Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 178 Wiedensahl, Hauptstraße 111 1557

Beschreibung

Haus.1) Fachwerk. Die unmittelbar untereinander eingeschnitzten Inschriften befinden sich an einem Luchtbalken in der Diele des Hauses. Links und rechts wird das Schriftfeld von jeweils einer senkrechten eingeschnitzten Linie begrenzt. Als Worttrenner Quadrangeln und Kreise in Kontur, am Ende von Inschrift C ein Blattornament. Auf dem Schwellbalken des vorkragenden Giebels und auf dem Torsturz des Hauses Inschriften aus jüngerer Zeit.2)

Maße: Bu.: ca. 8–9 cm (A), ca. 4 cm (B), ca. 3–4 cm (C), ca. 5–6 cm (D).

Schriftart(en): Kapitalis mit unzialem D und mit Elementen der frühhumanistischen Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Katharina Kagerer) [1/1]

  1. A

    A(nno)a) D(omini) 1557

  2. B

    WERBOM · DOMMEI/NI · MANOM · EIT ·/ EIN TERNOM3)

  3. C

    WER · GOTTES · WORDTb) WERTRVTc) / HATd) · WOL GEBA · 4)

  4. D

    S · K · Me)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1557. (A)

Das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit. (B)

Versmaß: Deutsche Reimverse (C).

Kommentar

Die Inschriften sind unregelmäßig gearbeitet, insbesondere Inschrift C, die weniger tief eingekerbt ist als Inschrift B. Als Elemente der frühhumanistischen Kapitalis sind zu vermerken: unziales D, eingerolltes G, spitzovales O in Inschrift B, A mit nach unten gebrochenem Mittelbalken, B mit einander nicht berührenden Bögen in GEBA, konisches M mit oberhalb der Mittellinie endendem Mittelteil, verschränktes W. Neben dem verschränkten W tritt auch ein W in Form eines umgedrehten konischen M auf; M wiederum kann die Form eines umgedrehten verschränkten W annehmen. In DOMMEI/NI ist der rechte Schaft des ersten M mit dem linken Schaft des zweiten M verschränkt.

Die eigenwillige Orthographie des lateinischen Zitats dürfte darauf zurückzuführen sein, dass die Inschrift nach Diktat ausgeführt wurde. Zur Verbreitung der lutherischen Devise Verbum domini manet in aeternum im Gebiet des heutigen Landkreises Schaumburg vgl. Nr. 169.

Textkritischer Apparat

  1. Deckbalken des A in Kontur.
  2. T liegend.
  3. T liegend.
  4. Der Mittelbalken des A fehlt.
  5. Am Mittelteil des M setzt oben ein Kreuz an.

Anmerkungen

  1. Früher No. 35.
  2. Auf dem Schwellbalken des Giebels (vgl. Nr. 442): BIS HIEHER HAT MICH GOTT GEBRACHT DURCH SEINE GROSSE GUTE : BIS HIEHER HAT ER TAG UND NACHT BEWAHRT HERZ UND GEMUHTE . BIS HIEHER HAT ER MICH GELEITET . BIS HIEHER HAT ER MICH ERFREUT . BIS HIEHER MIR GEHOLFEN. Auf dem Torsturz: HEINERICH CHRISTIAHN BLAS : CATRINA SOFIA · RIMPHOFS / ANNO // 1789.
  3. Statt VERBUM DOMINI MANET IN AETERNUM (protestantische Devise nach I Pt 1,25).
  4. Die Verse sind eine Abwandlung des in Hausinschriften weit verbreiteten Spruchs „Wer Gott vertraut, hat wohl gebaut“. Vgl. Wander, Sprichwörterlexikon, Bd. 2, Sp. 90, Nr. 2200 sowie DI 59 (Stadt Lemgo), Nr. 174.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 178 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0017802.