Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 170 Probsthagen, Am Schäferhof 6 1553

Beschreibung

Fragment der Grabplatte für Johann von Münchhausen. Stein. Vermutlich aus der St. Martini-Kirche in Stadthagen. Der Stein, der die obere Hälfte einer Grabplatte bildet, war als Trittplatte an dem 1953/54 abgebrochenen Schäferhaus verbaut und kam im Jahr 1979 bei Umbauarbeiten zum Vorschein.1) Im achteckigen Innenfeld eine Darstellung des bärtigen Verstorbenen im Relief. Er ist in Rüstung dargestellt, an seinem Gürtel ein Schwert, die Hände sind zum Gebet zusammengelegt. In den oberen beiden Ecken jeweils ein Wappenschild. Die Wappen sind durch Bohrlöcher gestört. Die Inschrift läuft erhaben in vertiefter Zeile um den Stein um.

Maße: H.: 131,5 cm; B.: 115 cm; Bu.: 10,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Katharina Kagerer) [1/1]

  1. Anno · d(omi)ni / [M]ccccc · Vnde · liii a[ - - - ] / [ - - - ] / [ - - - h]v[s]ena) · dem · god · gnade ·

Wappen:
Münchhausen2)Frese I3)

Kommentar

g in Form des flachgedeckten g; der obere Bogenabschnitt und der Schaft sind unverbunden; das obere Ende des Schaftes ist nach links umgebrochen.

Johann von Münchhausen war der Sohn des Everd von Münchhausen und der Engel Frese.4) Die Eltern des Everd von Münchhausen waren Ludolf von Münchhausen und Sophie von Korff gen. Schmising.5) Engel Frese war die Tochter des Wilken Frese und der Engel von Warpe.6) Vermutlich waren die Wappen der Familien Korff gen. Schmising und Warpe am verlorenen unteren Rand der Platte abgebildet.

Johann von Münchhausen erhielt 1527 zusammen mit seinen Brüdern die Belehnung mit Besitzungen bzw. Rechten in Levesen, Nordsehl und Lüdersfeld sowie Gütern in den Bistümern Bremen und Verden.7) Johann erhielt bei einer Erbteilung den Hof in Stadthagen sowie Nordsehl, Lüdersfeld und den Hof zu Brandenburg (Stadthagen). 1544 wurde er erzbischöflicher Rat in Bremen.

Aus der Verbindung Johann von Münchhausens mit seiner Magd Magdalena gingen die Kinder Evert, Engel und Dorothea hervor. Johann von Münchhausen starb am 26. März 1553 in Stadthagen.8)

Textkritischer Apparat

  1. [ - - - h]v[s]en] zu ergänzen zu [Monnich]v[s]en.

Anmerkungen

  1. Schaumburg-Lippische Landeszeitung vom 16.8.1979 und freundliche Auskunft der Eigentümer.
  2. Wappen Münchhausen (Mönch); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 2,1, S. 274 u. Tafel 325.
  3. Wappen Frese I (Helm mit drei Kugeln belegt und drei Straußenfedern besteckt); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 56 u. Tafel 131.
  4. Von Lenthe/Mahrenholtz, Stammtafeln Münchhausen, Teil II, Nr. 125, S. 68f. sowie Nr. 95, S. 48f. Zu seinem Bruder Christoph vgl. Nr. 188.
  5. Von Lenthe/Mahrenholtz, Stammtafeln Münchhausen, Teil II, Nr. 63, S. 38.
  6. Von Lenthe/Mahrenholtz, Stammtafeln Münchhausen, Teil II, Nr. 95, S. 49.
  7. Von Lenthe/Mahrenholtz, Stammtafeln Münchhausen, Teil II, Nr. 124, S. 68.
  8. Von Lenthe/Mahrenholtz, Stammtafeln Münchhausen, Teil II, Nr. 125, S. 68–70; vgl. Nr. 197–199, S. 96.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 170 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0017006.