Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 177 Gut Echtringhausen 1557

Beschreibung

Wappenstein. Der in hellgrauer Farbe gefasste Stein ist an der Südwestseite des Wohnhauses rechts neben zwei nachträglich angebrachten Fenstern eingemauert. Er ist an der linken Seite um etwa 12 cm beschnitten. Der oben und rechts von einem Gesims gerahmte Stein zeigt zwei Vollwappen. Oberhalb der Wappen verläuft in zwei vertieften Zeilen die erhaben ausgehauene Inschrift. Die linke obere Ecke des Steins ist abgebrochen. Sie war zum Zeitpunkt der Aufnahme (Juli 2014) durch Mörtel ersetzt, der einzelne vertieft gearbeitete Buchstaben enthielt, die aber in keinem Sinnzusammenhang zum Inschriftentext standen.

Maße: H.: 90 cm; B.: ca. 90 cm; Bu.: 6,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Kapitalis mit Versal.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/1]

  1. [ - - - ] · va(n) · sertze(n) · ffia · vam / [ - - - ]r · AN(N)Oa) · D(OMI)NIb) · M · D · LVII

Übersetzung:

[…] von Zerssen. Sophia von dem [Werder]. Im Jahr des Herrn 1557.

Wappen:
Zerssen,1) Werder2)

Kommentar

Kastenförmiges a. Bogen-r. Die beiden ff in ffia ähneln in ihrer Gestalt einem Versal. In AN(N)O und in D(OMI)NI fehlt der Schrägschaft des N. Das D in D(OMI)NI als unziales D, während die Buchstaben der Jahreszahl abgesehen von L, dessen Schaft und Balken keilförmig verbreitert ist, einer klassischen Kapitalis entsprechen.

Das Gut Echtringhausen war mindestens seit dem 14. Jahrhundert bis ins 19. Jahrhundert im Besitz der Familie von Zerssen.3) Die Inschrift nimmt auf Tönnies von Zerssen d. Ä. und seine Frau Sophia von dem Werder Bezug. Tönnies von Zerssen war der Sohn Wulferts III. und der Lucke Gröpeling. Er erhielt 1564 von Graf Otto IV. von Holstein-Schaumburg die Erlaubnis zum Bau einer kleinen Mühle in Echtringhausen. 1568 wurde er durch Graf Otto mit der langen Wiese belegen unther seiner Behausung Ochteringhausen 4) belehnt. Tönnies von Zerssen war von 1560 bis 1589 Drost des Amtes Bückeburg. Er gehörte der 1577 eingesetzten Ständeregierung an, die nach dem Tod Ottos IV. die Grafschaft Schaumburg leitete. Tönnies von Zerssen starb am 10. November 1603 in Lauenau; er wurde am 23. Januar 1604 in der Kirche von Deckbergen begraben.

Sophia von dem Werder war die Tochter des Heinrich von dem Werder auf Bisperode (Lkr. Hameln-Pyrmont) und einer Angehörigen der Familie von Bortfeld. Sie starb am 23. November 1586; auch sie ist in Deckbergen begraben.

Die Kinder des Ehepaars waren Wulfert VI. († 1616), Heinrich († 1628), Tönnies d. J. (siehe Nr. 448), Jobst und Anna († 1595).5)

Textkritischer Apparat

  1. N ohne Schrägschaft; o kleiner und hochgestellt.
  2. N ohne Schrägschaft; i kleiner und hochgestellt.

Anmerkungen

  1. Wappen Zerssen (Kesselhaken); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 135 u. Bd. 2, Tafel 344.
  2. Wappen Werder (aufgezäumtes und gesatteltes Pferd); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 17 u. Tafel 19.
  3. Die Angabe bei U. Maack, Flurnamen, S. 40 u. 82, wonach die Zerssen erst 1581 mit dem Gut Echtringhausen belehnt worden seien, scheint auf einem Irrtum zu beruhen. Bereits Walther III. von Zerssen (bezeugt von 1261–1309) soll auf Echtringhausen gewohnt haben (von Zerssen, Familie von Zerssen, S. 24). Vgl. auch Maack, Hof Echtringhausen, S. 9.
  4. Von Zerssen, Familie von Zerssen, S. 148.
  5. Von Zerssen, Familie von Zerssen, S. 148–153.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 177 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0017705.