccum in Wiedensahl befand sich auf einem Balken in der Diele des Hauses die Inschrift A; der Verbleib dieses Balkens ist unklar.1) Der vom selben Gebäude stammende Torsturz mit Inschrift B wird jetzt im Heimatmuseum Wiedensahl aufbewahrt. Die ehemals eingeschnitzte Inschrift ist zu weiten Teilen nur noch in Weiß auf schwarzem Grund aufgemalt. Sie verläuft in zwei Zeilen, wobei sich in der ersten Zeile zwischen den beiden Eigennamen eine größere Lücke befindet, die möglicherweise ursprünglich weitere Buchstaben oder Ziffern enthielt. Das Datum am Ende der zweiten Zeile etwas kleiner und hochgestellt.

Inschrift A nach Heutger.

Maße: H.: 35,5 cm; B.: 270 cm; Bu.: 6,5–8,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/1]

  1. A †

    Johann Spanuth 1558

  2. B

    IOHAN SPANNVTH ANNA NENNEKERS / WOL GOT VORTRVWET DER HADT WOL GEBVWET2)AN(N)O 1612

Versmaß: Deutsche Reimverse (B, Z. 2f.).

Kommentar

Der Hof, zunächst Sitz der Herren vom See und seit Mitte des 13. Jahrhunderts Kellereihof des Klosters Loccum,3) war 1519 an Tönnies Spanuth (ca. 1470–1547), verpachtet worden und blieb von da an längere Zeit im Besitz dieser Familie. Der in Inschrift A genannte Johann Spanuth (1498–1563) war der Sohn des Tönnies Spanuth. Er hatte den Kellereihof von 1548 an inne und erbaute 1558 das Wohnhaus neu. Verheiratet war er mit Alheit Niemann aus Halle (Lkr. Holzminden). Einer der Söhne aus dieser Ehe, Tönnies Spanuth (ca. 1539–1611), übernahm den Hof im Jahr 1574. Aus dessen Ehe mit Gesche Bernewold aus Sachsenhagen ging u. a. der in Inschrift B genannte Johann Spanuth hervor (1589–1647). Er heiratete 1611 Anna Nennecker, die Tochter des Vogts in Windheim (Kreis Minden-Lübbecke, Nordrhein-Westfalen).4) Der Meierbrief, in dem er am 14. Juli 1612 vom Loccumer Abt Theodor Stracke als Pächter des Kellereihofs eingesetzt wurde, ist kopial in Strackes Chronik des Klosters Loccum erhalten.5) Inschrift B nimmt Bezug auf eine Renovierung des Hofs in den Jahren 1611 bis 1624. Bereits 1625 mussten Spanuth und seine Frau aufgrund der Wirren des Dreißigjährigen Kriegs nach Stadthagen fliehen; der Kellereihof verfiel.6) 1626 wurde Johann Spanuth Vogt in Windheim (Kreis Minden-Lübbecke, Nordrhein-Westfalen).7)

Anmerkungen

  1. Heutger gibt lediglich an, der Balken sei vor dem Abbruch geborgen worden (Heutger, Bau- und Kunstdenkmale des Landkreises Nienburg/Weser, S. 117).
  2. Vgl. Wander, Sprichwörterlexikon, Bd. 2, Sp. 90, Nr. 2200, hier in einer Mischform aus Hochdeutsch (HADT) und Niederdeutsch (WOL statt „wer“, VORTRVWET, GEBVWET).
  3. Dazu Hahn, Wiedensahl, S. 19–27; Wöbbeking, Vom „Edelhof“ zum „Abtshof“; Peeck, Heimatgeschichte Wiedensahl, S. 48–51.
  4. Spanuth, Stamm-Buch der Familie Span Uth, S. 18–23; Ronnenberg, Häuserliste Wiedensahl, S. 43.
  5. Hs. in der Klosterbibliothek Loccum, Chronik des Theodor Stracke I, fol. 188v (mein Dank gilt Simon Sosnitza (Mannheim), der mir freundlicherweise seine Edition von Strackes Chronik vorab zur Verfügung gestellt hat).
  6. Spanuth, Stamm-Buch der Familie Span Uth, S. 25.
  7. Spanuth, Stamm-Buch der Familie Span Uth, S. 4; Peeck, Heimatgeschichte Wiedensahl, S. 49.

Nachweise

  1. Wöbbeking, Vom „Edelhof“ zum „Abtshof“, S. 55 (Erwähnung von Inschrift B).
  2. Heutger, Bau- und Kunstdenkmale des Landkreises Nienburg/Weser, S. 117 (A).
  3. Peeck, Heimatgeschichte Wiedensahl, S. 54 (B).

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 182(†) (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0018206.